Dietrich Bonhoeffer (2.v.r.) mit italienischen Gefangenen und einem Oberfeldwebel im Wehrmachtsgefängnis Berlin-Tegel (Aufnahme von 1942)

Stichtag

9. April 1945 - Dietrich Bonhoeffer im KZ Flossenbürg hingerichtet

Er ist das sechste von acht Kindern des Neurologen Karl Bonhoeffer, dem Leiter der Berliner Charité: Dietrich wächst in einer Villa in Grunewald auf, hochbegabt, behütet und gefördert. Mit 17 Jahren hat er das Abitur, mit 21 ist er Doktor der Theologie, mit 24 habilitiert. Anschließend absolviert er ein Studienjahr in New York. Einer Professorenkarriere steht nichts mehr im Weg. Doch dann kommt Adolf Hitler an die Macht. Bonhoeffer schließt sich der "Bekennenden Kirche" an, die sich der politischen Gleichschaltung durch die Nazis entzieht. So werden etwa Pfarrer jüdischer Herkunft nicht entlassen.

Bonhoeffer leitet ab 1935 die Pfarrerausbildung der Bekenntniskirche, zunächst in einem Predigerseminar in Finkenwalde bei Stettin, dann in einem geheimen Seminar in Hinterpommern. Mit einer Kerngruppe der jungen Theologen gründet Bonhoeffer das sogenannte "Bruderhaus", eine Art christliche Wohngemeinschaft. In seinen Büchern "Nachfolge" und "Gemeinsames Leben" versucht er, ein entschiedenes Christentum zu begründen, das sich an der Bergpredigt Jesu orientiert. Aber die Gestapo schließt bis 1940 beide Seminare. Bonhoeffers Versuch, innerkirchlich Widerstand zu leisten, ist am Ende.

Vom Theologen zum Doppelagenten

Ab Oktober 1940 ist Bonhoeffer kein Pfarrrer mehr, sondern Agent der militärischen Spionageabwehr. Deren Leiter, Admiral Wilhelm Canaris, stellt ihm vertraute Nazi-Gegner als Doppelagenten ein. Nach außen sind sie V-Männer des militärischen Geheimdienstes. In Wahrheit arbeiten sie für die Verschwörung einiger Militärs gegen den "Führer". Bonhoeffer reist mitten im Krieg nach Norwegen und Schweden, in die Schweiz und in den Vatikan. Stets soll er über Mittelsmänner die Alliierten davon überzeugen, dass in Deutschland ein Putsch bevorsteht. Gleichzeitig lotet er Chancen für einen Waffenstillstand nach dem Tod Hitlers aus.

Dietrich Bonhoeffer ist der einzige evangelische Pfarrer, der die Ermordung Hitlers befürwortet und mit vorbereitet. "Wir können nicht nur die Wunden der Opfer verbinden, wir müssen dem Rad in die Speichen fallen", ist seine Überzeugung. Seine Kirche ignoriert ihn. Als er am 5. April 1943 mit mehreren Mitverschwörern verhaftet wird, kommt sein Name nicht auf die Gebetslisten der Gemeinden. Aus deren Sicht wird er nicht aus religiösen Gründen verfolgt, und mit dem politischen Widerstand will die Bekennende Kirche nichts zu tun haben.

Kurz vor Kriegsende erhängt

Lange tappen die Ermittler im Dunkeln, was die Agenten von Admiral Canaris eigentlich getan haben: Bonhoeffer kann in der Zelle schreiben, auch Briefe hinausschmuggeln. Erst als am 20. Juli 1944 das Attentat auf Hitler scheitert, weiß die Gestapo, wen sie gefangen hat. Bonhoeffer wird, wie andere Widerstandskämpfer auch, in einen Gestapokeller verlegt.

Als die Front sich Berlin nähert, transportiert man die Gefangenen erst in das KZ Buchenwald, dann in das KZ Flossenbürg. Am 9. April 1945, wenige Wochen vor dem Ende des Krieges, wird Dietrich Bonhoeffer erhängt, zusammen mit Admiral Canaris. Bonhoeffer wird 39 Jahre alt.

Stand: 09.04.2005