Stichtag

26. März 2005 - Vor 40 Jahren: Deutsche Erstaufführung des Films "Alexis Sorbas"

Beim "Griechen nebenan" gehört er dazu wie Gyros, Ouzo und Souvlaki: der Sirtaki - leise klimpernd im Hintergrund. Die Melodie von Mikis Theodorakis beschwört im grauen Norden Urlaubsträume herauf  - aber auch das Bild von Anthony Quinn, der den griechischen Volkstanz in den Strandsand tanzt.Dabei gab es bis vor 40 Jahren gar keinen Volkstanz dieses Namens. Ob den "Sirtaki" nun eine Werbeagentur oder der Schauspieler selbst erfunden hat, ist unklar. Jedenfalls wird er zum berühmtesten, wenn auch erfundenen Aushängeschild hellenischer Folklore durch einen Spielfilm: "Alexis Sorbas", der am 26. März 1965 in Deutschland Premiere hatte.

Die Vorgeschichte der Kino-Legende (oder des Mythos, wie man in griechischem Kontext besser sagt) reicht bis 1917 zurück. Da erbt der griechische Schriftsteller Nikos Kazantzakis eine Kohlemine in Mani auf dem Peloponnes. Hier lernt er den mazedonischen Bergarbeiter Georgius Sorbas kennen. Er wird für den Intellektuellen zur Verkörperung der griechischen Volksseele. Jahrzehnte später verewigt Kazatzakis den sinnenfrohen Mann in seinem Roman "Alexis Sorbas".
Anfang der 60er Jahre bietet der griechische Regisseur Michael Cacoyannis ein Drehbuch nach dem Roman in Hollywood an. Aber niemand will es haben, niemand will den Sorbas spielen, weder Burt Ives noch Burt Lancaster. Dann trifft Cacoyannis Anthony Quinn - und der gebürtige Mexikaner beschließt, die griechische Volksseele zu verkörpern, obwohl er nicht tanzen kann. Deshalb wird für ihn die Schlichtversion eines Volkstanzes erfunden, der Sirtaki eben. Cacoyannis übersteht die Dreharbeiten mit chronischer Geldnot und der überstürzten Abreise des Stars Simone Signoret. Sein "Alexis Sorbas" wird zu einem der größten Erfolge der Kinogeschichte. Theodorakis' Filmmusik erhält einen Oskar, zwei weitere gehen an Lila Kedrowa als bester Nebendarstellerin und an den Kameramann Walter Lasally.
Und die Handlung? Es geht um eine Kohlemiene auf Kreta, um Liebeskummer, Selbstmord und Lynchjustiz. Aber eigentlich geht es um die griechische Seele und darum, wie man das Leben trotz aller Katastrophen tanzen kann, barfuss und am Strand.


Stand: 26.03.05