Eigentlich verdankt William F. Cody alias "Buffalo Bill" seine Berühmtheit einem Konkurrenten. Zu dieser Zeit existieren mindestens drei Buffalo Bills, und der Boulevardjournalist Ned Buntline ist extra aus New York in die Prärie gekommen, um einen anderen zu interviewen. Der aber jagt ihn mit Pistolenschüssen davon.
Um den Aufwand und die Kosten zu rechtfertigen, schnappt sich Buntline eben Cody – und schreibt über ihn schließlich sogar Theaterstücke und Groschenheftchen. So nimmt die Legende ihren Lauf.
4.300 Büffel in 18 Monaten
Geboren wird Cody am 26. Februar 1846 auf einer kleinen Farm im Territorium der Iowa. Seine Kindheit ist geprägt vom Kampf der Siedler gegen die Indianer. Als er elf Jahre ist, stirbt sein Vater: Fortan versucht er, die Familie als Viehtreiber, Bote und Fallensteller durchzubringen.
1868 wird Cody Kundschafter der US-Armee. Zugleich macht er sich mit der Tötung besonders vieler Bisons einen Namen, die die Gleise der frisch gebauten Eisenbahnstrecken blockieren und die Hauptnahrungsmittel der Indianer sind. Büffel zu töten, ist ein wichtiges Instrument beim Genozid an den Ureinwohnern. 4.300 Büffel schlachtet Cody in anderthalb Jahren ab – mehr als jeder andere Jäger. So erhält er seinen Spitznamen "Buffalo Bill".
Der rettende Engel
1876 beteiligt sich Cody nach der verlorenen Schlacht am Little Bighorn River an einem Rachefeldzug gegen die Indianer und soll für das einzige Opfer – Chief Yellow Hand – verantwortlich sein, das er angeblich skalpiert. Da hat er sich eigentlich schon einer Schaustellertruppe angeschlossen und hat sich in Buntlines Theaterstücken auch schon selbst gespielt.
1883 gründet Cody "Buffalo Bill’s Wild West Show", mit der er zunächst in den großen Städten der Ostküste, später auch in Europa gastiert. In den dort erzählten Geschichten tritt er oft als rettender Engel auf, der die Siedler von den Indianern befreit.
Vom Büffelschlachter zum Indianerfreund
Bis zu 800 Darsteller lässt Cody in seiner Show auftreten, darunter Kunstschützen, Rodeoreiter, Lassoschwinger, später auch russische Kosaken, Araber und Elefanten. Für 50 Dollar Wochenlohn spielt teilweise auch Häuptling Sitting Bull – Bezwinger der US-Armee am Little Bighorn River – sich selbst. In den Vorstellungen sitzen nicht selten bis zu 10.000 Zuschauer. Mit 50 ist Cody der bekannteste Amerikaner der Welt. 30 Jahre lang gilt seine Veranstaltung als beliebteste Show überhaupt.
1910 schwindet das Interesse langsam, Cody verliert durch Fehlinvestitionen einen Gutteil seines Vermögens. Er stirbt 1917 im Alter von 70 Jahren. Da hat er seine Legende längst in Richtung Indianerfreund verändert. Die Sioux jedenfalls beweinen in einer Trauerbekundung einen "treuen Freund".
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Februar 2021 ebenfalls an Buffalo Bill. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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