Tschechiens Präsident Vaclav Havel gibt am 02.02.2002 in Prag eine Pressekonferenz

2. Februar 1993 - Václav Havel wird Präsident Tschechiens

Stand: 02.02.2018, 00:00 Uhr

Während der Samtenen Revolution in der Tschechoslowakischen Republik (CSSR) wird der Schriftsteller und Bürgerrechtler Václav Havel zur Symbolfigur des gewaltlosen Widerstandes. Nach nur sechs Wochen friedlichen Protestes im Herbst 1989 gibt das kommunistische Regime auf. Havel wird vom Parlament zum Präsidenten der Tschechoslowakei gewählt.

Der Aufstieg an die Spitze des Landes ist keineswegs vorgezeichnet. Denn bereits in den 1950er Jahren ist der am 5. Oktober 1936 in Prag geborene Havel staatlichen Repressionen ausgesetzt. Er darf aus ideologischen Gründen nicht studieren und arbeitet zunächst als Chemielaborant. In dieser Zeit beginnt er, zu schreiben.

Vaclav Havel wird Präsident der tsch. Republik (am 02.02.1993)

WDR 2 Stichtag 02.02.2018 04:17 Min. Verfügbar bis 31.01.2028 WDR 2


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Jahrelang in Haft

Trotz des späteren Publikationsverbotes macht sich Havel ab den 1960er Jahren als Dramatiker vor allem im Ausland einen Namen. Während des Prager Frühlings unterzeichnet er einen offenen Brief mit Forderungen nach mehr Demokratie. 1977 ist er Mitbegründer der Menschen- und Bürgerrechtsbewegung "Charta 77". Von 1979 bis 1983 muss er aus politischen Gründen ins Gefängnis.

Als erster nicht-kommunistischer Präsident der Tschechoslowakei ist Havel beliebt. Er fordert zum Beispiel: "Wahrheit und Liebe müssen siegen über Lüge und Hass." 1990 wird der Staat in "Tschechische und Slowakische Föderative Republik" (CSFR) umbenannt. Doch die bislang geeinten Gegner des alten Regimes haben keine weiteren gemeinsamen Ziele. 1992 beschließen Tschechen und Slowaken, getrennte Wege zu gehen.

Für EU- und NATO-Beitritt

Nach Auflösung der CSFR wird Havel zum ersten Präsidenten der Tschechischen Republik gewählt. Das Amt tritt er am 2. Februar 1993 an. Havel setzt sich dafür ein, dass sein Land der EU und der NATO beitritt. Im Ausland wird er politisch und moralisch geschätzt - sei es von US-Präsident Bill Clinton, Papst Johannes Paul II. oder dem Dalai Lama.

Innenpolitisch wird Havel jedoch immer unbeliebter - auch weil er sich für die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg entschuldigen will. Manche werfen ihm Doppelmoral vor, als 1996 seine erste Frau und politische Weggefährtin Olga stirbt und bekannt wird, dass er bereits ein Verhältnis mit einer Schauspielerin hat.

Zum Schluss wieder Autor

2003, am Ende seiner zweiten Amtszeit, zieht sich Tschechiens lungenkranker Präsident aus der Politik zurück. Er beginnt, wieder zu schreiben. Václav Havel stirbt am 18. Dezember 2011 mit 75 Jahren auf seinem Gut bei Hrádeček.

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