Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) gibt am 01.03.2011 in Berlin seinen Rücktritt bekannt

1. März 2011 - Verteidigungsminister zu Guttenberg tritt zurück

Stand: 01.03.2021, 00:00 Uhr

Im Februar 2011 rollt ein Skandal auf Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zu. Der "Süddeutschen Zeitung" ist eine Information zugespielt worden: In Guttenbergs Dissertation gebe es abgeschriebene Textstellen, behauptet ein Bremer Jura-Professor. Die Doktorarbeit sei an mehreren Stellen "ein dreistes Plagiat" und "eine Täuschung".

Nach drei Tagen Recherche geht die Zeitung am 16. Februar an die Öffentlichkeit. Noch am selben Tag dementiert Guttenberg die Vorwürfe als "abstrus". Zwei Tage später entschuldigt er sich für "eventuelle Fehler". Er habe aber "zu keinem Zeitpunkt bewusst getäuscht". Den Titel will er vorerst ruhen lassen.

Verteidigungsminister Guttenberg tritt zurück (am 01.03.2011)

WDR 2 Stichtag 01.03.2021 04:16 Min. Verfügbar bis 27.02.2031 WDR 2


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Plagiatsjäger im Netz

Derweil geht die Überprüfung der Doktorarbeit weiter, die 2006 eingereicht und von der Universität Bayreuth mit Bestnote bewertet worden ist. Neben Medien recherchieren auch interessierte Bürger auf eigene Faust - ein Novum. Sie präsentieren ihre Ergebnisse auf der Internet-Plattform "GuttenPlag-Wiki".

Mehr als 60 Prozent der Arbeit seien in der einen oder anderen Form nicht sauber, sagen die Plagiatsjäger. Abgeschrieben worden sei nicht nur aus Fachbüchern, sondern auch aus Zeitungsartikeln und Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages.

Unterstützung von "Bild"

Im Bundestag wirbt Guttenberg um Verständnis: "Ich war so hochmütig zu glauben, dass mir die Quadratur des Kreises gelingt - und zwar politische Leidenschaft und Arbeit sowie wissenschaftliche und intellektuelle Herausforderungen als junger Familienvater miteinander in Einklang zu bringen."

Laut Umfragen ist Guttenbergs Popularität lange ungebrochen. Ein paar Bewunderer gehen auf die Straße. Auch die "Bild"-Zeitung stützt Guttenberg. "Unsere Position", so Nikolaus Blome, damals Leiter des Hauptstadtbüros der Zeitung, "war: Bei allem, was er da an Mist gebaut hat, sollte er trotzdem bleiben dürfen."

Titel wird entzogen

Als die Universität Bayreuth am 23. Februar Guttenberg den Doktortitel entzieht, ist die Sache klar. Am 1. März 2011 erklärt Guttenberg seinen Rücktritt als Minister: "Wenn es auf dem Rücken der Soldaten nur noch um meine Person gehen soll, kann ich das nicht mehr verantworten."

Er bestreitet bis heute, bewusst getäuscht zu haben. Die nicht ausgewiesenen Zitate seien aus Überforderung und Schlamperei in seinem Text gelandet. Das sieht Tanjev Schultz, der den Skandal für die "Süddeutsche Zeitung" mit aufgedeckt hat, anders: Die "Massivität an Fremdübernahmen" sei "systematisch so angelegt" gewesen.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 1. März 2021 ebenfalls an den Rücktritt von Karl-Theodor zu Guttenberg. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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