Patrizierpaläste, Avenidas, Theater - Buenos Aires gilt als "Paris Südamerikas". Argentiniens Hauptstadt, deren Name auf Deutsch "Gute Lüfte" bedeutet, liegt am Rio de la Plata, dem "Silberfluss".
Der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges hingegen spricht vom "Fluss voller Träumereien und Schlamm". Schließlich verdankt der Strom, der in den Atlantik mündet, seinen Namen einer Illusion. Es geht um Gier - getrieben von der Legende eines Königreichs im Landesinneren mit Bergen voller Silber.
Habsburgs Gier
Der Habsburger Karl V., König von Spanien, braucht Geld. Die Religionskriege gegen Luthers Reformation sind teuer. Eroberungen sollen neue Einnahmen bringen. In Südamerika hält Spanien am Pazifik zwar einen Hafen in Peru, am Atlantik aber konkurriert das Land mit Portugal.
Spanien glaubt, am Rio de la Plata Reichtümer wie im Inka-Imperium vorzufinden. Die Lizenz zur Eroberung erhält Pedro de Mendoza, ein Vertrauter der Krone. Seine Flotte sticht mit 14 Schiffen in See. An Bord ist auch der bayerische Landsknecht Ulrich Schmidl.
Eroberer werden bewirtet - zunächst
Nach mehr als fünf Monaten Überfahrt notiert Schmidl in seinem Tagebuch: "Sind also durch Gottes Segen in Rio de la Plata angekommen, dort haben wir eine Stadt gebaut und sie Buenos Aires genannt." Gegründet wird am 2. Februar 1536 jedoch lediglich eine Siedlung aus Lehmhütten.
Die Eroberer treffen auf "ein indianisches Volk", wie Schmidl vermerkt. "Sie heißen Querandis, ungefähr 3.000 Mann samt Weibern und Kindern, haben uns zu essen gebracht, Fisch und Fleisch."
Krieg und Hunger
Doch statt von Silberbergen schreibt Schmidl von wilden Tieren, Krankheiten und Krieg. Denn die Querandis haben bald keine Lust mehr, die Eindringlinge durchzufüttern. Sie wehren sich. Eine Hungersnot bricht aus.
"Es wurden dann auch Schuhe und Leder gegessen", notiert Chronist Schmidl. "Ein Spanier aß seinen Bruder, der gestorben war in der Stadt Buenos Aires." Den Feuerpfeilen der Querandis hält die Siedlung nicht stand. Sie brennt ab.
Zweite Gründung
Erst 40 Jahre später kehren die Spanier zurück: Der Baske Juan de Garay gründet Buenos Aires zum zweiten Mal. Diesmal jedoch vom Land aus - als letzten Außenposten des Vizekönigreichs von Peru.
"Es geht jetzt nicht mehr um Eroberung, sondern um Kolonisierung", sagt Historiker Ricardo Watson von der Universität Buenos Aires. "Doch die Logik der spanischen Krone bleibt dieselbe: Raub der Reichtümer."
Es dauert noch 300 Jahre, bis Buenos Aires zur Hauptstadt von Argentinien wird.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 2. Februar 2021 ebenfalls an die Gründung von Buenos Aires. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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