Paul Schlack, Chemiker und Perlon-Erfinder

22. Dezember 1897 - Perlon-Erfinder Paul Schlack wird geboren

Stand: 22.12.2017, 00:00 Uhr

In der Geschichte der synthetischen Textilfaser ist der 29. Januar 1938 ein Meilenstein. In Berlin-Lichtenberg bemerkt der Chemiker Paul Schlack in seinem Laboratorium der Aceta-Kunstseidenfabrik der IG Farben etwas Seltsames: "Da konnte ich feststellen, dass die Flüssigkeit vom Abend zuvor sich inzwischen in eine hornartige Masse verwandelt hatte, die äußerst zäh und elastisch war."

Dem 40-Jährigen ist es gelungen, Perlon herzustellen - ein Konkurrenzprodukt zu Nylon: Der ersten vollsynthetischen Kunstfaser, die US-Chemiker Wallace Carothers 1935 für den Du-Pont-Konzern entwickelt hatte. Beide Fasern eignen sich bestens für die Strumpfherstellung.

Paul Schlack, Chemiker (Geburtstag 22.12.1897)

WDR 2 Stichtag 22.12.2017 04:17 Min. Verfügbar bis 20.12.2027 WDR 2


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Damenstrümpfe und Kriegsproduktion

Schon im Sommer 1938 werden die ersten Perlon-Strümpfe angeboten. Die beiden Firmen IG Farben und Du Pont tauschen Patente aus und beschließen, sich den gewaltigen Markt untereinander aufzuteilen. Doch der Zweite Weltkrieg ändert das Einsatzgebiet der Kunstfaser. Adolf Hitlers Kriegsindustrie verwendet Perlon, um daraus Fallschirme und Flugzeugreifen zu fabrizieren.

Der am 22. Dezember 1897 in Stuttgart geborene Schlack erhält das Kriegsverdienstkreuz erster Klasse. Noch kurz vor Kriegsende entstehen zwei neue Perlon-Fabriken. In kleiner Auflage werden auch Damenstrümpfe für Privilegierte hergestellt. 1943 erhalten sie die Ehefrauen von IG-Farben-Managern zu Weihnachten. Schlack, der das Aceta-Laboratorium seit 1926 leitet, bleibt bis 1945 im Amt.

Fortsetzung der Karriere nach Kriegsende

Als nach der deutschen Kapitulation die wichtigsten Perlon-Betriebe in der Sowjet-Zone liegen, wird zunächst Nylon zum weltweiten Verkaufsschlager. Erst Jahre später gelingt es Schlack, im früheren IG-Farben-Werk Bobingen bei Augsburg die kommerzielle Produktion von Perlon wieder anlaufen zu lassen.

Die Kunstfaser wird zum Inbegriff des sogenannten Wirtschaftswunders: 1951 werden in Westdeutschland 30 Millionen Strümpfe verkauft, das Paar für zehn Mark. Vier Jahre später sind es 100 Millionen zum Preis von lediglich drei Mark. Auch Hemden werden aus Perlon hergestellt.

Honorarprofessur und Bundesverdienstkreuz

Ab 1955 leitet Schlack die Faserforschung der Firma Hoechst. Sechs Jahre später ernennt ihn die Hochschule Stuttgart zum Honorarprofessor. 1968 wird der Chemiker mit dem Großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, zehn Jahre später wird er auswärtiges Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR.

Paul Schlack stirbt am 19. August 1987 im Alter von 89 Jahren in Leinfelden-Echterdingen.

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