Maximilian Kolbe

14. August 1941 - Maximilian Kolbe stirbt im KZ Auschwitz

Stand: 14.08.2016, 00:00 Uhr

Stammlager Auschwitz, 29. Juli 1941, gegen 14 Uhr: SS-Hauptsturmführer Karl Fritzsch statuiert ein Exempel. Einem Häftling aus Block 14a ist die Flucht gelungen, zur Strafe und Abschreckung müssen zehn Gefangene in den Hungerbunker. Dort sollen sie bleiben, bis sie sterben. Einer der Todeskandidaten, die Fritzsch auswählt, ist Franciszek Gajow. Er ist 39 Jahre alt, Sergeant der polnischen Armee, und fleht um sein Leben, weil er Frau und zwei Kinder hat.

Plötzlich löst sich ein Gefangener aus den Reihen der Häftlinge, die der Selektion beiwohnen müssen. Es ist Maximilian Maria Kolbe, ein 47 Jahre alter katholischer Mönch. "Pater Kolbe stellt sich vor den Kommandanten hin und sagt: 'Ich gehe anstelle dieses Vaters'", erinnert sich der ehemalige Auschwitz-Häftling Ted Wojtkowski. Schutzhaftlagerführer Fritzsch habe sich irritiert vorgebeugt und gesagt: "Wer bist du: ein verrückter Pfaffe, stimmt's?" Kolbe habe geantwortet: "Das stimmt: Ich bin ein katholischer Priester." Der sichtlich nervöse Fritzsch habe gezögert, einen Schritt zurück gemacht und geschrien: "Umtauschen!" Kolbe wird zusammen mit den anderen neun Ausgesonderten in eine sieben Quadratmeter große Zelle gesperrt - ohne Wasser, ohne Nahrung.

Antisemitische Marienverehrung?

Geboren wird Kolbe am 7. Januar 1894 im polnischen Zdunska-Vola. Getauft wird er auf den Vornamen Rajmund. Beide Eltern sind tief religiös. Ihr Leben besteht aus Schuften am Webstuhl und Beten vor einem Marienaltar in ihrer Mietwohnung. Rajmund und sein älterer Bruder erhalten das Angebot, das Gymnasium der Franziskaner in Lemberg zu besuchen. Rajmund ist ein kränklicher Schüler, aber klug. Er hat ein besonderes Talent für Mathematik und Physik. Mit 16 Jahren will er zunächst Soldat werden, um Polen von den russischen Machthabern zu befreien. Doch dann entschließt er sich, Priester zu werden. Am 4. September 1910 tritt er in den Minoritenorden der Franziskaner ein. Sein Ordensname lautet: Maximilian Maria.

Während seines Theologiestudiums in Rom gründet er eine Gebetsgemeinschaft, die sich der Marienverehrung widmet. Er nennt sie "Militia Immaculatae" ("Ritterschaft der Unbefleckten"). In einem Satzungsentwurf schreibt er im Oktober 1917: "Wir wollen Sünder bekehren, Häretiker, Schismatiker, Juden und besonders die Freimaurer." Kolbe betrachtet dabei Freimaurer "als eine organisierte Clique fanatischer Juden, die die Kirche zerstören wollen". Kritiker sprechen deshalb von Antisemitismus und streiten sich mit Kolbe-Verehrern bis heute über Sätze wie diesen von ihm: "Der atheistische Kommunismus [hat] seinen Ursprung ... in jener verbrecherischen Mafia ..., die sich Freimaurerei nennt, und die Hand, welche all das auf ein klares Ziel lenkt, ist der internationale Zionismus."

Missionar in Japan

1918 wird Kolbe zum Priester geweiht, im Jahr darauf promoviert er in Philosophie und Theologie. Mit Mitte 20 lehrt er in Krakau Philosophie und Kirchengeschichte. Außerdem treibt er als Verleger und Journalist die Sache der Muttergottes voran. 1930 geht er als Missionar nach Japan und gründet in Nagasaki "Mugenzai no sono", den Garten der Unbefleckten.

Erst sechs Jahre später kehrt Kolbe nach Polen zurück, wo seine Ritterschaft inzwischen weiter gewachsen ist. Er leitet die Redaktion der Zeitschrift "Ritter der Unbefleckten", die 1937 eine Auflage von 800.000 Exemplaren hat. Zudem verlegt er eine Tageszeitung, Kalender und Bücher in verschiedenen Sprachen. Bis zum Einmarsch der Deutschen in Polen im September 1939 wächst sein Schriftapostolat auf mehr als 700 Mitarbeiter an.

1941 kommt Kolbe nach Auschwitz

Trotz seiner als antisemitisch kritisierten Äußerungen gewährt Kolbe ab 1939 hunderten Juden Asyl im Kloster, um sie vor den Nazis zu schützen. Er selbst wird in einem Zeitungsbericht der Hetze gegen Deutsche verdächtigt. Im Februar 1941 kommt er deswegen zunächst in Gestapo-Haft, ab Ende Mai ist Kolbe im Konzentrationslager Auschwitz, als Schutzhäftling Nummer 16670. Mithäftling Bruno Borgowiec wird im August von der SS beauftragt, täglich nach den Todeskandidaten im Hungerbunker zu sehen: "Ich fand Pater Maximilian immer mitten in der Zelle kniend oder stehend, laut betend, selbst wenn die anderen Häftlinge wie leblos herumlagen." Einige hätten um Wasser gebeten. "Pater Maximilian war immer ruhig, bat um nichts."

Mit Phenol-Spritze getötet

Am 14. August 1941, nach 16 Tagen im Hungerbunker, leben nur noch Kolbe und drei andere Gefangene. Weil Kommandant Fritzsch die Zelle für eine neue Strafaktion nutzen will, lässt er die vier töten - mit einer Phenol-Injektion. Franciszek Gajowniczek, an dessen Stelle der Franziskanerpater in Hungerbunker gegangen ist, stirbt im März 1995 im Alter von 93 Jahren. Der ehemalige polnische Offizier war 1982 dabei, als Maximilian Kolbe von Papst Johannes Paul II. auf dem Petersplatz in Rom heiliggesprochen wurde.

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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. August 2016 ebenfalls an Maximilian Kolbe. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.

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