Erwin Lindemann, Herr Müller-Lüdenscheidt und Frau Hoppenstedt, Jodeldiplom und Kosakenzipfel, "Das Bild hängt schief" und "Sagen Sie jetzt nichts": Figuren, Sketche und Sätze des Humoristen Loriot stecken tief im kollektiven Gedächtnis der Bundesbürger. Und auch die kommunikativen Katastrophen zwischen Mann und Frau hat wohl niemand derart präzise aufs Tapet gebracht wie er.
"Ach was!"
Geboren wird Loriot als Victor Christoph Carl von Bülow am 12. November 1923 in Brandenburg an der Havel. Sein Vater ist ein hochrangiger Polizeioffizier, der seinem Sohn die Liebe zu Literatur und Theater ebenso vererbt wie einen preußischen Hang zur Perfektion.
Der Vater ist es auch, der Loriot nach dem Notabitur und einer angefangenen Offizierslaufbahn im Nationalsozialismus 1947 rät, Malerei und Grafik in Hamburg zu studieren. Nach dem Abschluss arbeitet Loriot als Werbegrafiker und Karikaturist, etwa für den "Stern". In dieser Zeit erfindet er auch sein distinguiertes Knollenmännchen, das in Cartoonbüchern "Lebenshilfe" gibt.
1951 heiratet Loriot seine Jugendliebe Rose-Marie Schlumbom, mit der er zwei Töchter hat. Ab 1967 wird er einem breiteren Publikum auch mit seiner ersten Fernsehsendung "Cartoon" bekannt, in der er, auf einem roten Biedermeiersofa sitzend, seine Trickfilme und Sketche vorstellte.
Berühmt wird auch Loriots Fernsehhund Wum, der zunächst allein und später mit dem Elefanten Wendelin und dem Außerirdischen "Blauer Klaus" in Wim Thoelkes später in "Der große Preis" umbenannter Quizshow "Drei mal neun" auftritt. 1978 beendet er seine TV-Karriere nach rund 100 Sketchen.
"Pappa ante Portas"
Seit Mitte der 70er-Jahre beschäftigt sich Loriot verstärkt mit Musik. 1982 dirigiert er das "humoristische Festkonzert" zum 100. Geburtstag der Berliner Philharmoniker, indem er auf der Bühne vorgibt, zu einer Schallplatte im heimischen Wohnzimmer zu dirigieren.
Drei Jahre später hat in Aachen eine Theaterfassung seiner "Dramatischen Werke" Premiere, gefolgt von seiner Version der komischen Oper "Martha" von Friedrich von Flotow 1986 in Stuttgart oder "Wagners Ring an einem Abend" 1992 in Mannheim.
Intensiv arbeitet Loriot in seinen TV-Sketchen mit seiner 2007 verstorbenen, kongenialen Partnerin Evelyn Hamann zusammen. Auch bei den Kinoerfolgen "Ödipussi" (1987) sowie in "Pappa ante Portas" (1990) steht sie an seiner Seite. "Ödipussi" wird in Ost- und Westberlin parallel uraufgeführt: Ein Zeichen dafür, dass Loriot auch in der DDR höchstes Ansehen genießt.
Loriot stirbt 2011 in Ammerland an Altersschwäche.
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