Lee Hazlewood ist "hart und sperrig wie Rohleder und dabei so weich wie ein alter Schuh". So jedenfalls charakterisiert ein Freund den Sänger, der mit seinem buschigen Schnauzbart eher etwas kauzig aussieht. Er selbst bezeichnet sich als "alten Cowboy, der ein paar Songs geschrieben hat".
Das, was Hazlewood "ein paar Songs" nennt, sind in Wahrheit Meilensteine der Popgeschichte. "These Boots Are Made For Walkin'" gehört dazu, "Summer Wine" und "Jackson".Sie machen Hazlewood zu einem der ganz großen Komponisten der populären Musik.
Sound aus dem Wassertank
Geboren wird Hazlewood am 9. Juli 1929 in Mannford im US-Bundesstaat Oklahoma. Sein starkes Stottern verliert er dank des Rats, vor jedem Satz zu pfeifen – die erste frühe Begegnung mit den Tönen. Obwohl er sich zur Musik hingezogen fühlt, studiert er zunächst Medizin, unter anderem in Kalifornien, das er aber wegen des Koreakriegs abbrechen muss. Danach zieht er als Komponist und Radiomoderator nach Arizona. Mit dem Gitarristen Duane Eddy produziert er wegen des Hall-Effekts ein Album in einem Wassertank – und erfindet so den damals populären "Twang"-Sound.
1964 trifft Hazlewood auf die als untalentiert geltende Sängerin Nancy Sinatra, die aus dem Schatten ihres Vaters Frank Sinatra heraustreten möchte. Nancy überzeugt ihn, mit ihr "These Boots Are Made For Walkin'" einzuspielen. Hazlewood empfiehlt ihr, den Song arrogant und zynisch zu singen, "wie eine 14-Jährige, die mit Truckern mitgeht" – und macht die junge Sängerin so über Nacht zum Star.
Die Schöne und das Biest
Fortan komponiert Hazlewood zahlreiche Songs für Nancy Sinatra, in denen er teils auch den männlichen Konterpart einsingt. Das Duo inszeniert sich erfolgreich auch in Videos als die Schöne und das Biest – und bleibt ein Leben lang befreundet.
Ende der 1960er Jahre geht Hazlewood mit seiner Familie nach Europa. Nach Stationen in Frankreich, Deutschland, Irland und Spanien lässt er sich in Schweden nieder, wo er weiterhin für Nancy schreibt. 1977 veröffentlicht er seine vorerst letzte eigene LP. 1995 geht er mit Nancy Sinatra erfolgreich auf Tour. In dieser Zeit entdecken Musiker wie Nick Cave und Robbbie Williams seine Musik und covern seine Songs.
Als Hazlewood 2005 von seiner Nierenkrebserkrankung erfährt, veröffentlicht er das Album "Cake Or Death", auf dem auch der Schlagzeuger der Band "Die Ärzte", Bela B., zu hören ist. Er stirbt 2007 mit 78 Jahren in Las Vegas.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 9. Juli 2019 ebenfalls an Lee Hazlewood. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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