Joseph Smith, Holzstich

Stichtag

23. Dezember 1805 - Mormonenprophet Joseph Smith wird geboren

Joseph Smith hat Visionen. Von Kindheit an wird er laut eigener Aussage davon heimgesucht. Als der 14-Jährige in den einsamen Wäldern von Palmyra an der amerikanischen Ostküste beten will, erscheint ihm der Herrgott höchstpersönlich als Lichtgestalt und offenbart ihm die Sündhaftigkeit der Welt. Aber nicht nur das.

"Gott sagte mir, dass ich mich keiner der bestehenden Kirchen anschließen sollte", wird er später notieren. "Denn das Evangelium sollte in seiner ganzen Fülle wiederhergestellt werden." Dieses neue Neue Testament wird Smith später Freunden in die Feder diktieren. Es wird zu einer zweiten Bibel der Mormonen.

Blick durch magische Kristalle

Geboren wird Smith am 23. Dezember 1805 im Dörfchen Sharon. Auf den steinigen Äckern und Wiesen graben die Farmer nach Gold; in einem von Armut, Aberglauben und Religiosität geprägten Umfeld erwirbt sich Smith schon früh den Ruf, aus "magischen Steinen" lukrative Fundstellen herauslesen zu können. Er selbst hingegen ist auf der Suche nach einem anderen Schatz: der Wahrheit. 1823 offenbart ihm ein Engel namens Morini einen Ort, an dem das echte, von Christus verkündete und vom Propheten Mormon auf goldenen Platten in einer fremden Schrift festgehaltene Evangelium vergraben ist.

Wenn man Smiths Schilderungen glauben kann, dann vergehen weitere vier Jahre, bevor er die goldenen Platten irgendwo im Nirgendwo ausgraben und mit nach Hause nehmen darf. Vor Ort findet er auch magische Kristalle, die ihm die außerirdischen Schriftzeichen leserlich machen. Da er selbst nur schlecht schreiben kann, übersetzt er die Platten, verborgen hinter einem Vorhang, während Freunde mitschreiben. Nach drei Jahren sind 584 Seiten fertig, Moroni bekommt das Original zurück. Die Abschrift wird zum Gründungsmanifest der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage", kurz: der Mormonen. 1830 erscheint die Erstausgabe. Über 150 Exemplare in 80 Sprachen sind inzwischen gedruckt.

Die Bösen mit dunkler Haut gestraft

Mit seiner Schrift verankert Smith auch die Amerikaner als auserwähltes Volk in der göttlichen Heilsgeschichte. Demnach sind die Israeliten nach der Zerstörung Jerusalems durch den babylonischen König Nebukadnezar II. um 600 vor Christus in das gelobte Land Amerika gekommen und wurden kurz vor seiner Himmelfahrt von Christus dort noch einmal besucht. Im fünften Jahrhundert wurde der gottesfürchtige Teil von Abtrünnigen vernichtet, die Gott daraufhin mit dunkler Hautfarbe strafte.

Im Laufe seines Lebens verfasst Smith weitere Offenbarungen, die auch das Leben seiner Anhänger regeln. Dazu gehören die Mehrfachehe und die Taufe im Namen verstorbener Verwandter, was die Familie im Jenseits fester verschweißen soll. Die Glaubensgemeinschaft wächst, sehr zum Unwillen des Staats und der andersgläubigen Umgebung. 1839 werden die Mormonen aus dem Bundesstatt Missouri vertrieben. Fünf Jahre später wird Smith, der es bis zum Bürgermeister gebracht hat, nach einer Zensurmaßnahme gegen eine mormonenkritische Zeitung gemeinsam mit seinem Bruder vom Mob gelyncht.

Brigham Young, einer seiner engsten Vertrauten, schenkt der Gruppe im über 2.000 Kilometer entfernten Salzseetal eine neue Heimat: Er gründet Salt Lake City im US-Bundesstaat Utah. Heute ist die "Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" gemeinsam mit dem Judentum die drittgrößte Glaubensgemeinschaft in den USA. 15 Millionen Mitglieder gibt es weltweit, 40.000 allein in Deutschland. Die Mehrfachehe gehört nicht mehr zum Glaubenskanon.

Stand: 23.12.2015

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