James Watt 1763 in seinem Laboratorium (Stich)

Stichtag

19. Januar 1736 - Erfinder James Watt wird geboren

Selbst vor einer geladenen Kanone fühle er sich wohler als bei seinen Geschäftspflichten, seufzt James Watt einmal. Mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen und Erfindergabe ist der unstudierte Autodidakt reich gesegnet, an Geld aber fehlt es ständig. Sich um die Vermarktung seiner Erfindungen zu kümmern, das ist dem Schotten ein Gräuel: "Ich trete jetzt mein 35. Lebensjahr an und habe der Welt noch nicht für 35 Pennies genützt."

Von Kindesbeinen an erweist sich der am 19. Januar 1736 geborene Schotte als wissbegieriges Allroundtalent. Das erhoffte Medizinstudium jedoch können seine verarmten Eltern nicht bezahlen. So geht Watt bei einem Feinmechaniker in die Lehre, bricht sie aber ab, als der Meister ihm nichts mehr beibringen kann. Beeindruckt von seinen Leistungen, stellt ihn die Universität Glasgow als Instrumentenmacher ein. Eines Tages soll James Watt die Dampfmaschine eines Professors in Gang bringen. Damit beginnt sein Aufstieg zu einem der bedeutendsten Maschinenkonstrukteure der Technikgeschichte.

Wer hat's erfunden?

80 Jahre zuvor hat der Franzose Denis Papin erkannt, dass Wasserdampf in mechanische Arbeit umgesetzt werden kann. Eine von Thomas Newcomen entwickelte Dampfmaschine wird in Bergwerken zum Abpumpen des Grubenwasser eingesetzt. Doch trotz immensen Kohleverbrauchs wandeln die Maschinen nur einen winzigen Teil der Energie in Leistung um. Solch eine Newcomen-Maschine bekommt James Watt 1764 zur Reparatur. Die allermeiste Energie geht verloren, weil der Dampfzylinder ständig erhitzt und wieder abgekühlt wird, erkennt Watt: "Der Zylinder muss so heiß gehalten werden wie der eintretende Dampf." Deshalb trennt er den Prozess durch einen vom Zylinder unabhängigen Kondensator.

Erst diese und weitere Erfindungen zur Kraftübertragung machen die Dampfmaschine rentabel. Im Januar 1769 erhält James Watt für seine Konstruktion das legendäre Patent Nr. 913. Doch sie ans Laufen zu bringen, kostet den unter Gelehrten geschätzten Tüftler Jahre voller Rückschläge. Vor allem die Druckdichte des Zylinders erweist sich als schier unlösbares Problem. Ein Minenbesitzer, der in Watts Arbeit investiert, weil seine Stollen im Grubenwasser absaufen, geht darüber pleite. Im Jahr 1773 stirbt auch noch Watts Ehefrau bei der Geburt des sechsten Kindes. In dieser verzweifelten Lage schreibt ihm ein gewisser Matthew Boulton. Der Erbe einer Knopffabrik glaubt an die Watt-Dampfmaschine und schließt mit ihm ein dauerhaftes Bündnis zwischen Erfindergenie und Kapital.

Maschinen-Miete nach Pferdestärke

Durch Beziehungen gelingt es Matthew Boulton, Watts Patent um 25 Jahre zu verlängern. Schon bald beherrscht ihre Firma den Markt mit leistungsstarken Dampfmaschinen, die alle Konkurrenzprodukte an Zuverlässigkeit und Sparsamkeit übertreffen. Ein neues Geschäftsmodell steigert noch den Gewinn. Boulton & Watt verkaufen ihre Kraftpakete nicht an die Bergwerksbesitzer, sondern kassieren Mietgebühren, die sich an den Einsparungen beim Einsatz von Grubenpferden orientieren. Zur Berrechnung entwickelt James Watt als einheitliches Vergleichsmaß das PS, also die Pferdestärken, die seine Maschinen ersetzen kann.

Erreichten die Maschinen anfangs die Kraft von zehn Pferden, so kann Watt die Leistung durch weitere Erfindungen auf bis zu 50 Pferdestärken steigern. Zugleich verfolgt er unnachgiebig jeden Konkurrenten, der mit neuen Entwicklungen seine Patentrechte bedroht. Als reicher Mann kann sich James Watt im Jahr 1800 ins Privatleben zurückziehen. Dampfmaschinen treiben bald nicht nur Grubenpumpen, Webstühle, Mühlen und Metallhämmer an. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts revolutionieren sie allmählich auch das Verkehrswesen zu Wasser und zu Land. Den Siegeszug der Dampfschiffe und Lokomotiven aber erlebt der als geselliger Unterhalter geschätzte Erfinder nicht mehr. Am 25. August 1819 stirbt James Watt im Alter von 83 Jahren.

Stand: 19.01.2016

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