Filmische Städtetrips - Europa, Szene aus: Ein Bad im Brunnen

29. September 1931 - Geburtstag von Anita Ekberg

Stand: 29.09.2016, 00:00 Uhr

Manche Schauspieler bleiben mit einem einzigen Film für immer in Erinnerung. Bei Anita Ekberg reichte eine Szene: In Federico Fellinis Meisterwerk "La dolce vita" steigt sie im schwarzen Abendkleid aus dem Trevi-Brunnen in Rom.

In dem Film von 1960 spielt die Schwedin sich selbst, oder die Frau, die so viele in ihr sehen: eine Wuchtbrumme mit blonder Mähne und gewaltigem Busen, den sie in atemberaubenden Dekolletés zur Schau stellt. Ihr Bad im Brunnen wird alles überlagern, was Anita Ekberg je gemacht hat und was sie je tun wird.

Regisseure lassen sie sich selbst spielen

Das Mädchen aus Malmö, geboren am 29. September 1931, als sechstes von acht Kindern eines Hafenarbeiters, trifft 1950 als frischgekürte Miss Schweden in Hollywood ein. Ihre darstellerischen Fähigkeiten sind anfangs bescheiden, doch bald spielt sie neben Stars wie John Wayne, Henry Fonda und Frank Sinatra. Weil ihr Affären mit mehreren Filmpartnern nachgesagt werden, lieben sie die Papparazzi.

Doch Anita Ekberg übernimmt auch ernsthafte Rollen. Als verführerische Elena ist sie neben Audrey Hepburn in "Krieg und Frieden" zu sehen. Doch bald gehen die Regisseure dazu über, sie sich selbst spielen zu lassen: einen hinreißenden Hollywoodstar mit aufregenden Kurven. So verfolgt Jerry Lewis sie als Fan in "Alles um Anita" - und schon in diesem Film muss sie baden gehen.

Verarmt und vergessen

Leben und Film vermischen sich immer mehr. 1958 druckt die Boulevardpresse Fotos, auf denen Anita Ekberg in Rom barfuß Cha-Cha-Cha tanzt und von ihrem Ehemann auf der Straße geohrfeigt wird. Der Vorfall ist zweifellos eine Inspiration für Fellinis "La dolce vita".

Es ist Januar, als die Szene in der Fontana di Trevi gedreht wird. Marcello Mastroianni hat solche Angst vor dem kalten Wasser, dass er sich mit Wodka Mut antrinkt und immer wieder sturztrunken ausrutscht. Während er sich umzieht, muss Anita im Brunnen ausharren. "Wenn ich mich recht erinnere, ist das drei Mal passiert. Als sie mich dann rausholten, spürte ich meine Beine nicht mehr, weil ich stundenlang in dem eiskalten Wasser gestanden hatte."

Der Film "La dolce vita" macht sie weltberühmt, doch danach wird es immer stiller um Anita Ekberg - vielleicht auch, weil in den 1960er-Jahren die Busenwunder allmählich aus der Mode kommen. Fellini arbeitet noch mehrere Male mit ihr, doch bald lebt sie zurückgezogen in der Nähe von Rom und wartet vergeblich auf neue Rollen. Als sie mit 83 Jahren stirbt, ist die einstige Kinogöttin verarmt und vergessen.

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