Frederick Leboyer, 1979

1. November 1918 - Geburtstag des Frauenarztes Frédérick Leboyer

Stand: 01.11.2018, 00:00 Uhr

"Wo legen wir ihn hin, den kleinen Märtyrer, der aus der Wärme und Weichheit des Leibes kommt? Auf die Waage! Hart, eiskalt, metallen", schreibt Frédérick Leboyer, Frauenarzt in Paris, in seinem Buch "Geburt ohne Gewalt" (1974).

Leboyer fordert, Neugeborene nicht länger in grelles Neonlicht zu zerren und mit lauten Stimmen und Geräuschen zu verschrecken. Auch solle das Baby auf dem Bauch der Mutter entspannen dürfen. Er will Kindern so sanft wie möglich auf die Welt helfen und erneuert mit seinen Ideen die Geburtshilfe.

Frederic Leboyer, frz. Frauenarzt (Geburtstag 01.11.1918)

WDR 2 Stichtag 01.11.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 29.10.2028 WDR 2


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Leboyer will Frauen die Geburt nicht mehr stehlen

Zuvor hat Frédérick Leboyer, geboren am 1. November 1918 in Paris, selbst viele Jahre konventionell gearbeitet. Er hat die sogenannte programmierte Geburt durchgeführt, bei der Gebärende mit Schmerz- und Narkosemitteln ruhig gestellt werden. "Irgendwann bekam ich das Gefühl, den Frauen ihre Geburt zu stehlen. Dazu hatte ich kein Recht", sagt Leboyer. Sein Buch "Geburt ohne Gewalt" macht ihn weltweit bekannt.

Gewalt in der Geburtshilfe?

"Frédérick Leboyer war revolutionär, indem er sagte: Eine Frau braucht Ungestörtheit, Ruhe und Intimsphäre, damit das komplexe hormonelle System in ihrem Körper gut funktionieren kann", erklärt die Dortmunder Hebamme Sarah Brummelte.

Die Realität in den Kreißsälen der Krankenhäuser sieht oft anders aus: "Wenn einer Frau mit Kraft die Beine auseinander gedrückt werden, wenn das Baby kommen soll, dann ist das für mich ein klarer Gewaltakt", sagt Sarah Brummelte.

Schätzungen der Organisation Human Rights in Childbirth zufolge erlebt fast die Hälfte der Frauen verbale oder körperliche Gewalt, vor, während oder nach der Geburt. Zeit- und Personalmangel führen zu Stress und Konflikten. Zwar gibt es jedes Jahr mehr Hebammen - inzwischen in Deutschland rund 24.000 - aber in der Tendenz steigen auch die Geburtenzahlen.

Frédérick Leboyer hört zwei Jahre nach seinem Bucherfolg auf, als Geburtshelfer zu arbeiten. Er malt, reist und schreibt weitere Bücher, zum Beispiel über die indische Baby-Massage. Er stirbt im Alter von 98 Jahren in der Schweiz.

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