Offen schwul zu sein: Das ist für Profifußballer trotz aller Bekenntnisse nationaler und internationaler Verbände zu Diversität immer noch ein Tabu. In Deutschland hat bisher nur einer - Thomas Hitzlsperger - ein Coming-out gewagt, und zwar 2014, nach dem Ende seiner aktiven Karriere.
Wie tragisch ein Coming-out in der latent homophoben Fußballwelt enden kann, zeigt das Schicksal des englischen Stürmers Justin Fashanu. Er ist der erste Spieler im bezahlten Fußball, der sich zu seiner Homosexualität bekennt – und danach am Leben verzweifelt.
Aus der Mannschaft gemobbt
Ein spektakuläres Tor macht den am 19. Februar 1961 geborenen Sohn eines Nigerianers 1979 bekannt. Für eine Million Pfund - die höchste Summe, die bis dato für einen schwarzen Spieler bezahlt wurde, wechselt Fashanu 1981 in die Premier League zu Nottingham Forest. Aber dort läuft es nicht für ihn; der Nachwuchsstar trifft das Tor nicht mehr.
Dann erfährt sein Coach Brian Clough, ein "harter Hund" alter Schule, dass Fashanu in Schwulenkreisen verkehrt. Vor dem ganzen Team mobbt Clough seinen Spieler, beschimpft ihn als "Schwuchtel" und lässt ihn schließlich sogar von Polizisten vom Platz entfernen.
Coming-out für 80.000 Pfund
Fashanu wird von Mannschaft zu Mannschaft weitergereicht, findet aber verletzungsgeplagt nicht mehr zu seiner Form. Bei mehreren Clubs in Nordamerika versucht er einen Neuanfang. Er wird Mitglied einer christlichen Sekte und schwört öffentlich sexueller Lust ab. Gleichzeitig jedoch betreibt er eine Schwulenbar in Los Angeles.
1989 kehrt Justin Fashanu in die Premier League zurück und entscheidet sich zur Flucht nach vorn. Gegen den Rat seines Bruders verkauft er dem Boulevardblatt "The Sun" für 80.000 Pfund sein Coming-out. Im Oktober 1990 erscheint sein Foto mit der Schlagzeile: "Eine Million Pfund teurer Fußballstar: 'Ich bin schwul!".
In den Tod getrieben
Als Fashanu zugibt, einige reißerische Berichte über Sex mit Prominenten erfunden zu haben, wenden sich selbst enge Freunde von ihm ab. Der gefallene Star beginnt wieder eine Irrfahrt mit etlichen Kurz-Engagements und weicht erneut in die USA aus. Als Trainer in Maryland wird er 1998 von einem 17-Jährigen der Vergewaltigung beschuldigt.
Nach einer Polizeibefragung taucht er in England unter und beschwört Freunden gegenüber seine Unschuld. Dann verbreitet sich die Meldung, Fashanu werde mit internationalem Haftbefehl gesucht. Einen Tag später, am 2. Mai 1998, erhängt sich der 37-Jährige in einer Londoner Garage. Kurz darauf erweist sich die Meldung über den Haftbefehl als falsch.
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