1911, Hut-Point-Halbinsel, auf dem 77. Breitengrad am Rande der Antarktis. Marineoffizier Robert Falcon Scott hat Geburtstag, fast hätte er ihn vergessen. Aber dann bringen die Kameraden einen großen Geburtstagskuchen, und auch ein festliches Mittagessen wird vorbereitet. "Clissolds treffliche Robbensuppe, Hammelbraten mit rotem Johannisbeergelee, Obstsalat, Spargel und Schokolade – das war unser Menü", notiert Scott in sein berühmtes Tagebuch.
Es ist Scotts 43. Geburtstag – sein letzter. Rund ein Jahr zuvor ist er mit seiner Mannschaft zum Südpol aufgebrochen. Noch ist die Stimmung relativ ungetrübt – wenn man bedenkt, dass die Nachricht von der früheren Ausfahrt Roald Amundsens, der ebenfalls als erster Mensch die Antarktis erreichen will, wie ein Damoklesschwert über der Expedition schwebt. Tatsächlich wird der Norweger den Pol vor den Briten erreichen. Und im Gegensatz zu Scott und seiner Mannschaft kehrt er auch aus dem ewigen Eis zurück.
Vor allem wissenschaftlich erfolgreich
Geboren wird Scott am 6. Juni 1868 als Sohn eines Brauereibesitzers als drittes von sechs Kindern in Devonport. Mit 12 kommt er auf eine renommierte Kadettenschule. Ein Jahr später beginnt er seine Ausbildung auf einem Schulschiff der Royal Navy, wird Offizier. Dann stirbt sein Vater, ebenso wie sein Bruder, Scott muss Verantwortung übernehmen. 1899 bewirbt er sich erstmals für eine britische Expedition in die Arktis, deren Leitung er übernimmt. Die "Discovery-Expedition" dringt weit vor und wird – vor allem wissenschaftlich – ein riesiger Erfolg.
Zurück in England, wird Scott als Held gefeiert – auch wenn er den Pol nicht erreicht hat. Unermüdlich hält er Vorträge und wirbt für einen zweiten Vorstoß, der schließlich genehmigt wird. 1910 macht er sich mit einer Truppe von rund 65 Mann, die unter 8.000 Bewerbern ausgesucht werden, auf den Weg, um den Union Jack am Südpol zu hissen.
Nirgendwo zu sehen
Schon bei der Vorbereitung der "Terra Nova"-Expedition macht Scott entscheidende Fehler. Während Amundsen zähe Hunde einsetzt, nimmt er Ponys und Motorschlitten mit. Die Motorschlitten versagen schnell, die Ponys versinken im Schnee und sterben, am Ende muss die Mannschaft ihre Schlitten selber ziehen. Als sie den Südpol erreichen, weht dort schon die norwegische Flagge. Der Rückweg ist zu beschwerlich, Scott und seine Begleiter sterben im März 1912 nur elf Meilen vom rettenden Depot mit Nahrung und Brennstoff entfernt.
Acht Monate später werden ihre Leichen entdeckt – ebenso wie Scotts Tagebuch, das in atmosphärisch dichter Sprache vom Scheitern der Expedition erzählt und seinen Verfasser zum Helden macht. 1913 finden auch Filmaufnahmen den Weg nach Europa. Scott ist darauf nirgendwo zu sehen.
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Juni 2018 ebenfalls an den Geburtstag von Robert Falcon Scott. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.
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