Stichtag

01. Dezember 1959: Der Antarktis-Vertrag wird in Washington unterzeichnet

Der südlichste Kontinent der Erde ist der einzige, den Menschen nicht in Besitz genommen haben. Selbst einen richtigen Eigennamen hat der Erdteil nicht: Er heißt als Gegen-Teil zum hohen Norden Ant-Arktis. Wer hier kolonisieren wollte, käme keinen Ureinwohnern in die Quere.Dennoch erheben Mitte des 20. Jahrhunderts gleich zwölf Länder Ansprüche auf den Südpol: Australien, Neuseeland, Argentinien und Chile sehen sich als "Nachbarn" der Eiswüste und würden sie deshalb gern unter sich aufteilen. Aber England, Frankreich und Norwegen nehmen für sich das Recht der Entdecker in Anspruch. Belgien, Japan und Südafrika haben Forschungsstationen im ewigen Eis. Und im Kalten Krieg sind sich die USA und die UDSSR über den kalten Kontinent völlig einig: Ohne die Supermächte gibt es keine Regelung der Antarktis-Frage.

Dass diese Frage nicht ins Chaos, sondern in einen völkerrechtlich bemerkenswerten Vertrag mündet, verdankt die Politik maßgeblich der Wissenschaft. Während des "Internationalen Geophysikalischen Jahres 1958" entwickeln Südpol-Forscher die Idee für ein Abkommen ihrer Länder. Der US-Präsident Eisenhower greift den Entwurf auf und lädt Vertreter der zwölf Anspruchs-Staaten nach Washington ein. Nach monatelangen Verhandlungen unterzeichnen sie am 1. Dezember 1959 den Antarktis-Vertrag. Sein Grundsatz lautet: Im Land südlich des 60. Breitengrades sind militärische Stützpunkte verboten, ebenso Waffenlagerung, Atomversuche und die Entsorgung nuklearer Abfälle. Die Antarktis steht ausschließlich der friedlichen Forschung offen, und zwar allen Staaten, die dem Abkommen beitreten. Das sind heute 44 Nationen, seit 1979 auch die Bundesrepublik Deutschland.Territoriale Ansprüche erhebt seit diesem Vertrag niemand mehr. Die Antarktis ist das freieste Land - wie schon immer.

Stand: 01.12.04