Intercity der ersten Generation in einer Gischt aus Schnee

29. September 1968 - Die Bundesbahn führt den Intercity ein

Stand: 29.09.2018, 00:00 Uhr

Dampfloks müssten in den 1960er-Jahren längst ausrangiert sein, doch die Modernisierung auf der Schiene kommt nur schleppend voran. Der Deutschen Bundesbahn (DB) habe es damals an Kapital gefehlt, sagt der Bahnhistoriker Christopher Kopper: "Deshalb ließ man sich beim Übergang vom Dampfross zu Diesel- und E-Loks Zeit."

Start der ersten IC-Züge der Bahn (am 29.09.1968)

WDR 2 Stichtag 29.09.2018 04:16 Min. Verfügbar bis 26.09.2028 WDR 2


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1967 dann präsentiert das Staatsunternehmen ein völlig neues Fernzugkonzept, um das Reisen mit der Bahn auf Langstrecken attraktiver zu machen. "Aufbrechen in andere Räume. In eine andere Dimension. In eine neue Zeit", kündigen Werbespots das Projekt an.

Modernes Design Erster Klasse

Das neue "Spitzenprodukt" Intercity (IC) verspricht den Kunden nicht nur schnellere Fahrt, sondern auch bedeutend mehr Komfort als in den bisherigen Fernzügen. Am 29. September 1968 taucht der Intercity erstmals im neuen Winterfahrplan auf. Anfangs ist es nur ein neuer Name für sechs Langstreckenverbindungen mit weniger Stopps. So heißt der Fernzug Köln – Hamburg-Altona nun "Intercity A".

Drei Jahre später führt die Bahn den IC offiziell als Markenbegriff ein. Die Züge erhalten wohlklingende individuelle Eigennamen und ein markantes Farbdesign. Alle Loks und Wagen der IC-Klasse sausen nun in einheitlichem Beige-Gelb mit einem roten Seitenstreifen durchs Land.

In den Genuss von "Komfort, Entspannung und Zufriedenheit", so der Werbeslogan der Bahn, kommen allerdings lediglich Erste-Klasse-Reisende. Denn als Zielgruppe der neuen Zuggattung peilt die Bundesbahn zunächst nur Geschäftsreisende und Besserverdiener an. Erst 1979 bekommt der Intercity auch eine 2. Wagenklasse.

"Jede Stunde, jede Klasse"

Im IC-Speisewagen prallen nun zwei Welten aufeinander. "Mit großem Erstaunen", so erinnert sich der damalige Bundesbahnchef Wolfgang Vaerst, "habe ich zur Kenntnis nehmen müssen, dass insbesondere Politiker, die häufig Bahn fuhren, entsetzt waren, dass ganz normale Leute aus dem Volk in der 2. Klasse auch Intercity fuhren."

Ihr Werbeversprechen "Jede Stunde, jede Klasse" aber kann die Bahn bei Weitem nicht einlösen. Allzu häufig vergraulen Verspätungen und technisch bedingte Zugausfälle die Kunden, die dann lieber mit dem Auto oder Flugzeug reisen. Um auf lukrativen Fernstrecken konkurrenzfähiger zu werden, stellt die Bahn 1991 den noch schnelleren, noch komfortableren ICE auf die Schiene. Das Problem mit der Pünktlichkeit versucht die Bahn bis heute zu lösen.

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