Stichtag

12. Juni 2007 - Vor 140 Jahren: Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn wird gegründet

Vor 140 Jahren: Die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn wird gegründet

Als der gerade 18-jährige Franz Joseph 1848 den Kaiserthron in Wien erbt, muss er gleich mit zwei Revolutionen fertig werden: der bürgerlichen in Österreich und der national gesinnten in Ungarn. Dort  lässt er jeden Aufstand von seinem Feldmarschall Radetzky brutal unterdrücken. Viele ungarische Adelige werden hingerichtet. Graf Andrássy, zum Tode verurteilt, flieht ins Pariser Exil.

Sisi verhandelt in Budapest

Dem Hass der Ungarn begegnet Franz Joseph, indem er die Bauernbefreiung verkündet. Danach geht es wirtschaftlich bergauf. Aber als Österreich 1866 den Krieg gegen Preußen verliert, erstarkt die ungarische Opposition wieder gegen den angeschlagenen Kaiser. Der schickt seine Frau Elisabeth, genannt Sisi, nach Budapest. Die verhandelt dort sogar mit dem zurückgekehrten Grafen Andrássy, wobei sich beide angeblich recht nahe kommen.
Sisi erreicht, dass Franz Joseph einen historischen Kompromiss eingeht: Österreich und Ungarn beschließen gemeinsam eine neue Staatsform. Beide sind selbständige Monarchien, geeint unter einem Kaiser und König. Ungarn erhält eine weitgehende Autonomie. Alle zehn Jahre müssen die Verträge neu bestätigt werden.

Die schwierige Konstruktion des k.u.k.

Franz Joseph schwört in Budapest auf die ungarische Verfassung. Die Krone Ungarns setzt ihm ausgerechnet Graf Andrássy auf - gemeinsam mit dem Primas der katholischen Kirche. Dazu erklingt die Krönungsmesse von Franz Liszt. Am 12. Juni 1867 tritt die neue Staatsform in Kraft. Ab jetzt gibt es die meisten Institutionen dreifach in Franz Josephs Staat: Österreich ist kk (kaiserlich-königlich), Ungarn k (königlich), gemeinsam nennt man sich k.u.k. (kaiserlich und königlich). Robert Musil wird die Doppelmonarchie später "Kakanien" nennen.
Viele im Reich fühlen sich von der neuen Regelung allerdings vor den Kopf gestoßen: Denn die Hälfte seiner Einwohner sind weder Österreicher noch Ungarn, sondern Slawen. Insgesamt leben 14 Völker mit elf Sprachen in der Doppelmonarchie. Die Regentenfamilie wird vom Unglück verfolgt: Sisi wird 1898 von einem italienischen Anarchisten ermordet. Der erste Thronfolger hatte sich bereits 1889 das Leben genommen, den zweiten erschießt 1914 ein serbischer Nationalist in Sarajevo. Das Attentat löst den Ersten Weltkrieg aus. Das Ende von Kakanien erlebt Kaiser Franz Joseph nicht mehr. Er stirbt Ende 1916.

Stand: 12.06.07