Maria Hellwig ist eine Frau der Tracht. "Also, ich trage immer Dirndl", gibt die Königin der Volksmusik einmal zu Protokoll. "Ich fühl mich auch nur im Dirndl wohl." Im Dirndl wiegt sich Hellwig stets gut gelaunt singend vor der Kamera - oft mit ihrer Tochter Margot, die dann das gleiche Dirndl trägt.
"Die Fischerin vom Bodensee" heißt einer ihrer musikalischen Erfolge, "Lieder, die von Herzen kommen" ein anderer. Oder "Servus, Grüezi und Hallo", der die plakative Philosophie Hellwigs plakativ zusammenfasst: "Servus, Grüezi und Hallo, / Gute Laune sowieso, / Denn Musik macht alle froh, / Servus, Grüezi und Hallo."
Mozart als Lieblingskomponist
Geboren wird Hellwig am 22. Februar 1920 als Maria Neumeier in Reit im Winkel. Ihr Vater ist Elektromeister; gemeinsam mit seiner Frau aber steht er regelmäßig im heimischen Bauerntheater auf der Bühne. Schon als Fünfjährige spielt die Tochter hier in volkstümlichen Stücken mit, die meist ein trauriges Ende nehmen. "Und dann hatte ich mal eine Hauptrolle und durfte sterben", wird sie sich später erinnern. "Und die Leute haben geweint, und ich war so glücklich, dass ich so gut angekommen bin."
Auch das Leben hält für Hellwig zunächst vor allem traurige Rollen bereit. Ihr Mann fällt schon kurz nach der Hochzeit im Zweiten Weltkrieg und lässt die Braut als Witwe mit der 1941 geborenen Tochter Margot zurück. Nach einer harten Nachkriegszeit startet Hellwig dann aber eine Bilderbuchkarriere. 1948 beginnt sie bei der Hamburger Volksoper. Im selben Jahr heiratet sie ihren zweiten Mann, mit dem zusammen sie eine Wanderbühne gründet. Dort entdeckt sie der jodelnde Volksmusiker Franzl Lang. 1957 spielt Hellwig mit "Die Nachtigall vom Zillertal" ihre erste Schallplatte ein. In dieser Zeit entwickelt sie auch ihre ganz eigene Jodeltechnik, die sie später immer wieder zum Einsatz bringt. Jetzt ist die Sängerin, die vor allem Mozart liebt, auf Gute-Laune-Stücke abonniert.
Singend sterben
Ab 1963 tritt Maria Hellwig mit ihrer Tochter Margot als Duo auf. Gemeinsam begeistern sie ein Millionenpublikum. Mehrere goldene Schallplatten und zahlreiche Auftritte im Radio und im Fernsehen sind der Lohn. Anfang der 70er Jahre moderiert Hellwig die Sendereihe "Musik macht Laune", 1973 startet mit "Die Musik kommt" ihre eigene Sendereihe, die zehn Jahre lang erfolgreich im ZDF läuft. Parallel dazu moderiert sie weitere Volksmusiksendungen. Von 1984 bis 1993 wechselt sie mit ihrer Tochter Margot für "Heimatmelodie" und "Servus, Grüezi und Hallo" zu RTL.
"Meine Mutter würde lieber weniger machen", sagt Margot Hellwig einmal. "Und ich sag: 'Nein, du hast mir versprochen, du arbeitest mit mir, bis du umfällst, und das Versprechen musst du halten'." Maria Hellwig hält ihr Versprechen. 2010 hat sie mit 90 Jahren ihren letzten Auftritt. Zwei Monate später stirbt sie in einem Krankenhaus in Ruhpolding – angeblich mit einem Lied auf den Lippen.
Stand: 22.02.2015
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