Todestag von Roger Vadim

Stichtag

11. Februar 2000 - Regisseur Roger Vadim stirbt

Mit einem silbergrauen Ferrari 250 GT California Spyder liefert sich Roger Vadim Anfang der 1960er-Jahre in Saint-Tropez ein Wettrennen mit Gunter Sachs, der einen Mercedes 300 SL fährt. Vadim gewinnt, wie der französische Regisseur und Playboy überhaupt auf dem Höhepunkt seines Ruhms steht. Er ist einer der Lieblinge der Illustrierten, groß, dunkelhaarig, sportlich, charmant. Er macht die schönsten Schauspielerinnen seiner Zeit zu Verlobten, Ehepartnerinnen und Filmstars. Seine Filme sind eine Mischung aus Liebesgedicht, Erotica und Party-Trash: hübsch, elegant, doch zugleich schwülstig und manchmal leer. Eigentlich geht es immer um Sex. Oder um das Spiel mit dem Skandal und der Zensur. Immerhin in Sachen erotischer Freizügigkeit ist Roger Vadim als Regisseur ein Vorreiter.

Verrückte Geschichten, in denen es immer um Sex geht

"Radikal war höchstens, wie sich bei ihm Leben und Film miteinander verbanden. Machte Vadim die Frauen, die er liebte, zu erotischen Kino-Phantasmen, Brigitte Bardot, Catherine Deneuve, Annette Strøyberg, Jane Fonda, Sirpa Lane? Oder liebte er seine Phantasmen?", fragt der Filmwissenschaftler Georg Seesslen, der Vadims Filme "hinreißenden Schund" nennt.

Der Sohn eines ukrainischen Aristokraten wurde 1928 als Vadim Roger Plemmianikow in Paris geboren. Seine Familie war vor der Oktoberrevolution geflohen. Er wächst unter Kaufleuten und Diplomaten auf, arbeitet bald am Theater und als Reporter für die Klatsch-Illustrierte "Paris Match".

Er erzählt verrückte Geschichten, immer mild-erotisch, zum Beispiel, die eines Waisenmädchens (gespielt von Brigitte Bardot), das reiche Jachtbesitzer und zurückhaltende Dichter gleichermaßen entzückt ("Und immer lockt das Weib", 1956). Die Astronautin Barbarella (Jane Fonda) bringt in der gleichnamigen Weltraum-Sexoper (1968) einen verrückten Wissenschaftler zur Strecke, der eine Lustorgel erfunden hat: Sie tötet ihre Opfer durch ein Übermaß an sexueller Lust. Weitere Filme erzählen von einer jungen Frau (Annette Strøyberg), die besessen von einem weiblichen Vampir, ihre Umgebung terrorisiert ("... und vor Lust zu sterben", 1960) oder von einem liebeshungrigen Model (Sirpa Lane), das von einem Millionenerben umgebracht wird ("Ein wildes Leben", 1974).

Vadim: "Treue geht mir auf den Geist"

Im Privatleben bekommt er vier Kinder – mit vier verschiedenen Frauen. "Er war einerseits ein gefährlicher Herzensbrecher, aber andererseits ein charmanter Teddybär", sagte Jane Fonda viele Jahre später von ihrem ersten Mann. Hin und wieder bringt er weitere Gespielinnen ins Ehebett. "Treue geht mir auf den Geist", soll er einmal gesagt haben.

Seine siebte und letzte Partnerin, die Schauspielerin Marie-Christine Barrault, bleibt an seiner Seite. "Nach vier Jahren – so lange dauerten meine Beziehungen meist – kann ich heute sagen, dass ich mich noch nie so gut mit jemandem verstanden habe wie mit ihr. In jeder Hinsicht: Humor, körperliche Anziehung, Leidenschaft. Vor allem langweilen wir uns nie", sagt Vadim. Für seine letzte Frau schreibt er keine Filme mehr, sondern Gedichte und Chansons.

Als Liebhaber geht er in die Geschichte ein, weniger als Regisseur und Drehbuchschreiber. Nachdem er am 11. Februar 2000 in Paris gestorben war, wird er am Valentinstag beerdigt. "Roger Vadim hat unnütze Filme gedreht. Dafür sei ihm gedankt", schreibt der Filmwissenschaftler Georg Seesslen in seinem Nachruf.

Stand: 11.02.2015

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