Jeder Mensch ist von Geburt an gesegnet mit Talenten, aus denen er das Beste machen muss. Von dieser im Grunde recht biblischen - und amerikanischen - Ansicht ist Bob Dylan überzeugt.
"Es ist schon schwierig genug herauszufinden, was es ist", sagt der Musiker. "Als ich zehn war, habe ich Gitarre gespielt und gedacht, vielleicht ist es mein Ding, Gitarre zu spielen, vielleicht ist das meine kleine Gabe. Vielleicht habe ich noch ein besseres Talent. Aber für den Augenblick habe ich das noch nicht herausgefunden."
Teil der New Yorker Szene
Geboren wird Dylan 1941 als Robert Allen Zimmerman in Duluth im US-Bundesstaat Minnesota. Er wächst in der Provinz im Mittleren Westen auf, aber er ist selbstbewusst und patent genug, aus seinem Talent das Beste herauszuholen. Wenn man einer seiner Geschichten aus seinen autobiographisch gemeinten, aber mit viel Vorsicht zu genießenden "Chronicles" (2004) trauen darf, dann kommt er Anfang 1961 in einem viertürigen Chevy nach New York, um sein schwerkrankes Idol Woody Guthrie im Krankenhaus zu besuchen.
Dylan hat das College abgebrochen, dem Rock 'n' Roll abgeschworen und den Folk für sich entdeckt. In Greenwich Village taucht er sofort ein in die vitale linke Literatur- und Musikerszene, nimmt seinen Künstlernamen an, schließt Freundschaft mit dem Beat Poet-Allen Ginsberg, spielt im Hintergrund bei Harry Belafontes Album "Midnight Special" Mundharmonika, bedient sich hemmungslos bei Musikerkollegen, um deren Songs zu covern. Und er sitzt am Bett von Guthrie, dem er Songs vorsingt.
Im Vorprogramm von John Lee Hooker
Dylans Karriere nimmt Fahrt auf, als die Blueslegende John Lee Hooker für zwei Wochen im Musikclub "Gerde’s Folk City" auftreten soll und eine Vorgruppe sucht. Die Wahl fällt auf Dylan, der damit die Gelegenheit wahrnehmen kann, nicht mehr mit dem Hut in der Hand herumgehen zu müssen, sondern eine feste Gage und eine ernst zu nehmende Bühne erhält.
Am 11. April 1961 hat der 20-jährige Dylan im Vorprogramm von Hooker seinen ersten offiziellen Auftritt. Dylans erste LP "Bob Dylan" (1961), die noch größtenteils aus Fremdmaterial besteht, floppt allerdings. Aber bereits das Nachfolgealbum "The Freewheelin’ Bob Dylan" (1963) bringt den Durchbruch. Mit Liedern, die Guthries Volksballadenton mit Sozialkritik und dämonischen Bildern mischen, avanciert er schnell zur neuen Stimme am Folkhimmel. Bis heute wird der Musiker und Poet nicht nur verehrt und gefeiert, sondern auch immer einmal wieder für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen.
Stand: 11.04.2016
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"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. April 2016 ebenfalls an Bob Dylan in New York. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.