Zwei Segelboote fahren hintereinander her

Stichtag

7. Februar 1855 – Gründung des ersten deutschen Segelclubs

Der 7. Februar 1855 ist ein eisig kalter Tag. Im "Frischen Haff", der Lagune im Südwesten von Königsberg, sind die vertäuten Schiffe festgefroren, als sich im Haus von Ernst Burow ein paar Segelfreunde treffen. Gemeinsam gründen sie den "Rhe", der nach einem besonders riskanten Wendemanöver auf See benannt ist. Und gemeinsam verpflichten sie sich mit Ehrenwort, "das unverbrüchliche Schweigen" über ihren Club zu wahren.

Angst haben die Mitglieder keineswegs vor der preußischen Polizei, die Gründungen wie dieser mit Misstrauen begegnet. Angst haben sie vor allem vor ihren Eltern, die nicht wissen sollen, was sie Gefährliches in ihrer Freizeit treiben. Der Oberprimaner Ernst Burow etwa ist erst 17 Jahre.

Den Spaß mit Ernst betreiben

Grundlage für den "Rhe" ist ein Fischerboot, das Burow geschenkt bekommen hat und mit dem die Gruppe jetzt privat zur See fahren möchte.  Aus dem in Deutschland nahezu unbekannten Freizeitvergnügen entwickelt sich der erste Segelclub des Landes. Das hat vor allem damit zu tun, dass Burow und seine Freunde den Spaß mit Ernst betreiben und ihrer Aktivität ein festes Regelwerk verleihen: "Die beiden ältesten dem Klub angehörenden Schiffer haben die Pflicht, in jeder Weise für die Sicherheit des Fahrzeugs Sorge zu tragen", heißt es zum Beispiel in den Statuten.

Mit seinen Vorschriften zur Mannschaftsorganisation, zum Führen eines Logbuchs oder zu Seeberichten schafft der "Rhe" Standards, die später zur Grundlage für die Bootsführerscheine des Deutschen Segler-Verbandes (DSV) werden – an dessen Gründung 1888 der Königsberger Club natürlich beteiligt ist.

Von Überlebenden neu gegründet

Neben Burows Schwertboot "Marie" verfügt der "Rhe" mit dem Zweimaster "Grille" bald auch über ein eigenes Clubboot. Jeder darf es durchs "Frische Haff" und später durch die Danziger Bucht von Elbing im Süden bis zur damals nördlichsten deutschen Stadt Memel manövrieren - vorausgesetzt, dass er den Richtlinien des Vereins für derlei - damals höchst gefährliche - Farten genügt. Dieser Gedanke des sozialen Segelns ist für die Zeit einmalig.

1905 verleiht Kaiser Wilhelm II. dem Königsberger Segelclub zum 50-jährigen Bestehen das Privileg, in seinem Abzeichen die Nationalflagge zu führen. Als nach dem Zweiten Weltkrieg mit Ostpreußen auch Königsberg verloren geht, sind die Mitglieder des "Rhe" längst in alle Winde zerstreut. Doch manche treffen sich in russischer Kriegsgefangenschaft. Sie gründen in Hamburg den Segelclub neu. Dort ist er noch heute ansässig. 300 Mitglieder gehören ihm an. Und noch immer setzt er auf Jugendarbeit und soziales Segeln.

Stand: 07.02.2015

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