Bei der Vorauswahl am Mittwoch in Warendorf stimmten 110 der insgesamt 210 Wahlberechtigten für den 72 Jahre alten früheren Topmanager des US-Konzerns AGCO. Auf seinen Mitbewerber Hans-Jürgen Meyer entfielen 93 Stimmen. Für Richenhagen bedeutete es die erforderliche absolute Mehrheit.
Richenhagen steht damit bei der Mitgliederversammlung im November als Nachfolger des im Juli zurückgetretenen Hans-Joachim Erbel zur Wahl. Um endgültig als Präsident im Amt bestätigt zu werden, braucht der im US-Bundesstaat Georgia lebende gebürtige Kölner dann 75 Prozent der Stimmen.
Richenhagen kritisiert Außenwirkung
Er wolle, sagte Richenhagen am Mittwoch, die FN so schnell wie möglich wieder auf Kurs bringen. Er kritisierte vor allem die derzeitige Außenwirkung des Verbandes und die interne Kommunikation. Was ein Präsident Martin Richenhagen für den umstrittenen Generalsekretär Soenke Lauterbach bedeutet, ließ der potenzielle neue Chef offen: "Ob unsere Freundschaft in Zukunft bestehen bleibt, werden wir sehen."
Zunächst gelte es, in die Zukunft zu schauen, sagte Richenhagen und bemühte dabei ein Zitat des Formel-1-Rekordweltmeisters Michael Schumacher: "Man kann Rennen nicht gewinnen, wenn man in den Rückspiegel guckt." Der 72-Jährige will ein vierköpfiges ehrenamtliches Kompetenzteam für die Bereiche PR, IT, Organisation und Projektmanagement mitbringen: "Die werden kein Geld kosten und auch keine Titel oder Pokale bekommen."
Richenhagen bemängelt fehlende Effizienz
Martin Richenhagen
Die zuletzt von vielen Abgängen gezeichnete Personalsituation in der FN soll sich laut Richenhagen schnell beruhigen. Die am Wochenende bekannt gewordene Kündigung des Berliner Büroleiters Bernhard Feßler und die Schließung der Außenstelle in der Hauptstadt sieht der potenzielle neue Präsident als Folge mangelnder Effizienz und fehlender Kontakte.
Richenhagen kam 1952 in Köln-Mülheim zur Welt. Nach seiner Verbeamtung als Studienrat wechselte er in die Wirtschaft und landete 2004 beim weltweit drittgrößten Landmaschinenhersteller AGCO, den er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2020 als CEO führte.
Auch im Sport machte sich Martin Richenhagen einen Namen. Er war selbst Dressurreiter und -richter und führte 2008 beim CHIO in Aachen und den olympischen Reiterspielen in Hongkong die deutschen Dressurreiter als Equipechef an.