Anderthalb Jahre ist es erst her, da spielte der SC Preußen Münster noch in der Regionalliga West gegen Mannschaften wie den SV Rödinghausen, 1. FC Düren oder die Zweitvertretungen des FC Schalke oder Fortuna Düsseldorf. Am Freitag (18.30 Uhr) wird dann noch einmal deutlich, wie sehr sich die Welt in Münster in diesen vergangenen 18 Monaten nach gleich zwei Aufstiegen in Folge verändert hat. Denn dann treten die Preußen zu einem Pflichtspiel gegen Hertha BSC im Berliner Olympiastadion an.
"Das ist ein Wahnsinn", sagte Trainer Sascha Hildmann in den vereinseigenen Medien. "Wer hätte vor anderthalb Jahren gedacht, dass wir da hinfahren dürfen. Umso schöner ist es, dass wir das jetzt erleben." Auch bei den Fans herrscht Euphorie. Rund 5.000 Fans werden die Mannschaft in die Hauptstadt begleiten. "Das ist eine ganz tolle Geschichte, das ist einfach der Wahnsinn. Und das spricht einfach für unsere Fans", sagte Hildmann. "Wir freuen uns wirklich auf dieses Spiel, wir freuen uns auf die Atmosphäre."
Münster in akuter Abstiegsgefahr
Spiele wie diese verdeutlichen noch einmal, dass Preußen Münster in der 2. Fußball-Bundesliga angekommen ist. Allerdings dürfen die Münsteraner den Ausflug nach Berlin nicht nur genießen, wollen sie auch in der kommenden Saison noch solche Highlight-Spiele haben. Denn als Tabellen-17. befindet sich der Aufsteiger auch schon wieder in akuter Abstiegsgefahr. Seit vier Spielen ist Münster nun ohne Sieg und holte in diesem Zeitraum nur einen Punkt (0:0 in Darmstadt).
Die 1:2-Niederlage im Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg hat die aktuellen Münsteraner Defizite aufgezeigt. Mit 14:16 aus Preußen-Sicht war die Torschuss-Statistik zwar ausgeglichen, die erwarteten Tore (xGoals) sprachen mit 0,52:1,52 aber klar für Magdeburg. Sprich: Münster ist vor dem Tor zu harmlos. Nach 15 Spielen haben die Preußen erst 16 Tore geschossen. Seit dem achten Spieltag Anfang Oktober (2:3 beim 1. FC Nürnberg) hat Münster in keinem Spiel mehr als ein Tor erzielt.
"Am Ende hat die letzte Konsequenz in der Box gefehlt, diese Abschlussstärke, um nochmal einen Punkt mitzunehmen", sagte Hildmann rückblickend über das Magdeburg-Spiel. "Wir hatten auch dieses letzte Matchglück noch nicht. Das musst du dir erarbeiten. Damit machen wir jetzt weiter, daran wachsen wir."
Preußen kann für Überraschungen sorgen
Ein Sieg in Berlin wäre da sicherlich ein guter Schritt. Dass Münster für Überraschungen sorgen und auch große Gegner ärgern kann, hat die Mannschaft in dieser Saison bereits bewiesen. Tabellenführer Paderborn knöpfte Preußen beim 3:3 einen Punkt ab, Fortuna Düsseldorf reiste gar mit einer 0:1-Niederlage im Gepäck aus dem Münsterland ab. Auch die SV Elversberg (1:1) der Karlsruher SC (1:1) holten gegen Münster keinen Sieg.
Und Hertha ist in dieser Saison auch bislang nur ein großer Name. Mit 21 Punkten stehen die Berliner nach 15 Spieltagen nur auf Rang elf und damit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Und vor allem zuhause ist Hertha verwundbar und holte in sieben Heimspielen erst zwei Siege, vier Mal jubelte dagegen die Auswärtsmannschaft.
Münsters Mit-Aufsteiger Ulm nahm zuletzt einen Punkt aus dem Olympiastadion mit. "Uns ist schon bewusst, dass wir wieder Aufbaugegner waren für eine Mannschaft, die in keinem guten Moment ist", sagte Trainer Christian Fiel rückblickend. Gegen Münster soll das nun anders werden: "Wir wollen auf gar keinen Fall nochmal der Aufbaugegner sein." Allerdings: Fiel muss erneut auf seinen Schlüsselspieler Fabian Reese verzichten.
Kellerduell gegen Ulm zum Hinrundenabschluss
Chancen sind für Münster also durchaus gegeben. Und ein zumindest Punkt wäre wichtig, wollen die Preußen nicht schon vor Weihnachten den Anschluss verlieren. Denn zum Abschluss der Hinrunde kommt Ulm nach Münster, derzeit punktgleich mit Preußen auf Rang 16. "Wir sind einen Punkt vom Nichtabstiegsplatz entfernt und immer noch in Schlagdistanz, das ist das Wichtigste. Das ist die Ausgangssituation, die alle so erwartet haben und die jetzt so eingetreten ist. Das können wir realistisch einordnen und werden weiter für den Klassenerhalt kämpfen", sagte Hildmann. "Wichtig ist, dass wir gegen Top-Mannschaften in der Lage waren gut zu spielen. Wir müssen dahinkommen, dass wir diese Spiele am Ende gewinnen."
Klappt das schon in Berlin, wird der Highlight-Tag für die vielen Münsteraner Fans in der Hauptstadt auch zum Feiertag. "Wir haben das Selbstvertrauen, dass wir dort punkten wollen", gab sich Hildmann selbstbewusst, drückte aber gleichzeitig auch auf die Euphoriebremse: "Es ist 18 Monate her, dass wir in der Regionalliga gespielt haben. Ich werde nicht müde zu betonen, wo wir herkommen. Trotzdem wollen wir in Berlin natürlich ein gutes Spiel zeigen und uns für den Aufwand, den wir in den letzten Wochen betreiben, belohnen."
Quelle: lt