Sven Michel ist ein echter Naturbursche. Gerne geht er auch mal in den Wald und sammelt Kräuter. Und hat sich der Stürmer auch in seiner Zeit beim FC Augsburg eine Wohlfühloase geschaffen: "Wir haben uns auch in Augsburg sehr wohl gefühlt. Wir hatten da ein schönes Häuschen im Grünen mit einem schönen Garten und unfassbar netten Nachbarn. Wenn es danach ging, hätten wir dableiben müssen."
Doch noch lieber als in der Natur verbringt Michel seine Zeit auf dem Fußballplatz. Und davon hatte Michel seiner Ansicht nach beim FCA nicht genug. Unter Trainer Jess Thorup kam Michel immer seltener zum Zug. "Mir fehlten dafür irgendwie die Begründungen. Ich konnte mir immer nur anhören, ich würde alles richtig machen. Aber verändert hat sich nicht viel."
Michel schon von 2016 bis 2022 in Paderborn
Michel entschied sich deshalb zu einem Wechsel und ist nun dort gelandet, wo er sich bereits besten auskennt: beim Zweitligisten SC Paderborn. Schon von Sommer 2016 bis Januar 2022 spielte der 33-Jährige in Ostwestfalen, stieg mit dem Verein erst sportlich in die Regionalliga ab, um dann nur zwei Jahre später unter Steffen Baumgart plötzlich in der Bundesliga aufzulaufen.
Sein Abgang im Winter 2022 kam dann jedoch plötzlich. Am letzten Tag der Transferperiode wechselte Michel zu Union Berlin, wo er den nach Wolfsburg abgewanderten Max Kruse beerben sollte. Kruse spielte dann in der vergangenen Saison selbst kurz in Paderborn. Nun ist Michel nach anderthalb Jahren in Berlin und einem Jahr in Augsburg zurück und schließt damit quasi den Kreis.
Michel verzichtete auf Gehalt
"Ich bin unfassbar happy, wieder hier zu sein. So viele Spieler kenne ich ja gar nicht mehr. Aber die Jungs sind super. Da sind tolle Charaktere dabei", sagte Michel in einer Medienrunde im Trainingslager der SCP in Walchsee in Österreich. Für den Wechsel verzichtete Michel auch auf Gehalt: "Ich muss durch die Vertragsauflösung in Augsburg schon Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Aber Geld ist nicht alles. Ich bin jetzt wieder näher an der Heimat. Ich lebe jetzt wieder in meiner zweiten Heimat. Als ich mit meiner Frau über eine Rückkehr nach Paderborn sprach, war auch sie sofort begeistert."
Auch die Fans in Paderborn sind begeistert. Michel ist durch seine offene und nahbare Art beim SCP schnell zum Publikumsliebling geworden. Dazu zählte er 2018 und 2019 zu den Aufstiegsgaranten in die zweite, bzw. erste Liga. 181 Mal stand Michel bislang für den SCP auf dem Platz und erzielte dabei 71 Tore selbst und bereitete 42 weitere vor.
Michel kann die jungen Stürmer führen
Und auch sportlich ist der Wechsel sinnvoll. Michel wird in gewohnter Umgebung wieder mehr Spielzeit bekommen. Gleichzeitig kann er durch seine Erfahrung die jungen Stürmer wie Ilyas Ansah (19), Filp Bilbija (24) und Koen Kostons (24) anführen. Zwar hat der SCP mit Adriano Grimaldi (33) schon einen erfahrenen Stürmer im Kader, der in vergangenen Saison allerdings öfter verletzt ausfiel. Gleiches gilt für Felix Platte (28), dem einzigen Spieler, mit dem Michel schon in Paderborn zusammengespielt hatte.
"Klar muss und will ich vorweggehen und die Jungs mitziehen. Die Rolle nehme ich gerne an, denn ich habe Spaß daran", sagte Michel über seine neuen Aufgaben. Ansonsten bleibe aber alles wie gehabt: "Ich habe mich nicht großartig verändert, ich bin immer noch der Alte."
Auf Benjamin Weber, Sport-Geschäftsführer beim SCP, ist sich sicher, dass Michel die Mannschaft nach vorne bringen wird: "Sven bringt alles dafür mit, unserem Kader in der Offensive zusätzliche Qualität zu verleihen", sagte er. "Seine Dynamik, Mentalität und Persönlichkeit werden uns auf und neben dem Platz helfen."
Keine großen Ziele mit dem SCP
Allzu große Erwartungen an den SCP will Michel mit seiner Rückkehr aber nicht hervorrufen und tritt auf die Bremse: "Wir sollten uns keine großen Ziele stecken, sondern befreit Fußball spielen. Wir sind der SC Paderborn. Es gibt in dieser Liga viele große und namhafte Vereine. Wir wissen alle, dass es keine leichte Saison wird. Aber ich weiß auch, dass wir jeden schlagen können, wenn wir unsere Leistung abrufen."
Ein Ziel hat Michel aber direkt vor Augen: Der Naturbursche braucht ein neues Haus. "Als der Transfer fix war, haben meine Frau und ich gefeiert, weil wir uns in Paderborn immer so wohl gefühlt haben. Das ist unser zweites Zuhause. Jetzt sind wir auf der Suche nach einem netten Häuschen in Paderborn und Umgebung. Am besten mit Keller. Und einem Garten, versteht sich."