Kelvin Lunga (l.) von Rot-Weiß Oberhausen und Dennis Brock vom 1. FC Düren im Zweikampf.

Regionalliga West - Fußball wie aus einer Wundertüte

Stand: 16.10.2023, 10:58 Uhr

Favoriten straucheln, beinahe erledigt wirkende Teams stehen auf. Der bisherige Saisonverlauf der Regionalliga West lässt Fans und Experten staunen.

Alemannia Aachen, der Wuppertaler SV, Rot-Weiß Oberhausen und SV Rödinghausen - das waren die meist genannten Vereine, als es vor der Saison darum ging, die Favoriten in der Regionalliga West zu benennen. Heute - nach einem knappen Drittel der Saison - sind andere Teams in der Tabelle vorn. Newcomer, Wiedererstarkte und vor nicht allzu langer Zeit sogar Totgeglaubte.

Das Tableau fühen derzeit drei Teams punktgleich an: Fortuna Köln, der 1. FC Düren und der 1. FC Bocholt. Das ist ein faszinierendes Trio, denn genau jene drei Teams waren eigentlich im Tabellenkeller erwartet worden.

Fortuna Köln - Routiniers führen junge Equipe an

Fortuna Köln hat nach einer enttäuschend verlaufenen Vorsaison einen großen Umbruch vollzogen. Leistungsträger wie Torjäger Lars Lokotsch (SC Verl) oder Sascha Marquet (Alemannia Aachen) hatten den Verein verlassen, aufgefüllt wurde der gerupfte Kader hauptsächlich mit jungen Spielern aus der Region oder sogar der eigenen Jugendabteilung. Fortuna würde der Abstiegskampf bevorstehen - so die allgemeine Prognose. Es kam anders.

Angeführt von Routiniers wie Mittelfeldmann Maik Kegel (33) und Keeper André Weis (34) zeigt die junge Südstadt-Crew seit dem 1. Spieltag schwungvollen Offensivfußball, der sie ganz nach oben geführt hat. Es gelangen gleich mindestens ein halbes Dutzend unerwartete Siege - lediglich das 0:1 daheim gegen Alemannia Aachen am 10. Spieltag war ein Ausreißer nach unten.

1. FC Düren - plötzlich ist der Trainer weg

Ein Patzer, der mit dem 1. FC Düren ein Team an die Tabellenspitze befördert hat, mit dem nun wirklich niemand rechnen konnte. Nach riesigem Hickhack um die Zulassung zur Regionalliga (Düren hatte kein adäquates Heimspielstadion beim Verband gemeldet) konnte die Mannschaft um Trainer Boris Schommers erst auf den letzten Drücker überhaupt zusammengestellt werden.

Die Dürener performten dennoch - haben allerdings gerade jetzt ihren offenbar größten Trumpf verloren: Schommers nutzte den Hype um seine Person und wechselte vor Wochenfrist den Verein. Er folgte dem Ruf des strauchelnden Drittligisten MSV Duisburg und sitzt nun bei den Zebras auf der Bank.

1. FC Bocholt - Höhenflug nach Umbruch

Das könnte die Chance für den 1. FC Bocholt ergeben, ganz nach vorn durchzustarten. Dem Aufsteiger von 2022 war ebenfalls eine ganz schwere Spielzeit prophezeit worden - das Team um Trainer Dietmar Hirsch hatte ebenfalls einige Leistungsträger abgeben müssen. Ein Umbruch war unvermeidlich: Insgesamt standen satten 16 Abgängen beinahe ebensoviele Neuverpflichtungen gegenüber.

Hirsch fand die richtige Mischung, Bocholt wirkt vor allem im Defensivverbund extrem stabil. Hirsch hat seine eigene Erklärung: "Es liegt am Mannschaftsgefüge und Teamgeist. Die Jungs halten wirklich zusammen."

Aachen, Wuppertal, Rödinghausen - es läuft nicht rund

Alemannia Aachen: Zweikampf zwischen Robin Afamefuna (Alemannia Aachen) und Lukas Ullrich (Borussia Mönchengladbach)

Zweikampf zwischen Robin Afamefuna (Alemannia Aachen) und Lukas Ullrich (Borussia Mönchengladbach)

Während das Führungstrio frohlockt, schauen andere Klubs eher bescheiden aus der Wäsche. Allen voran Alemannia Aachen, das von allen Konkurrenten als Topfavorit Nummer eins gehandelt worden war. Hochkarätige Neuverpflichtungen formten einen vermeintlichen Deluxe-Kader, der in der Vorbereitung selbst Bundesligisten in Testspielen in Schach hielt.

All das entwickelte sich allerdings anders: Alemannia fand nicht in die Saison, verlor die ersten Spiele und bald auch den Trainer: Der junge Helge Hohl musste seine Sachen packen, Nachfolger wurde Anfang September Heiner Backhaus. Seither wirkt Alemannia stabilisiert, muss das Feld aber von hinten aufrollen. Unter Backhaus gelangen drei Siege und zwei Unentschieden - die Alemannia-Fans hoffen wieder.

Wuppertal - wo bleibt die Konstanz?

Große Hoffnungen hatten auch die Fans des Wuppertaler SV - der Sprung in die Dritte Liga ist das erklärte Ziel der Bergischen. Zu Beginn der Spielzeit sah es auch gut aus - der WSV punktete mehrfach durch späte Tore, schien auf einer etwas glücklichen Erfolgswelle zu schwimmen.

Doch nach nicht ganz überzeugenden Leistungen zu Beginn kamen dann irgendwann auch noch miese Ergebnisse dazu. Die Wuppertaler verloren ihr Spielglück und sind mittlerweile in der Tabelle ins Niemandsland abgerutscht. Zudem musste das Team im Niederrein-Pokal das peinliche Aus beim unterklassigen Klub SW Alstaden hinnehmen. Seiher hängt der Haussegen schief. Beim FC Gütersloh am kommenden Freitga braucht der WSV dringend ein Erfolgserlebnis - sonst dürfte es auch allmählich eng werden für Trainer Hüzeyfe Dogan.

"Können Siegesserie hinlegen"

Die Serie der enttäuschten Teams komplettieren aktuell Rot-Weiß Oberhausen und der SV Rödinghausen. Nach dem 0:1 in Wiedenbrück am vergangenen Wochenende ist der SVR tatsächlich im Abstiesgskampf angekommen. Sportchef Alexander Müller setzt auf eine Durchhalteparole: "Die Jungs können das Fußballspielen nicht verlernt haben", sagt er. Er glaubt: "Wir können noch eine Siegesserie hinlegen."

Auch bei RWO hat man angesichts aktuell drei Punkten Rückstand auf die Spitze die Hoffnungen auf ganz oben noch lange nicht aufgegeben. "Ich glaube, dass es eine ganz lange Saison wird, oben wie unten. Man braucht einen langen Atem. Den wollen wir beweisen", sagt RWO-Sportchef Patrick Bauder. Nach zwischenzeitlich drei 0:0-Spielen in Serie war das Team zuletzt im Aufwind. Den möchte man am kommenden Spieltag bei der Zweitvertretung von Borussia Mönchengladbach für einen Dreier nutzen.

FC Gütersloh gegen SC Wiedenbrück - Die Zusammenfassung

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