Deutschland ist der offizielle Gastgeber der Fußball-EM. Ein Heimspiel-Gefühl genießen aber nicht nur die deutschen Nationalspieler. Auch die türkische Nationalelf mit Mittelfeldspieler Salih Özcan freut sich über die riesige Unterstützung bei dem Turnier in Deutschland.
Rund 45.000 türkische Fans feuerten ihre Mannschaft im ersten Gruppenspiel gegen Georgien (3:1) im Dortmunder Stadion frenetisch an. Ähnlich viele Anhänger werden auch beim Spiel der türkischen Nationalelf gegen Portugal in Dortmund erwartet.
"Die Türkei wird bei der EM eine Heimspielatmosphäre haben", hatte BVB-Mittelfeldspieler Özcan bereits vor dem Turnier angekündigt. "Man hat in Berlin beim Spiel gegen Deutschland im November schon gesehen, was da los sein kann. Das war ein kleiner Vorgeschmack".
Getragen von Zehntausenden enthusiastischen Fans besiegte die Türkei die DFB-Elf damals mit 3:2. Auch bei der EM will die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella überraschen und die Fans in der Türkei und die zahlreichen türkischstämmigen Menschen in der Bundesrepublik gleichermaßen begeistern.
"Etwas Besonderes für die türkischen Fans, die hier leben"
"Für die türkischen Fans, die hier leben, ist das etwas ganz Besonderes, die Nationalmannschaft hier vor Ort und so nah bei sich zu haben", sagt Özcan, dessen Team sein Quartier im niedersächsischen Barsinghausen hat. "Die Türkei ist generell ein sehr euphorisches Land, vor allem was die Nationalmannschaft betrifft. Das werden wir Spieler spüren. Das wird uns pushen."
Rund 2,9 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben in Deutschland. Özcan ist einer von ihnen. Der Sohn türkischer Eltern ist in Köln geboren und aufgewachsen. Mit der deutschen U21 wurde er 2021 Europameister, seit 2022 spielt er für die A-Nationalmannschaft der Türkei.
Der 26-Jährige ist bei Weitem nicht der einzige türkische Nationalspieler mit einem speziellen Bezug zu Deutschland. Defensivspieler Kaan Ayhan kommt aus Gelsenkirchen, Kenan Yildiz ist in Regensburg geboren und Inter-Mailand-Star Hakan Çalhanoğlu stammt aus Mannheim.
"EM ist ein Stück weit wie nach Hause kommen"
"Wir haben sehr viele deutschsprachige Spieler in der türkischen Nationalmannschaft und ich glaube, wirklich alle freuen sich. Für sie ist die EM ja auch ein Stück weit wie nach Hause kommen. Viele Familien der Spieler leben ja auch noch in Deutschland", sagt Özcan. Er selbst habe zahlreiche Ticketwünsche von Familienmitgliedern und Freunden erhalten und für die Gruppenspiele gegen Georgien, Portugal (beide in Dortmund) und Tschechien (in Hamburg) insgesamt 150 Eintrittskarten angefragt.
Auch die Spielorte haben sich auf zahlreiche türkische Anhänger vorbereitet. Im Dortmunder Westfalenpark traten rund um das erste türkische Spiel gegen Georgien der türkische Musiker Kadr und die Band Engin auf.
Auf dem Platz soll die zu erwartende Euphorie die Spieler nicht hemmen. "Ich persönlich genieße die Euphorie", sagt Özcan. "Natürlich herrscht dann auch Druck. Das Land ist groß und mit der Nationalmannschaft sind viele Hoffnungen verbunden. Wenn es dann nicht gut läuft, kriegst du dementsprechend auch mal Feuer unterm Hintern, auf gut Deutsch gesagt. Bei uns überwiegt aber ganz klar die Vorfreude auf die Fans und das Gefühl, auch eine Heim-EM zu haben."
Beim Auftaktspiel der Türkei gegen Georgien wurde Özcan in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit eingewechselt und erlebte auch den Treffer zum entscheidenden 3:1 für seine Mannschaft auf dem Platz. Es war ein überaus unterhaltsames Duell der beiden Außenseiter-Teams - für viele Fußball-Fans war es das beste Spiel des ersten Spieltags.
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Bleibt Özcan beim BVB?
Nach der EM will Özcan über seine Zukunft entscheiden. Bei Borussia Dortmund pendelt der Mittelfeldspieler zwischen Startelf und Ersatzbank. Insgesamt kam Özcan in der vergangenen Dortmunder Saison in 34 Pflichtspielen zum Einsatz, in der Bundesliga stand er in der Rückrunde aber nur zwei Mal in der Startelf. Sein Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2026, ein Wechsel scheint aber nicht ausgeschlossen.
Medienberichten zufolge würde Özcan gerne beim BVB bleiben, der Klub würde ihm bei einem möglichen Wechsel aber keine Steine in den Weg legen. Vor allem Besiktas Istanbul soll Interesse am 26-Jährigen haben.