Salih Özcan beim Training der türkischen Nationalmannschaft (Archivbild).

Salih Özcan - mit der Türkei "Heimspielatmosphäre" genießen

Stand: 22.06.2024, 12:12 Uhr

Der gebürtige Kölner Salih Özcan genießt mit der türkischen Nationalelf die "Heimspielatmosphäre" bei der Fußball-EM. Am Samstag (22.06.2024, 18.00 Uhr) trifft die Türkei in Dortmund auf Portugal.

Deutschland ist der offizielle Gastgeber der Fußball-EM. Ein Heimspiel-Gefühl genießen aber nicht nur die deutschen Nationalspieler. Auch die türkische Nationalelf mit Mittelfeldspieler Salih Özcan freut sich über die riesige Unterstützung bei dem Turnier in Deutschland.

Rund 45.000 türkische Fans feuerten ihre Mannschaft im ersten Gruppenspiel gegen Georgien (3:1) im Dortmunder Stadion frenetisch an. Ähnlich viele Anhänger werden auch beim Spiel der türkischen Nationalelf gegen Portugal in Dortmund erwartet.

"Die Türkei wird bei der EM eine Heimspielatmosphäre haben", hatte BVB-Mittelfeldspieler Özcan bereits vor dem Turnier angekündigt. "Man hat in Berlin beim Spiel gegen Deutschland im November schon gesehen, was da los sein kann. Das war ein kleiner Vorgeschmack".

Getragen von Zehntausenden enthusiastischen Fans besiegte die Türkei die DFB-Elf damals mit 3:2. Auch bei der EM will die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella überraschen und die Fans in der Türkei und die zahlreichen türkischstämmigen Menschen in der Bundesrepublik gleichermaßen begeistern.

"Etwas Besonderes für die türkischen Fans, die hier leben"

"Für die türkischen Fans, die hier leben, ist das etwas ganz Besonderes, die Nationalmannschaft hier vor Ort und so nah bei sich zu haben", sagt Özcan, dessen Team sein Quartier im niedersächsischen Barsinghausen hat. "Die Türkei ist generell ein sehr euphorisches Land, vor allem was die Nationalmannschaft betrifft. Das werden wir Spieler spüren. Das wird uns pushen."

Rund 2,9 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund leben in Deutschland. Özcan ist einer von ihnen. Der Sohn türkischer Eltern ist in Köln geboren und aufgewachsen. Mit der deutschen U21 wurde er 2021 Europameister, seit 2022 spielt er für die A-Nationalmannschaft der Türkei.

Der 26-Jährige ist bei Weitem nicht der einzige türkische Nationalspieler mit einem speziellen Bezug zu Deutschland. Defensivspieler Kaan Ayhan kommt aus Gelsenkirchen, Kenan Yildiz ist in Regensburg geboren und Inter-Mailand-Star Hakan Çalhanoğlu stammt aus Mannheim.

"EM ist ein Stück weit wie nach Hause kommen"

"Wir haben sehr viele deutschsprachige Spieler in der türkischen Nationalmannschaft und ich glaube, wirklich alle freuen sich. Für sie ist die EM ja auch ein Stück weit wie nach Hause kommen. Viele Familien der Spieler leben ja auch noch in Deutschland", sagt Özcan. Er selbst habe zahlreiche Ticketwünsche von Familienmitgliedern und Freunden erhalten und für die Gruppenspiele gegen Georgien, Portugal (beide in Dortmund) und Tschechien (in Hamburg) insgesamt 150 Eintrittskarten angefragt.

Auch die Spielorte haben sich auf zahlreiche türkische Anhänger vorbereitet. Im Dortmunder Westfalenpark traten rund um das erste türkische Spiel gegen Georgien der türkische Musiker Kadr und die Band Engin auf.

Auf dem Platz soll die zu erwartende Euphorie die Spieler nicht hemmen. "Ich persönlich genieße die Euphorie", sagt Özcan. "Natürlich herrscht dann auch Druck. Das Land ist groß und mit der Nationalmannschaft sind viele Hoffnungen verbunden. Wenn es dann nicht gut läuft, kriegst du dementsprechend auch mal Feuer unterm Hintern, auf gut Deutsch gesagt. Bei uns überwiegt aber ganz klar die Vorfreude auf die Fans und das Gefühl, auch eine Heim-EM zu haben."

Beim Auftaktspiel der Türkei gegen Georgien wurde Özcan in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit eingewechselt und erlebte auch den Treffer zum entscheidenden 3:1 für seine Mannschaft auf dem Platz. Es war ein überaus unterhaltsames Duell der beiden Außenseiter-Teams - für viele Fußball-Fans war es das beste Spiel des ersten Spieltags.

EURO 2024: Diese Spieler aus NRW sind dabei

Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) sind in den endgültigen Kadern 20 Spieler aus Nordrhein-Westfalen dabei.

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den Dortmunder Emre Can für die EM nachnominiert.

Emre Can (Deutschland/Borussia Dortmund): Kurz vor dem EM-Start hat der Dortmunder Emre Can (30) doch noch den Sprung in den deutschen EM-Kader geschafft. Da Aleksandar Pavlovic (19/Bayern München), der zuletzt wegen eines Infekts im Trainingslager fehlte, für die Heim-EM komplett ausfällt, hat Bundestrainer Julian Nagelsmann Can nachnominiert. 

Emre Can (Deutschland/Borussia Dortmund): Kurz vor dem EM-Start hat der Dortmunder Emre Can (30) doch noch den Sprung in den deutschen EM-Kader geschafft. Da Aleksandar Pavlovic (19/Bayern München), der zuletzt wegen eines Infekts im Trainingslager fehlte, für die Heim-EM komplett ausfällt, hat Bundestrainer Julian Nagelsmann Can nachnominiert. 

Nico Schlotterbeck (Deutschland/Borussia Dortmund): Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund zählt vom deutschen Kader bei der EM im eigenen Land und sprang in letzter Sekunde noch auf den EM-Zug auf. Er soll als Backup dem etablierten Verteidiger-Duo Konkurrenz machen.

Jonathan Tah (Deutschland/Bayer Leverkusen): Einer aus diesem etablierten Duo dürfte Jonathan Tah sein. Der Leverkusener spielte eine bärenstarke Saison und hat zusammen mit dem frischgebackenen Champions-League-Sieger Antonio Rüdiger von Real Madrid wohl die besten Startelf-Chancen im DFB-Team.

Robert Andrich (Deutschland/Bayer Leverkusen): Der Mann mit dem dichten Bart gilt als zweikampfstarker defensiver Mittelfeldspieler. Bei Leverkusen zeigte er seine Fähigkeiten vor allem in der Rückrunde. Er soll nun der Mann sein, der den deutschen Offensivkünstlern den Rücken freihält.

Florian Wirtz (Deutschland/Bayer Leverkusen): Rund einen Monat vor der EURO ist Wirtz gerade einmal 21 Jahre alt geworden - doch es soll seine EM werden. Längst hat er sich das Prädikat Weltklasse erarbeitet und wurde in der Bundesliga zum "Spieler der Saison" gewählt.

Niclas Füllkrug (Deutschland/Borussia Dortmund): "Lücke", wie Füllkrug aufgrund seiner Zahnlücke gerufen wird, gilt im deutschen Sturm als kopfball- und zweikampfstarke Alternative zu den sonst eher technisch versierten Nebenmännern. Seine Bilanz in 16 Länderspielen ist top: elf Tore und zwei Vorlagen.

Ian Maatsen (Niederlande/Borussia Dortmund): Abwehrspieler Ian Maatsen von Borussia Dortmund ist für das EM-Aufgebot der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft nachnominiert worden. Bondscoach Ronald Koeman reagierte damit auf die jüngsten Verletzungen im Oranje-Team. Nach Frenkie de Jong vom FC Barcelona musste auch Mittelfeldspieler Teun Koopmeiners (Atalanta Bergamo) für das Turnier passen.

Gregor Kobel (Schweiz/Borussia Dortmund): Eigentlich ist der BVB-Torwart einer der besten seiner Zunft - und muss doch bei der Schweiz hinten anstehen. Denn mit dem ehemaligen Bundesligaspieler Yann Sommer hat er große Konkurrenz. Sommer spielte bei seinem neuen Klub Inter Mailand eine Fabel-Saison. Ein Torwartproblem hat die Schweiz wohl eher nicht.

Nico Elvedi (Schweiz/Borussia Mönchengladbach): Auch in der Innenverteidigung der Eidgenossen findet sich etwas NRW wieder: Der Gladbacher Elvedi soll einen Part in der Innenverteidigung übernehmen. Neben ihm agiert übrigens ein Ex-Dortmunder mit Manuel Akanji.

Granit Xhaka (Schweiz/Bayer Leverkusen): Wie auch beim Deutschen Meister aus Leverkusen ist Xhaka im Mittelfeld der Schweizer nicht wegzudenken. Seine Ruhe, Spielübersicht und Erfahrung waren bereits für Bayer extrem wertvoll und sollen nun den Eidgenossen zu einem starken Turnier verhelfen.

Josip Stanisic (Kroatien/Bayer Leverkusen): Und noch ein Deutscher Meister, der wohl bei der EURO antreten darf. Stanisic hofft auf die Startelf bei Kroatien. Kurios: Während der noch laufenden EURO wird der Verteidiger wieder ein Münchner, denn seine Leihe läuft am 30. Juni aus. Ob er dann noch im Turnier dabei ist, bleibt abzuwarten.

Alejandro Grimaldo (Spanien/Bayer Leverkusen): Der Leverkusener Linksverteidiger hat eine überragende erste Bundesliga-Saison hinter sich. Offensiv- und laufstark war er einer von vielen starken Transfers bei Bayer. Seine Stärken haben ihn nun auch zur EURO getragen.

Jeremie Frimpong (Niederlande/Bayer Leverkusen): Der Niederländer wird seit Wochen als einer der heißesten Wechselkandidaten gehandelt. Angeblich hat halb Europa Interesse am Flügelflitzer mit dem Bayer-Kreuz. Bei der EURO könnte sich Frimpong noch weiter in den Fokus spielen und seinen Preis in die Höhe treiben.

Donyell Malen (Niederlande/Borussia Dortmund): Wochenlang war Malen in der Rückrunde der formstärkste Dortmunder, dann zwangen ihn Oberschenkelprobleme zur Auszeit. Dennoch traf er immerhin 13-mal das Tor in dieser Saison. Es scheint, er wäre beim BVB richtig angekommen und konnte sich dort für die Niederlande empfehlen.

Max Wöber (Österreich/Borussia Mönchengladbach): Eigentlich sollte Max Wöber die Gladbacher Defensive stabilisieren, doch der Österreicher agierte zumindest unglücklich und hatte etwas Verletzungspech. Seine Leihe von Leeds United läuft Ende Juni aus - eine gute EM würde ihn aber wieder interessant für neue Arbeitgeber machen.

Marcel Sabitzer (Österreich/Borussia Dortmund): Am Anfang wurde der Mittelfeldspieler äußerst skeptisch begutachtet: Zu schwankend waren seine Leistungen beim BVB. Doch je länger die Spielzeit 23/24 dauerte, desto mehr steigerte sich Sabitzer und wurde zur absoluten Führungsfigur im Dortmunder Team. In der Form wie zuletzt beim BVB braucht ihn auch Österreich.

Salih Özcan (Türkei/Borussia Dortmund): Unter Sabitzers starken Leistungen litt zunehmend Özcan. Mit viel Vorschusslorbeeren vom 1. FC Köln gekommen, schaffte es der Deutsch-Türke nicht, sich einen Stammplatz in Dortmund zu erspielen. Ob das bei seinem Nationalteam anders wird?

Florian Kainz (Österreich/ 1. FC Köln): Dass Mittelfeldspieler Kainz den Sprung in den österreichischen EM-Kader schaffen würde, war nicht unbedingt abzusehen. MIt dem 1. FC Köln war er gerade aus der Bundesliga abgestiegen, auch für Kainz persönlich war es eine Saison mit viel Schatten. ÖFB-Trainer Ralf Rangnick interessierte das nicht und nahm den Kölner mit.

Matej Kovar (Tschechien/Bayer Leverkusen): Der Leverkusener "Pokaltorwart" schaffte es mit Bayer bis ins Europa-League-Finale und holte den DFB-Pokal. Kovar war eine mehr als solide Alternative zum Finnen Lukas Hradecky und hat sich seine EM-Teilnahme verdient.

Adam Hlozek (Tschechien/Bayer Leverkusen): Der Stürmer war für Leverkusen der perfekte Ergänzungsspieler. Kam er rein, sorgte er oft für Torgefahr. Dennoch beklagte sich Hlozek nie über seine Jokerrolle. Der Angrreifer ist noch jung und besitzt viel Potenzial. Er wird bei der EURO seine Chancen bekommen.

Patrik Schick (Tschechien/Bayer Leverkusen): Dass Hlozek nicht von Anfang an spielte, verdankte er unter anderem seinem Landsmann. Schick war lange verletzt, doch nach seinem Comeback schnell wieder bei alter Stärke. Er dürfte auch bei Tschechien Stürmer Nummer eins sein - mit dem jungen Herausforderer im Nacken.

Bleibt Özcan beim BVB?

Nach der EM will Özcan über seine Zukunft entscheiden. Bei Borussia Dortmund pendelt der Mittelfeldspieler zwischen Startelf und Ersatzbank. Insgesamt kam Özcan in der vergangenen Dortmunder Saison in 34 Pflichtspielen zum Einsatz, in der Bundesliga stand er in der Rückrunde aber nur zwei Mal in der Startelf. Sein Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2026, ein Wechsel scheint aber nicht ausgeschlossen.

Medienberichten zufolge würde Özcan gerne beim BVB bleiben, der Klub würde ihm bei einem möglichen Wechsel aber keine Steine in den Weg legen. Vor allem Besiktas Istanbul soll Interesse am 26-Jährigen haben.