Jeremie Frimpong bejubelt seinen Treffer zur 2:0-Führung

Leverkusens Frimpong überzeugt endlich auch im Oranje-Dress

Stand: 07.06.2024, 14:43 Uhr

Jeremie Frimpong und die niederländische Nationalmannschaft - das hat lange nicht so richtig zueinander gepasst. Nach einer Glanzleistung im jüngsten Testspiel findet auch sein Trainer Ronald Koeman nur lobende Worte für Leverkusens Leistungsträger.

Jeremie Frimpong hat eine Traum-Saison hinter sich. Mit Bayer Leverkusen hat er die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal geholt, sammelte in den beiden Wettbewerben in 37 Spielen 23 Scorerpunkte (elf Tore und zwölf Vorlagen). Nach Florian Wirtz und Victor Boniface war Frimpong der torgefährlichste Bayer-Akteur.

Logisch, dass einer der besten Bundesliga-Spieler auch ein Kandidat für die niederländische Nationalmannschaft ist, oder? Fast. Am Donnerstag beim 4:0 Testspiel-Sieg gegen Kanada bestritt Frimpong erst sein drittes Länderspiel für die Elftal. Frimpong und Nationalmannschaft, das hatte zuvor noch nicht so richtig gematched.

Frimpong bei WM in Katar ohne Einsatz

Bei der WM 2022 stand Frimpong zwar im Kader, blieb aber unter Bondscoach Louis van Gaal ohne Einsatz. Im Frühjahr 2023 verzichtete der neue Bondscoach Ronald Koeman auf eine Nominierung. Der Grund: Für Koemans Spielstil sei Frimpong für die Vierer-Abwehrkette defensiv nicht gut genug und für die offensive Rechtsaußen vorne zu harmlos. Frimpong reagierte mit einer Trotzreaktion und sagte seine Teilnehme für die U21-EM ab, wo er eigentlich hätte auflaufen sollen.

"Wir sind nicht glücklich über Absagen bei Jong Oranje. Wenn man das macht und denkt, dass man kurz darauf in der niederländischen Nationalmannschaft spielen kann, verstehe ich das nicht. So geht das nicht", reagierte damals Koeman. Als Konsequenz verzichtete Koeman auch bei den EM-Qualifikationsspielen im September auf Frimpong. "Man kann das als eine Art Strafe sehen", sagte der 61 Jahre alte Trainer.

Frimpong ist Schlüsselspieler bei Bayer Leverkusen

Aus seinem Verein ist Frimpong so etwas nicht gewohnt. Im Januar 2021 kam der heute 23-Jährige von Celtic Glasgow nach Leverkusen. Zuvor hatte er die Jugendmannschaften von Machester City durchlaufen. Spätestens seit dem Amtsantritt von Trainer Xabi Alonso in Leverkusen im Oktober 2022 hat sich Frimpong zu einem Schlüsselspieler der Leverkusener Mannschaft entwickelt.

"Seit ich hier bin, ist Jeremie für uns und für mich ein wichtiger Spieler. Er hat uns sehr geholfen", sagte Alonso jüngst über den gebürtigen Amsterdamer. "Er ist ein toller Typ. Seine Persönlichkeit bringt viel Freude in die Kabine. Man muss ihm diese Freude lassen, aber ihm auch helfen, reifer zu werden. Nicht nur als Fußballspieler, sondern auch als Profi hat er sich toll weiterentwickelt."

Zehntschnellster Spieler der Bundesliga

Frimpongs gefährlichste Waffe ist seine enorme Schnelligkeit. So kommt er immer wieder in den Rücken der Abwehr und kann gefährliche Pässe in die Mitte auf die Stürmer spielen - oder Konter selbst vollenden. Als Spitzengeschwindigkeit brachte Frimpong in der vergangenen Bundesliga-Saison 35,95 Km/h auf den Tacho, damit war er der zehntschnellste Spieler der Liga.

Alonso ist jedenfalls voll des Lobes für seinen Schützling: "Auf der Fußballbühne ist er so besonders. Man findet nicht viele Jeremie Frimpongs auf der Welt. Für uns ist er ein sehr besonderer Spieler in unserem System. Unser System ist wie maßgeschneidert für ihn. Wir brauchen ihn in besonderen Situationen. Deshalb ist er für uns ein sehr wichtiger Spieler."

Startelf-Debüt gegen Schottland

Es sind Qualitäten, die nun langsam auch in der niederländischen Nationalmannschaft ankommen. Sein Debüt gab Frimpong Mitte Oktober. Im EM-Qualifikationsspiel gegen Frankreich wurde er für 28 Minuten eingewechselt, drei Tage später blieb er 90 Minuten lang auf der Bank. Eine Verletzung verhinderte weitere Einsätze im November. Sein Startelfdebüt feierte er Ende März beim 4:0-Sieg im Freundschaftsspiel gegen Schottland.

EURO 2024: Diese Spieler aus NRW sind dabei

Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) sind in den endgültigen Kadern 20 Spieler aus Nordrhein-Westfalen dabei.

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den Dortmunder Emre Can für die EM nachnominiert.

Emre Can (Deutschland/Borussia Dortmund): Kurz vor dem EM-Start hat der Dortmunder Emre Can (30) doch noch den Sprung in den deutschen EM-Kader geschafft. Da Aleksandar Pavlovic (19/Bayern München), der zuletzt wegen eines Infekts im Trainingslager fehlte, für die Heim-EM komplett ausfällt, hat Bundestrainer Julian Nagelsmann Can nachnominiert. 

Emre Can (Deutschland/Borussia Dortmund): Kurz vor dem EM-Start hat der Dortmunder Emre Can (30) doch noch den Sprung in den deutschen EM-Kader geschafft. Da Aleksandar Pavlovic (19/Bayern München), der zuletzt wegen eines Infekts im Trainingslager fehlte, für die Heim-EM komplett ausfällt, hat Bundestrainer Julian Nagelsmann Can nachnominiert. 

Nico Schlotterbeck (Deutschland/Borussia Dortmund): Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund zählt vom deutschen Kader bei der EM im eigenen Land und sprang in letzter Sekunde noch auf den EM-Zug auf. Er soll als Backup dem etablierten Verteidiger-Duo Konkurrenz machen.

Jonathan Tah (Deutschland/Bayer Leverkusen): Einer aus diesem etablierten Duo dürfte Jonathan Tah sein. Der Leverkusener spielte eine bärenstarke Saison und hat zusammen mit dem frischgebackenen Champions-League-Sieger Antonio Rüdiger von Real Madrid wohl die besten Startelf-Chancen im DFB-Team.

Robert Andrich (Deutschland/Bayer Leverkusen): Der Mann mit dem dichten Bart gilt als zweikampfstarker defensiver Mittelfeldspieler. Bei Leverkusen zeigte er seine Fähigkeiten vor allem in der Rückrunde. Er soll nun der Mann sein, der den deutschen Offensivkünstlern den Rücken freihält.

Florian Wirtz (Deutschland/Bayer Leverkusen): Rund einen Monat vor der EURO ist Wirtz gerade einmal 21 Jahre alt geworden - doch es soll seine EM werden. Längst hat er sich das Prädikat Weltklasse erarbeitet und wurde in der Bundesliga zum "Spieler der Saison" gewählt.

Niclas Füllkrug (Deutschland/Borussia Dortmund): "Lücke", wie Füllkrug aufgrund seiner Zahnlücke gerufen wird, gilt im deutschen Sturm als kopfball- und zweikampfstarke Alternative zu den sonst eher technisch versierten Nebenmännern. Seine Bilanz in 16 Länderspielen ist top: elf Tore und zwei Vorlagen.

Ian Maatsen (Niederlande/Borussia Dortmund): Abwehrspieler Ian Maatsen von Borussia Dortmund ist für das EM-Aufgebot der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft nachnominiert worden. Bondscoach Ronald Koeman reagierte damit auf die jüngsten Verletzungen im Oranje-Team. Nach Frenkie de Jong vom FC Barcelona musste auch Mittelfeldspieler Teun Koopmeiners (Atalanta Bergamo) für das Turnier passen.

Gregor Kobel (Schweiz/Borussia Dortmund): Eigentlich ist der BVB-Torwart einer der besten seiner Zunft - und muss doch bei der Schweiz hinten anstehen. Denn mit dem ehemaligen Bundesligaspieler Yann Sommer hat er große Konkurrenz. Sommer spielte bei seinem neuen Klub Inter Mailand eine Fabel-Saison. Ein Torwartproblem hat die Schweiz wohl eher nicht.

Nico Elvedi (Schweiz/Borussia Mönchengladbach): Auch in der Innenverteidigung der Eidgenossen findet sich etwas NRW wieder: Der Gladbacher Elvedi soll einen Part in der Innenverteidigung übernehmen. Neben ihm agiert übrigens ein Ex-Dortmunder mit Manuel Akanji.

Granit Xhaka (Schweiz/Bayer Leverkusen): Wie auch beim Deutschen Meister aus Leverkusen ist Xhaka im Mittelfeld der Schweizer nicht wegzudenken. Seine Ruhe, Spielübersicht und Erfahrung waren bereits für Bayer extrem wertvoll und sollen nun den Eidgenossen zu einem starken Turnier verhelfen.

Josip Stanisic (Kroatien/Bayer Leverkusen): Und noch ein Deutscher Meister, der wohl bei der EURO antreten darf. Stanisic hofft auf die Startelf bei Kroatien. Kurios: Während der noch laufenden EURO wird der Verteidiger wieder ein Münchner, denn seine Leihe läuft am 30. Juni aus. Ob er dann noch im Turnier dabei ist, bleibt abzuwarten.

Alejandro Grimaldo (Spanien/Bayer Leverkusen): Der Leverkusener Linksverteidiger hat eine überragende erste Bundesliga-Saison hinter sich. Offensiv- und laufstark war er einer von vielen starken Transfers bei Bayer. Seine Stärken haben ihn nun auch zur EURO getragen.

Jeremie Frimpong (Niederlande/Bayer Leverkusen): Der Niederländer wird seit Wochen als einer der heißesten Wechselkandidaten gehandelt. Angeblich hat halb Europa Interesse am Flügelflitzer mit dem Bayer-Kreuz. Bei der EURO könnte sich Frimpong noch weiter in den Fokus spielen und seinen Preis in die Höhe treiben.

Donyell Malen (Niederlande/Borussia Dortmund): Wochenlang war Malen in der Rückrunde der formstärkste Dortmunder, dann zwangen ihn Oberschenkelprobleme zur Auszeit. Dennoch traf er immerhin 13-mal das Tor in dieser Saison. Es scheint, er wäre beim BVB richtig angekommen und konnte sich dort für die Niederlande empfehlen.

Max Wöber (Österreich/Borussia Mönchengladbach): Eigentlich sollte Max Wöber die Gladbacher Defensive stabilisieren, doch der Österreicher agierte zumindest unglücklich und hatte etwas Verletzungspech. Seine Leihe von Leeds United läuft Ende Juni aus - eine gute EM würde ihn aber wieder interessant für neue Arbeitgeber machen.

Marcel Sabitzer (Österreich/Borussia Dortmund): Am Anfang wurde der Mittelfeldspieler äußerst skeptisch begutachtet: Zu schwankend waren seine Leistungen beim BVB. Doch je länger die Spielzeit 23/24 dauerte, desto mehr steigerte sich Sabitzer und wurde zur absoluten Führungsfigur im Dortmunder Team. In der Form wie zuletzt beim BVB braucht ihn auch Österreich.

Salih Özcan (Türkei/Borussia Dortmund): Unter Sabitzers starken Leistungen litt zunehmend Özcan. Mit viel Vorschusslorbeeren vom 1. FC Köln gekommen, schaffte es der Deutsch-Türke nicht, sich einen Stammplatz in Dortmund zu erspielen. Ob das bei seinem Nationalteam anders wird?

Florian Kainz (Österreich/ 1. FC Köln): Dass Mittelfeldspieler Kainz den Sprung in den österreichischen EM-Kader schaffen würde, war nicht unbedingt abzusehen. MIt dem 1. FC Köln war er gerade aus der Bundesliga abgestiegen, auch für Kainz persönlich war es eine Saison mit viel Schatten. ÖFB-Trainer Ralf Rangnick interessierte das nicht und nahm den Kölner mit.

Matej Kovar (Tschechien/Bayer Leverkusen): Der Leverkusener "Pokaltorwart" schaffte es mit Bayer bis ins Europa-League-Finale und holte den DFB-Pokal. Kovar war eine mehr als solide Alternative zum Finnen Lukas Hradecky und hat sich seine EM-Teilnahme verdient.

Adam Hlozek (Tschechien/Bayer Leverkusen): Der Stürmer war für Leverkusen der perfekte Ergänzungsspieler. Kam er rein, sorgte er oft für Torgefahr. Dennoch beklagte sich Hlozek nie über seine Jokerrolle. Der Angrreifer ist noch jung und besitzt viel Potenzial. Er wird bei der EURO seine Chancen bekommen.

Patrik Schick (Tschechien/Bayer Leverkusen): Dass Hlozek nicht von Anfang an spielte, verdankte er unter anderem seinem Landsmann. Schick war lange verletzt, doch nach seinem Comeback schnell wieder bei alter Stärke. Er dürfte auch bei Tschechien Stürmer Nummer eins sein - mit dem jungen Herausforderer im Nacken.

Beim EM-Test am Donnerstag (06.06.2024) gegen Kanada zeigte der 23-Jährige in seinem dritten Länderspiel seine mit Abstand beste Leistung im Oranje-Trikot. "Mehr kann ich von Jeremie nicht verlangen", sagte Koeman nach dem Spiel. Beim 4:0-Sieg der Elftal hatte Frimpong das erste Tor von Memphis Depay mustergültig vorbereitet und den zweiten Treffer der Gastgeber selbst erzielt.

Frimpong auf dem Weg zu Stammkraft

"Er hat genau so gespielt wie im Klub. Das freut mich sehr für ihn", sagte Koeman. Nach seiner Gala-Vorstellung ist der Leverkusener nun auf dem besten Weg, bei der Fußball-EM in Deutschland zur Stammformation der Niederländer zu gehören. "Es war ein großartiges Spiel. Ich bin glücklich über meine erste Vorlage und mein erstes Tor in der Nationalmannschaft", sagte Frimpong. "Aber das ist erst der Anfang, das ist erst die Vorbereitung auf die EM. Ich kann es nicht erwarten, dass das Turnier losgeht."

Das Oranje-Team trifft zum Auftakt am 16. Juni in Hamburg auf Polen. Weitere Gegner in der starken Gruppe D sind Frankreich und Österreich.

Quelle: red/dpa