Nationalspieler Niclas Füllkrug klatscht nach dem Testspiel-Sieg gegen die Niederlande in die Hände

Niclas Füllkrug - ein Spätzünder mit Torinstinkt

Stand: 13.06.2024, 22:37 Uhr

Den Kampf um den Platz im deutschen Sturm hat Niclas Füllkrug vorerst verloren. Doch der Dortmunder ist jederzeit bereit für einen Einsatz - und warten hat der Spätzünder im DFB-Trikot schließlich gelernt.

Im Hause Füllkrug herrscht bei großen Turnieren traditionell Festtagsstimmung. Auch 2006 hätten "alle ein Trikot getragen", der Garten bei Oma und Opa sei "geschmückt" gewesen, berichtet Niclas Füllkrug, der schon mit drei Jahren die Nationalhymne auswendig singen konnte.

Bis er diese auch auf dem Platz zum Besten geben konnte, dauerte es aber eine ganze Weile, denn Füllkrug ist in Sachen A-Nationalmannschaft ein Spätzünder. Sein Debüt gab der gebürtige Hannoveraner im November 2022 - damals war er bereits 29 Jahre alt. Vielleicht hätte der Stürmer schon viel früher eine wichtige Rolle in der DFB-Elf gespielt, doch gesundheitliche Probleme - unter anderem vier schwere Knieverletzungen - hatten ihn immer wieder zurückgeworfen.

Vielleicht aber war es auch gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, denn Füllkrug fand sich im Nationalteam gleich nahtlos ein. Zur Belohnung durfte er sofort mit zur WM 2022 nach Katar reisen, wo er dann auch zu seinen ersten Pflichtspieleinsätzen für die deutsche Elf kam. Anders als für das Team, das in der Vorrunde ausschied, war das Turnier für den Stürmer ein Erfolg. In gerade einmal 66 Spielminuten gelangen ihm zwei Tore und ein Assist.

Vom Joker in Bremen zum Stammspieler beim BVB

Seitdem hat sich in Füllkrugs Fußballerleben einiges verändert. War er 2022 noch Joker bei Werder Bremen, steht er mittlerweile bei Borussia Dortmund als Stammspieler im Sturm. Eine Rolle, die sich der mittlerweile 31-Jährige auch für die Nationalelf gewünscht hätte, doch Julian Nagelsmann hat sich anders entschieden. Der Bundestrainer entschied sich für den spielstärkeren Kai Havertz als Stürmer Nummer eins.

Natürlich hatte sich "Lücke", wie Füllkrug von seinen Kollegen genannt wird, mehr erhofft: "Ich bin da eher in einem Angestelltenverhältnis. Der Trainer sitzt am längeren Hebel", sagte der wuchtige und kopfballstarke Mittelstürmer, der in 16 Länderspielen immerhin elf Tore erzielen konnte. Mit vier Toren in den zehn Spielen unter Nagelsmann als Bundestrainer liegt er sogar ein Tor vor Havertz - und in der internen Torjägerliste ganz vorne.

Füllkrug: "Brauche nicht viel Zeit"

Doch Füllkrug ist fest davon überzeugt, dass er der Mannschaft auch nach einer Einwechslung viel geben kann. "Ich habe viele gute Jokereinsätze in meiner Karriere gehabt. Ich habe bewiesen, dass ich nicht viel Zeit brauche, wenn ich ins Spiel komme", sagte der Dortmunder, der immer auf einen Einsatz brennt. Es könne schließlich "jeden Moment passieren, dass ich gebraucht werde".

Konkurrent Havertz sicherte er "maximale Unterstützung" zu. "Ich wünsche ihm jedes Tor, das er nur machen kann. Weil es uns als Land, als Nation nach vorne bringt", so der Dortmunder.

Wie schnell Füllkrug einsatzbereit ist, bewies er bereits im Auftaktspiel gegen Schottland, als er nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung (63.) zuerst den Treffer zum 4:0 erzielte und wenig später ein weiteres Mal erfolgreich war, allerdings wurde der Treffer aufgrund einer Abseitsposition zurückgenommen (77.).

EURO 2024: Diese Spieler aus NRW sind dabei

Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland (14. Juni bis 14. Juli) sind in den endgültigen Kadern 20 Spieler aus Nordrhein-Westfalen dabei.

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat den Dortmunder Emre Can für die EM nachnominiert.

Emre Can (Deutschland/Borussia Dortmund): Kurz vor dem EM-Start hat der Dortmunder Emre Can (30) doch noch den Sprung in den deutschen EM-Kader geschafft. Da Aleksandar Pavlovic (19/Bayern München), der zuletzt wegen eines Infekts im Trainingslager fehlte, für die Heim-EM komplett ausfällt, hat Bundestrainer Julian Nagelsmann Can nachnominiert. 

Emre Can (Deutschland/Borussia Dortmund): Kurz vor dem EM-Start hat der Dortmunder Emre Can (30) doch noch den Sprung in den deutschen EM-Kader geschafft. Da Aleksandar Pavlovic (19/Bayern München), der zuletzt wegen eines Infekts im Trainingslager fehlte, für die Heim-EM komplett ausfällt, hat Bundestrainer Julian Nagelsmann Can nachnominiert. 

Nico Schlotterbeck (Deutschland/Borussia Dortmund): Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund zählt vom deutschen Kader bei der EM im eigenen Land und sprang in letzter Sekunde noch auf den EM-Zug auf. Er soll als Backup dem etablierten Verteidiger-Duo Konkurrenz machen.

Jonathan Tah (Deutschland/Bayer Leverkusen): Einer aus diesem etablierten Duo dürfte Jonathan Tah sein. Der Leverkusener spielte eine bärenstarke Saison und hat zusammen mit dem frischgebackenen Champions-League-Sieger Antonio Rüdiger von Real Madrid wohl die besten Startelf-Chancen im DFB-Team.

Robert Andrich (Deutschland/Bayer Leverkusen): Der Mann mit dem dichten Bart gilt als zweikampfstarker defensiver Mittelfeldspieler. Bei Leverkusen zeigte er seine Fähigkeiten vor allem in der Rückrunde. Er soll nun der Mann sein, der den deutschen Offensivkünstlern den Rücken freihält.

Florian Wirtz (Deutschland/Bayer Leverkusen): Rund einen Monat vor der EURO ist Wirtz gerade einmal 21 Jahre alt geworden - doch es soll seine EM werden. Längst hat er sich das Prädikat Weltklasse erarbeitet und wurde in der Bundesliga zum "Spieler der Saison" gewählt.

Niclas Füllkrug (Deutschland/Borussia Dortmund): "Lücke", wie Füllkrug aufgrund seiner Zahnlücke gerufen wird, gilt im deutschen Sturm als kopfball- und zweikampfstarke Alternative zu den sonst eher technisch versierten Nebenmännern. Seine Bilanz in 16 Länderspielen ist top: elf Tore und zwei Vorlagen.

Ian Maatsen (Niederlande/Borussia Dortmund): Abwehrspieler Ian Maatsen von Borussia Dortmund ist für das EM-Aufgebot der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft nachnominiert worden. Bondscoach Ronald Koeman reagierte damit auf die jüngsten Verletzungen im Oranje-Team. Nach Frenkie de Jong vom FC Barcelona musste auch Mittelfeldspieler Teun Koopmeiners (Atalanta Bergamo) für das Turnier passen.

Gregor Kobel (Schweiz/Borussia Dortmund): Eigentlich ist der BVB-Torwart einer der besten seiner Zunft - und muss doch bei der Schweiz hinten anstehen. Denn mit dem ehemaligen Bundesligaspieler Yann Sommer hat er große Konkurrenz. Sommer spielte bei seinem neuen Klub Inter Mailand eine Fabel-Saison. Ein Torwartproblem hat die Schweiz wohl eher nicht.

Nico Elvedi (Schweiz/Borussia Mönchengladbach): Auch in der Innenverteidigung der Eidgenossen findet sich etwas NRW wieder: Der Gladbacher Elvedi soll einen Part in der Innenverteidigung übernehmen. Neben ihm agiert übrigens ein Ex-Dortmunder mit Manuel Akanji.

Granit Xhaka (Schweiz/Bayer Leverkusen): Wie auch beim Deutschen Meister aus Leverkusen ist Xhaka im Mittelfeld der Schweizer nicht wegzudenken. Seine Ruhe, Spielübersicht und Erfahrung waren bereits für Bayer extrem wertvoll und sollen nun den Eidgenossen zu einem starken Turnier verhelfen.

Josip Stanisic (Kroatien/Bayer Leverkusen): Und noch ein Deutscher Meister, der wohl bei der EURO antreten darf. Stanisic hofft auf die Startelf bei Kroatien. Kurios: Während der noch laufenden EURO wird der Verteidiger wieder ein Münchner, denn seine Leihe läuft am 30. Juni aus. Ob er dann noch im Turnier dabei ist, bleibt abzuwarten.

Alejandro Grimaldo (Spanien/Bayer Leverkusen): Der Leverkusener Linksverteidiger hat eine überragende erste Bundesliga-Saison hinter sich. Offensiv- und laufstark war er einer von vielen starken Transfers bei Bayer. Seine Stärken haben ihn nun auch zur EURO getragen.

Jeremie Frimpong (Niederlande/Bayer Leverkusen): Der Niederländer wird seit Wochen als einer der heißesten Wechselkandidaten gehandelt. Angeblich hat halb Europa Interesse am Flügelflitzer mit dem Bayer-Kreuz. Bei der EURO könnte sich Frimpong noch weiter in den Fokus spielen und seinen Preis in die Höhe treiben.

Donyell Malen (Niederlande/Borussia Dortmund): Wochenlang war Malen in der Rückrunde der formstärkste Dortmunder, dann zwangen ihn Oberschenkelprobleme zur Auszeit. Dennoch traf er immerhin 13-mal das Tor in dieser Saison. Es scheint, er wäre beim BVB richtig angekommen und konnte sich dort für die Niederlande empfehlen.

Max Wöber (Österreich/Borussia Mönchengladbach): Eigentlich sollte Max Wöber die Gladbacher Defensive stabilisieren, doch der Österreicher agierte zumindest unglücklich und hatte etwas Verletzungspech. Seine Leihe von Leeds United läuft Ende Juni aus - eine gute EM würde ihn aber wieder interessant für neue Arbeitgeber machen.

Marcel Sabitzer (Österreich/Borussia Dortmund): Am Anfang wurde der Mittelfeldspieler äußerst skeptisch begutachtet: Zu schwankend waren seine Leistungen beim BVB. Doch je länger die Spielzeit 23/24 dauerte, desto mehr steigerte sich Sabitzer und wurde zur absoluten Führungsfigur im Dortmunder Team. In der Form wie zuletzt beim BVB braucht ihn auch Österreich.

Salih Özcan (Türkei/Borussia Dortmund): Unter Sabitzers starken Leistungen litt zunehmend Özcan. Mit viel Vorschusslorbeeren vom 1. FC Köln gekommen, schaffte es der Deutsch-Türke nicht, sich einen Stammplatz in Dortmund zu erspielen. Ob das bei seinem Nationalteam anders wird?

Florian Kainz (Österreich/ 1. FC Köln): Dass Mittelfeldspieler Kainz den Sprung in den österreichischen EM-Kader schaffen würde, war nicht unbedingt abzusehen. MIt dem 1. FC Köln war er gerade aus der Bundesliga abgestiegen, auch für Kainz persönlich war es eine Saison mit viel Schatten. ÖFB-Trainer Ralf Rangnick interessierte das nicht und nahm den Kölner mit.

Matej Kovar (Tschechien/Bayer Leverkusen): Der Leverkusener "Pokaltorwart" schaffte es mit Bayer bis ins Europa-League-Finale und holte den DFB-Pokal. Kovar war eine mehr als solide Alternative zum Finnen Lukas Hradecky und hat sich seine EM-Teilnahme verdient.

Adam Hlozek (Tschechien/Bayer Leverkusen): Der Stürmer war für Leverkusen der perfekte Ergänzungsspieler. Kam er rein, sorgte er oft für Torgefahr. Dennoch beklagte sich Hlozek nie über seine Jokerrolle. Der Angrreifer ist noch jung und besitzt viel Potenzial. Er wird bei der EURO seine Chancen bekommen.

Patrik Schick (Tschechien/Bayer Leverkusen): Dass Hlozek nicht von Anfang an spielte, verdankte er unter anderem seinem Landsmann. Schick war lange verletzt, doch nach seinem Comeback schnell wieder bei alter Stärke. Er dürfte auch bei Tschechien Stürmer Nummer eins sein - mit dem jungen Herausforderer im Nacken.

Für das DFB-Team soll es diesmal weiter gehen als 2022 in Katar. Das blamable Vorrunden-Aus ist für Füllkrug aber längst kein Thema mehr: "Wir haben eine stark veränderte Mannschaft, einen ganz anderen Kern und ein anderes Trainerteam. Es macht keinen Sinn zu vergleichen und zu fragen: Was können wir anders machen." Sein Rat an die Kollegen: "Einfach spielen!" Dann dürfte auch im Hause Füllkrug schon bald wieder Festtagsstimmung herrschen.

Quelle: cl