21 Punkte nach zehn Spielen, Platz zwei und nur drei Zähler hinter Spitzenreiter Bayern München. So sähe die Bundesliga-Tabelle für Bayer Leverkusen aus, wären die Partien nach den ersten 45 Minuten beendet worden.
"Laterkusen" ist Geschichte
Die Realität weist allerdings ein anderes Bild auf: Nach dem 1:1 (0:1) beim VfL Bochum liegt der Titelverteidiger mit 17 Punkten bereits neun Zähler hinter dem FC Bayern. Wieder einmal verspielte die Werkself eine Führung, wieder einmal gegen ein Team aus dem unteren Tabellenbereich.
Es ist der krasse Gegensatz zur vergangenen Saison, als Bayer ungeschlagen Meister und Pokalsieger wurde und reihenweise Spiele selbst in der zweiten Hälfte und häufig noch in der Nachspielzeit drehte und sich den Spitznamen "Laterkusen" verdiente. "Momentan vermissen wir diesen Lauf", sagte Torschütze Patrik Schick.
Eine gute Halbzeit reicht nicht
Statt bis zum Schlusspfiff hellwach zu sein, ließ Leverkusen Bochum zurück ins Spiel kommen und sich kurz vor Schluss mit dem verdienten Ausgleichstreffer durch Koji Miyoshi (89.) zu belohnen. "Wir schaffen es nicht, das bis zum Ende hin wegzuverteidigen und das ganze Spiel die Kontrolle zu haben", erklärte ein frustrierter Robert Andrich nach dem Spiel.
Dabei hatte es zunächst so ausgesehen, als würde Leverkusen beim Schlusslicht den erwarteten Pflichtsieg einfahren. In der ersten Hälfte lies die Elf von Trainer Xabi Alonso gegen tief stehende Bochumer den Ball in gewohnter Manier laufen und schlug in der 18. Minute nach einem Traumpass von Florian Wirtz auf Patrik Schick eiskalt zu. Hinten habe man zudem "nicht viel zugelassen", erklärte Andrich, ein beruhigendes 2:0 gelang allerdings auch nicht.
Andrich: "Verstehe es einfach nicht"
Nach der Pause zeigte sich dann aber das andere Leverkusener Gesicht dieser Saison. Auf nach dem Seitenwechsel druckvoll agierende Bochumer fand Bayer keine passende Antwort, wurde stattdessen nervös und leistete sich Fehler. "Wir schlagen die Bälle kreuz und quer und verlieren den Kopf", kritisierte Andrich. "Ich verstehe es einfach nicht."
Damit setzte sich gegen Bochum ein Trend fort, der in der vergangenen Saison noch undenkbar erschien. Zum bereits sechsten Mal in dieser Spielzeit verspielten die Rheinländer eine Führung und gingen am Ende nicht als Sieger vom Platz. Nach den Spielen gegen Holstein Kiel (2:2) und Werder Bremen (2:2) passierte das zum dritten Mal gegen ein Team aus der unteren Tabellenhälfte.
Kein Blick nach oben
"Es ist das gleiche Gefühl wie gegen Kiel", beschrieb Trainer Alonso seine Gefühlslage. "Wir haben in der Halbzeit angesprochen, dass ein Tor wahrscheinlich nicht reicht. Und so war es auch."
Angesichts eines an der Tabellenspitze enteilenden FC Bayern München rückt eine Titelverteidigung für Bayer in weite Ferne. Davon will in Leverkusen aktuell aber auch niemand etwas wissen. "Wir tun gut daran, nur auf uns zu schauen und nicht auf andere", so Andrich. "Damit haben wir genug zu tun aktuell."