Elf lange Jahre sind es nun schon, die Alemannia Aachen in der Fußball-Regionalliga zubringt. Elf Jahre, in denen der ehemalige Bundesligist (1967 bis 1970 und 2006/07) selten um die Meisterschaft mitspielte, sondern zumeist im grauen Mittelmaß der Liga versank. Acht, 12 und 14 waren die Endplätze der vergangenen Jahre - zu wenig für den fiebrigen Klub mit seinem großen Anhang, der finanziell allerdings auch immer wieder ums Überleben kämpfen musste.
Riesige Euphorie zum Saisonstart
Umso hoffnungsvoller waren die Erwartungen vor dieser Spielzeit. Die Schwarz-Gelben hatten sich schlagkräftig vor allem in der Offensive verstärkt, 17 Trainer der Liga nannten die Aachener als Titelfavorit, genau so oft wie den Wuppertaler SV.
Die Euphorie war groß wie lange nicht in der Kaiserstadt. Der Klub hatte eine neue Werbe-Offensive gestartet, holte noch mehr Geldgeber ins Boot als in den Vorjahren. Dabei ist es nicht der eine große Investor, der Finanzmittel in den Verein pumpt. Vielmehr unterstützen viele kleine Firmen aus Aachen und Umgebung die Aachener Fußballer.
Unterstützung kommt aber vor allem auch von den Fans. 5.500 Dauerkarten setzte der Klub zur neuen Saison ab - bundesweiter Regionalligarekord. Die riesige Spannung spiegelte sich gleich zum Saisonauftaktspiel wider. Fast 28.000 Zuschauer waren zum ersten Gipfeltreffen gegen den vermeintlichen Mitkonkurrenten aus Wuppertal gekommen - eine enorme Kulisse, die dem Eröffnungsspiel einen mehr als würdigen Rahmen verlieh.
Ernüchterung nach vier Spielen
Aber dann das: Alemannia verlor nach starker Vorstellung durch zwei Tore in der Nachspielzeit mit 1:2 gegen den WSV - eine sehr unglückliche Niederlage. Ernüchtert gingen die vielen Anhänger der Alemannen nach Hause. Noch ernüchternder war das, was dann folgte. In Lippstadt gewann der TSV zwar noch mit 3:1. Das 2:2 im Heimspiel gegen Mönchengladbach II und erst recht die 1:4-Klatsche gegen Rot-Weiß Oberhausen waren dann aber zu wenig. Vier Punkte aus vier Spielen und aktuell Platz 15 - der Saisonstart ging in die Hose.
Vollblut-Alemanne Plaßhenrich gleich gefordert
Und so früh wie kein anderer Klub reagierten die Vereinsverantwortlichen. Trainer Helge Hohl - ohnehin von vielen Anhängern skeptisch beäugt - musste nach nur vier Spielen seine Sachen packen. Ein alter Bekannter übernahm. Reiner Plaßhenrich, Vollblut-Alemanne, soll die Mannschaft wieder auf Erfolgskurs bringen. Der Ostwestfale gehörte zur legendären Aachener Mannschaft, die in der Saison 2004/05 im UEFA-Cup spielte.
Zwischen 2013 und 2015 war Plaßhenrich Co-Trainer der ersten Mannschaft unter Peter Schubert. Das Duo hätte 2015 fast den Aufstieg zurück in die 3. Liga geschafft, am Ende wurde man Zweiter. Seit dem Sommer hat Plaßhenrich den Jugendbereich der Aachener übernommen. Vorgesehen ist, die erste Mannschaft interimsweise zunächst für zwei Spiele zu betreuen. Dann wird man sehen, wie es weitergeht.
Lösbare Aufgaben stehen an
Plaßhenrichs erste Aufgaben erscheinen machbar. Es geht zunächst an diesem Freitag im Abendspiel gegen Schalke II, eine Woche später dann zum Neuling FC Gütersloh. Gefordert sind sechs Punkte aus diesen beiden Spielen. Dann würde die Lage zumindest etwas rosiger aussehen und Plaßhenrich die erste Mannschaft sicher weiter coachen.