Der Deutsche Lehrerverband, der nach eigenen Angaben 165.000 Lehrerinnen und Lehrer bundesweit vertritt, begrüßte den Vorstoß von Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP). "Der Ukraine-Krieg schafft ein neues Bewußtsein für militärische Bedrohung, das auch an Schulen vermittelt werden muss", sagte Verbandspräsident Stefan Düll.
Schluss mit "Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung"
Nach Dülls Ansicht herrschte viel zu lang eine - Zitat - "Friede-Freude-Eierkuchen-Stimmung" vor. Düll findet, dass Jugendoffiziere der Bundeswehr eine sinnvolle Unterstützung im Unterricht sein könnten. Sie seien "vertrauenswürdige Absender, um für die Schüler eine Kriegsbedrohung einzuordnen." Sie könnten für "Inhalte für den Politikunterricht und das fächerübergreifende Ziel der Demokratie- und Friedenserziehung" zum Einsatz kommen.
Düll reagierte auf Forderungen von Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger. Diese hatte sich dafür ausgesprochen, Schülerinnen und Schüler auf Krisen und einen Kriegsfall vorzubereiten. Unter anderem sollten Jugendoffiziere der Bundeswehr in Schulen berichten, was die Bundeswehr für die Sicherheit leiste. Darüber hinaus forderte die Ministerin Katastrophenschutzübungen an Schulen.
Elternverein NRW für Bundeswehr in Schulen
Unterstützung kommt auch vom Elternverein NRW. Für die Demokratiebildung junger Menschen sei es wichtig, dass sie eine Vorstellung davon bekommen, welche Aufgaben unsere staatlichen Institutionen erfüllten und welche besondere Geschichte den jeweiligen Aufgaben und Zielen zugrunde liege, teilte der Verein auf WDR-Anfrage mit. "Im Besonderen vor dem Hintergrund der derzeitigen weltweiten Sicherheitslage ist es wichtig, dass die Bundeswehr ihre Aufgabe der Verteidigung unseres Landes und seiner Bewohner in Kooperation mit den Verteidigungskräften anderer europäischer und westlicher Staaten darlegt und erläutert."
Keine Nachwuchswerbung an Schulen
Ausbildungsbörse Bundeswehr
Dem Vorsitzenden der Landeselternkonferenz NRW, Christian Beckmann aus Gütersloh geht das alles viel zu weit. Er befürchtet, dass die Bundeswehr Schulbesuche zur Nachwuchswerbung nutzen könnte. Dieses lehnt Beckmann strikt ab. Es reiche, wenn die Bundeswehr auf Berufsinformationsbörsen vertreten sei.
Zwar hält auch Beckmann es für wichtig, in der Schule über Kriegs- und Sicherheitsfragen zu sprechen, aber nicht mit Vertretern der Bundeswehr. "Das kann man im Unterricht pädagogisch wertvoller vermitteln." Beckmann betont, dass das seine persönliche Ansicht sei. Es gebe in der Landeselternkonferenz NRW, die Dachverband von Stadt- und Kreisschulpflegschaften ist, unterschiedliche Meinungen zur Bundeswehr an Schulen. Der Vorstand werde sich am kommenden Mittwoch mit dem Thema befassen.
GEW gegen Bundeswehr an Schulen
Die Lehrergewerkschaft GEW betont, Schule sei ein Schutzraum für Kinder und Jugendliche. Die Bundeswehr dürfe kein Exklusivrecht über Heranwachsende haben, erklärte die nordrhein-westfälische Landesvorsitzende Ayla Celik. "Alle, die für Demokratie und Friedenspolitik werben, können keine Kooperation von Schulen und Bundeswehr befürworten. Das ist ein Widerspruch in sich."
Lehrkräfte sollten von Fall zu Fall entscheiden
Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung NRW (VBE NRW), Stefan Behlau würde die Entscheidung, wer zu welchem Thema in den Unterricht geholt wird, gerne den Lehrkräften überlassen. Das gelte auch für die Bundeswehr. "Die Lehrkräfte wissen, wann welche Expertise für den Unterricht einsetzbar oder notwendig ist und wie diese differenziert in Gesamtzusammenhängen dargestellt werden kann", so Behlau auf WDR-Anfrage.
Quellen:
- Presseagenturen epd und AFP
- Landeselternkonferenz NRW
- Elternverein NRW
- GEW NRW
- VBE NRW