Zusammenstellung von sächsischen, ottonischen, dänischen und byzantinischen Münzen, z.T. wohl als Anhänger genutzt (durchlocht) liegen auf einem Tisch.

14. April 2018 - Fund des Silberschatzes von Dänenkönig Harald Blauzahn

Zuerst hält Luca es nur für ein Stück Schrott, was er da auf einem Acker bei Schaprode auf Rügen findet. Doch dann stellt sich heraus: Es ist Teil eines 1.000 Jahre alten Schatzes.

Lucca ist der Jüngste der Hobby-Archäologen, die Anfang 2018 mit Metalldetektoren einen Acker bei Schaprode auf Rügen absuchen. Als sein Detektor ausschlägt, glaubt der 13-Jährige zunächst, ein wertloses Stück Alu gefunden zu haben. Doch sein Kollege René Schön erkennt schnell, dass es sich um mehr handeln könnte.

"Dann hab ich schon gesehen, dass das ne Münze ist und hatte sie zusammen mit meinem Halsringfragment eingetütet und hatte mir dann so meine Gedanken gemacht." Hobby-Archäologe René Schön

Noch in der Nacht liest, recherchiert und vergleicht René Schön Prägung und Münz-Vorbilder. Schnell erkennt er, was er in den Händen hält: Die gefundenen Stücke könnten tatsächlich aus der Wikingerzeit stammen. Zehntes Jahrhundert. Geprägt in der damaligen Handelsstadt Haithabu. Eine Sensation.

Viel Schmuck und 500 bis 600 Münzen

Im Morgengrauen sind die Hobby-Archäologen wieder vor Ort - und finden noch deutlich mehr Einzelteile. Ausgegraben werden Ringe, kunstvoll geflochtene Halsreife, Perlen, Fibeln, einen Thorshammer, zerhackten Ringschmuck und zwischen 500 bis 600 teils zerhackte Münzen.

Harald Blauzahns Silberschatz von Rügen (Bekanntgabe, 14.4.2018)

WDR Zeitzeichen 14.04.2023 15:06 Min. Verfügbar bis 14.04.2099 WDR 5


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Der zuständige Archäologe beim Landesamt für Bodendenkmalpflege kann's anfangs gar nicht glauben, was René Schön ihm da telefonisch berichtet. Doch vor Ort stellt auch Michael Schirren fest:

"Diese Kontaminierung des Ackerbodens mit dem Schatzfund war schon erheblich, da war schon viel Material drin." Dr. Michael Schirren, Archäologe beim Landesamt für Bodendenkmalpflege

100 der gefundenen Münzen kann Schirren später der Regentschaft des legendären Dänenkönigs Harald Blauzahn (910-987) zuordnen. Blauzahn gilt als Begründer des dänischen Reiches, indem er das Land einte, das Christentum einführte und Reformen durchsetzte. Die jüngsten Münzen des Schatzes, so genannte Otto-Adelheid-Pfennige, stammen aus der Zeit nach 983 n.Chr.

Auch englische und orientalische Münzen

Der Fund erlaubt einen faszinierenden und detaillierten Blick in die Geschichte des Mittelalters. Wahrscheinlich hat der Dänenkönig Harald Blauzahn den Schatz vergraben lassen, als er vor Widersachern aus Dänemark fliehen muss. Aber auch andere Theorien sind denkbar: Der Schatz könnte auch dem Verwalter des Gebietes gehört haben, der ihn hier vergraben ließ. Oder er könnte als Vorrat in der Nähe eines großen Handelsplatzes vergraben worden sein, um das erwirtschaftete Silber nicht permanent bei sich tragen zu müssen.

Weil sich auch englische und orientalische Münzen im Schatz befinden, erhalten Wissenschaftler Aufschluss über die weitreichenden Handelsbeziehungen der dänischen Könige. Noch ist der Schatz aber nicht vollständig. Experten gehen davon aus, dass erst 96 Prozent des Schatzes gefunden sind. Die Suche geht also auch fünf Jahre nach dem ersten Fund noch weiter.

Autor des Hörfunkbeitrags: Ralph Erdenberger
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 14. April 2023 an Fund des Silberschatzes von Dänenkönig Harald Blauzahn auf Rügen.

ZeitZeichen am 15.04.2023: Der Fall der Festung Masada in Judäa