Ethel und Julius Rosenberg

19. Juni 1953 - Hinrichtung der "Atomspione" Ethel und Julius Rosenberg

Sie sind das erste Ehepaar, das in den USA hingerichtet wird. Ethel und Julius Rosenberg sollen Atombomben-Geheimnisses an die Sowjets verraten haben. Bis zum Schluss beteuern sie ihre Unschuld.

Es ist die Zeit des Kalten Krieges. In den USA geht die sogenannte "Red Scare" ("Rote Angst") um. Einwanderer, linke Intellektuelle, Schauspieler, Schriftsteller und Gewerkschafter müssen sich wegen "unamerikanischer Umtriebe" erklären.

In dieser Atmosphäre wird 1950 ein junges Ehepaar verhaftet: Ethel und Julius Rosenberg sollen während des Zweiten Weltkrieges geheime Unterlagen über den Bau der US-Atombombe an die Sowjetunion verraten haben. Julius Rosenberg ist im Zweiten Weltkrieg Mitarbeiter des Atombomben-Projekts - und die UdSSR ein alliierter Staat der USA im gemeinsamen Kampf gegen Hitler-Deutschland.

"Atomspione" in den USA hingerichtet: Julius und Ethel Rosenberg

WDR Zeitzeichen 19.06.2023 15:17 Min. Verfügbar bis 19.06.2099 WDR 5


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Doch nach dem Krieg ist alles anders: Seit 1949 verfügt auch die Sowjetunion über Atombomben, sehr zum Unmut der USA. Unstrittig ist, dass Julius Rosenberg geheimes Material an sowjetische Agenten geliefert hat, aber diese Papiere sind kaum von Belang. Die Rosenbergs sind bekennende Kommunisten, die Vorwürfe aber streiten sie ab.

David Greenglass denunziert Schwester und Schwager

Nur durch ein Verrat innerhalb der Familie wird eine Verurteilung der Rosenbergs möglich: David Greenglass, der Bruder von Ethel Rosenberg, hatte Geheimdokumenten aus dem US-Atomforschungszentrum Los Alamos gestohlen. Um für sich eine mildere Strafe zu erwirken, denunziert er unter dem Druck des FBI Greenglass zunächst seinen Schwager als Kopf einer Spionage-Gruppe und behauptet kurz darauf, seine Schwester Ethel sei als Protokollantin ebenfalls beteiligt gewesen.

David Greenglass kommt mit 15 Jahren Haft davon. Kurz nach der Jahrtausendwende wird er ohne ein Anzeichen von Reue im Interview mit dem TV-Sender CBS sagen: Ich wollte das Leben meiner Frau, das Leben meiner Kinder nicht opfern, um meine Schwester zu retten.

Hinrichtung trotz internationaler Proteste

Ethel und Julius Rosenberg aber werden am 5. April 1951 wegen Hochverrats zum Tode verurteilt. Bis zuletzt beteuern die Rosenbergs ihre Unschuld. Ihre Hinrichtung wird mehrfach verschoben. Am 19. Juni 1953 lehnt US-Präsident Dwight D. Eisenhower auch das letzte Gnadengesuch der Rosenbergs ab.

Am selben Tag wird das Ehepaar im New Yorker Gefängnis Sing Sing auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet - trotz internationaler Proteste etwa von Albert Einstein, Pablo Picasso oder auch Papst Pius XII. Inzwischen sind sich die Historiker weitgehend einig: Das Urteil ist ein politisch motiviertes Justizverbrechen.

Autor des Hörfunkbeitrags: Burkhard Hupe
Redaktion: David Rother

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 19. Juni 2023 an die Hinrichtung der "Atomspione" Ethel und Julius Rosenberg.

ZeitZeichen am 20.06.2023: Todestag von Clara Zetkin, Führerin der internationalen sozialistischen Frauenbewegung