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Jean Paul Getty nach seiner Freilassung in der Polizeistation von Lagonegro

10. Juli 1973 - John Paul Getty III. wird entführt

John Paul Getty ist der reichste Mann der Welt. Doch als sein Lieblingsenkel John Paul Getty III. entführt wird, will er nicht zahlen. Sein entführter Enkel verliert daraufhin nicht nur sein Ohr.

Es ist nachts um drei Uhr auf der Piazza Farnese in Rom. John Paul Getty III. ist auf dem Nachhauseweg nach einer durchfeierten Nacht im Club "Tree Tops", als er in einen Transporter gezerrt wird. Die Entführer, Mitglieder der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta, haben sich ihr Opfer in dieser Nacht ganz genau ausgesucht.

Denn John Paul Getty III. ist einer von 14 Enkeln des reichsten Mannes der Welt. Sein Großvater John Paul Getty ist amerikanischer Öltycoon und Kunstmäzen - und zudem bekannt als gefühlskalt und geizig. Sein Enkel wird das noch am eigenen Leib schmerzlich erfahren.

Die Entführung von Jean Paul Getty III. (am 10.7.1973)

WDR ZeitZeichen 10.07.2023 14:59 Min. Verfügbar bis 10.07.2099 WDR 5


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Seit sich seine Eltern in den 1960er Jahren getrennt haben, lebt John Paul Getty III. mit seiner Mutter und seinen drei Geschwistern in Rom. Dort ist der 16-Jährige als "goldener Hippie" bekannt. Der Boulevardpresse liefert er seit Monaten dankbare Schlagzeilen von rauschenden Drogenexzessen und Randale.

Großvater ignoriert Forderungen

17 Millionen Dollar fordern die Entführer. Doch Getty senior will nicht zahlen. Er würde sonst bald 14 entführte Enkelkinder haben, so sein Argument. Er spielt auf Zeit, inszeniert PR-Kampagnen, entsendet einen eigenen Ermittler und ignoriert Forderungen der Kidnapper.

Bis die Entführer ein abgeschnittenes Ohr und eine Locke an eine Tageszeitung senden, gefolgt von einem Brief mit einem Foto von Paul: blauäugig, rotgelockt mit Sommersprossen - und nun völlig abgemagert, durch das fehlende Ohr zusätzlich entstellt. Der reiche Großvater zahlt nun doch, handelt die Entführer aber schließlich auf 2,8 Millionen Dollar runter.

Monate in Wellblechhütten und Höhlen

Am 15. Dezember 1973 wird John Paul Getty III. im Süden Italiens gefunden - blutverschmiert, zitternd und verwahrlost. Mehr als fünf Monate hat er in Wellblechhütten und Höhlen in den Bergen von Kalabrien verbracht, berichtet er später.

Vom Trauma dieser Entführung kann sich der 17-Jährige nicht mehr befreien. Seine Angstzustände bekämpft er mit immer höheren Dosen an Heroin.

Schwer behindert im Rollstuhl

1981 wird John Paul Getty III. in Los Angeles nach einem Alkohol- und Drogenexzess bewusstlos aufgefunden. Schwer behindert erwacht er sechs Wochen später aus dem Koma. Nach einem Schlaganfall im Jahr darauf sitzt er querschnittsgelähmt, erblindet und artikulationsunfähig im Rollstuhl. Er stirbt 2011 im Alter von 54 Jahren an Multiorganversagen.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Susanne Rabsahl
Redaktion: David Rother

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