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Eine undatierte Schwarz-Weiß-Aufnahme von Nicola Tesla

7. Januar 1943 - Der Erfinder Nikola Tesla stirbt in New York

Sein Nachname schmückt heute eine Elektroauto-Marke: Nikola Tesla hat mit seinen Forschungen den Wechselstrom zum Standard gemacht. Das Technik-Genie ist allerdings auch für absonderliche Ideen bekannt.

Nikola Tesla ist auf die Zahl Drei fixiert: Seit Jahren wohnt er in einem New Yorker Hotel im Zimmer 3327 im 33. Stock - weil die Zahl durch drei teilbar ist, ebenso wie die Quersumme. Außerdem muss er jedes Haus, das er betritt, zunächst drei Mal umrunden. Doch jetzt hängt am Türknauf seines Hotelzimmers seit Tagen das Schild "Do not disturb" ("Nicht stören").

Als das Zimmermädchen schließlich die Tür doch aufschließt, findet sie den 86-Jährigen leblos auf seinem Bett. Der herbeigerufene Arzt stellt als Todeszeitpunkt den vorangegangenen Abend fest: den 7. Januar 1943. Das einsame Ende von Tesla steht im Kontrast zu seiner umjubelten Karriere, die fast 60 Jahre zuvor beginnt: 1884 verlässt der 28-jährige Ingenieur ein Einwandererschiff im Hafen von New York. Er stammt ursprünglich aus dem Dorf Smiljan, das im heutigen Staatsgebiet Kroatiens liegt. In der Tasche hat er ein Empfehlungsschreiben.

Nikola Tesla, Physiker und Erfinder (Todestag, 07.01.1943)

WDR ZeitZeichen 07.01.2023 14:55 Min. Verfügbar bis 07.01.2090 WDR 5


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Im Clinch mit Edison: Gleich- oder Wechselstrom?

Tesla, der bereits in Paris, Straßburg und Budapest für die "Edison Electric Company" gearbeitet hat, wird nun zu Thomas Alva Edison persönlich vorgelassen. Der Unternehmer beherrscht den Strom-Markt in den USA und Europa. Er beauftragt Tesla, die schlecht funktionierenden Gleichstrom-Generatoren seiner Firma zu verbessern. Bei Erfolg verspricht er ihm die enorme Summe von 50.000 Dollar. Doch als es soweit ist, verweigert Edison Tesla das Geld. Es habe sich doch nur um amerikanischen Humor gehandelt.

Das lässt sich Tesla nicht bieten, er kündigt die Stelle. Im sogenannten Stromkrieg, der sich anbahnt, sind die beiden ohnehin Gegner. Edison setzt auf Gleichstrom, weil er mit dem Aufbau der dafür notwendigen Infrastruktur viel Geld verdient. Tesla hingegen im vom Wechselstrom überzeugt, denn damit ist es - im Unterschied zu Gleichstrom - möglich, elektrische Energie mit geringen Verlusten über große Strecken zu leiten.

Patent für elektromagnetischen Motor

Tesla wechselt zum Edison-Konkurrenten George Westinghouse und baut den ersten brauchbaren elektromagnetischen Motor, den er 1888 zusammen mit sechs anderen Erfindungen zum Patent anmeldet. Der große Durchbruch für Tesla mit der Weltausstellung 1893 in Chicago. Westinghouse gewinnt den Bieter-Wettbewerb gegen Edison und erhält den Auftrag, das Gelände elektrisch zu erleuchten. Tesla ist für die Umsetzung verantwortlich, er setzt 90.000 Glühbirnen ein.

Nicola Tesla in seinem Labor

Nicola Tesla in seinem Labor

Während der Weltausstellung präsentiert sich Tesla auch als Magier der Elektrizität. Er hält Glasröhren, die in seiner Hand plötzlich aufleuchten, und lässt 200.000-Volt-Blitze über seinen Körper fahren. "Nach solch einem verblüffenden Test (...) sprühten aus Mr. Teslas Körper und Kleidung noch eine Weile feiner Glimmer oder Halos aus zersplittertem Licht", berichtet die "Chicago Tribune". Tesla will damit zeigen, dass man Strom kabellos übertragen kann.

Wirtschaftlich und politisch im Abseits

Tesla verfolgt eine große Idee: Er will ein "Welt-System" schaffen, ein globales Netz zur Energie- und Nachrichtenübertragung. Mit finanzieller Unterstützung von Banker John Pierpont "J.P." Morgan baut er an der US-Ostküste auf Long Island einen riesigen Sendeturm, den "Wardenclyffe Tower". Damit will er drahtlos und weltweit elektrischen Strom übertragen. Doch als Tesla die Ergebnisse schuldig bleibt und den Kredit nicht zurückzahlt, zieht sich Morgan zurück.

Tesla kündigt über Jahre immer wieder neue Erfindungen an, die er allerdings nicht realisiert. Der Ingenieur stellt sich aber nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch ins Abseits. Im Ersten Weltkrieg arbeitet er mit dem deutschen Unternehmen Telefunken zusammen und ermöglicht Funkverkehr mit Berlin. Später stellt sich heraus, was die Deutschen von Long Island gesendet haben: die Routen der alliierten Schiffskonvois.

Vorlage für Verschwörungsideologen

Trotzdem versucht Tesla, neue Investoren anzulocken. Er fabuliert von Strahlenwaffen, fliegenden Luxusautos und "freier Energie", die an jedem Ort im Universum zur Verfügung stehe. Als Tesla stirbt, bleibt vom gefeierten Genie nur noch das Bild eines abgedrehten Fantasten übrig.

Verschwörungsideologen verbreiten bis heute die Legende, Geheimdienste würden Teslas Lösung aller Energieprobleme unter Verschluss halten. Vergessen werden dabei Teslas tatsächlichen Verdienste: seine Leistungen bei der Entwicklung des Rundfunks, die Erfindung der Funksteuerung sowie seine Beiträge zu Radar- und Röntgengeräten.

Autor des Hörfunkbeitrags: Martin Herzog
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 7. Januar 2023 an Nikola Tesla. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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