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Fabergé-Ei

30. Mai 1846 - Geburtstag von Peter Carl Fabergé

Stand: 30.05.2021, 10:20 Uhr

In höchster Meisterschaft lässt Peter Carl Fabergé in seiner Manufaktur die von ihm aus Bergkristall und unzähligen, winzig kleinen Diamanten entworfenen Eier für den russischen Zaren fertigen. Heute erzielen Fabergé-Eier auf Auktionen zweistellige Millionenbeträge: das Tausendfache ihres Materialwerts.

Seinen Blick für prunkvolle Unikate schult Fabergé als Jugendlicher vor allem im Grünen Gewölbe, der einstigen Schatzkammer August des Starken, in Dresden. Hier reift auch sein Plan, es seinem Vater gleichzutun und Goldschmied zu werden.

peter Carl Fabergé, russ. Goldschmied (Geburtstag, 30.05.1846)

WDR ZeitZeichen 30.05.2021 14:55 Min. Verfügbar bis 31.05.2099 WDR 5


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Die Eier für den Zaren

Geboren wird Fabergé als Spross hugenottischer Einwanderer am 30. Mai 1846 in Sankt Petersburg. 1860 übersiedelt die Familie nach Dresden. Mit 16 Jahren beginnt er eine vierjährige Kulturreise durch Europa, um sich in Frankfurt, Rom, Paris und London Anregungen für seine spätere Goldschmiedetätigkeit zu holen.

1866 kehrt Fabergé nach Sankt Petersburg zurück. Hier ist es zunächst seine Aufgabe, die prachtvollen Schmuckstücke in der Schatzkammer des Zaren zu restaurieren. Ab 1882 präsentiert er in seinem Juwelierladen luxuriöse Unikate. Im selben Jahr erregt seine Juwelierkunst auf der Allrussischen Ausstellung in Moskau die Aufmerksamkeit von Zar Alexander III., der daraufhin ein Osterei für seine Frau in Auftrag gibt.

Daraus erwächst der Auftrag für ein Ei in jedem Jahr.

Über 300 Mitarbeiter

Bei der Gestaltung der Fabergé-Eier lässt Zar Alexander dem Künstler freie Hand. Einzige Bedingung: Sie müssen eine Raffinesse enthalten. So entstehen Eier mit Miniaturen der Paläste oder der Zarensöhne. Dabei ist Fabergé immer nur für den Entwurf der Kunstwerke verantwortlich. Die Ausführung überlässt er seinen geübten Angestellten, die manchmal Jahre an den Eiern arbeiten. Über 300 Goldschmiede arbeiten schließlich in der Manufaktur.

Nach dem Tod von Alexander III. setzt Nikolaus II. die Tradition seines Vaters fort. Insgesamt bestellt er 40 Eier für seine Mutter und für seine Frau.

Der Niedergang der alten Welt

Sein Auftritt bei der Weltausstellung in Paris 1900 macht Fabergé international bekannt. Aus ganz Europa kommen Aufträge, seine Werkstätten beschäftigen nun über 500 Mitarbeiter. Adelige und Industrielle wollen sich mit Fabergés originellen Einzelstücken schmücken. Erst der Erste Weltkrieg bremst das Geschäft: Nunmehr werden bei Fabergé Granaten produziert, aber auch ein "Militär-Ei" aus Stahl und ein schlichtes "Rotkreuz-Ei".

1916 stellt Fabergé seine letzten Eier für den Zaren her. Das "Birken-Ei" darf nach der Abdankung von Nikolaus II. nicht mehr ausgeliefert werden. Die alte, prachtvolle Welt, der Fabergé seine Kunst gewidmet hatte, verschwindet in den Wirren der Revolution, viele seiner Arbeiter kommen an der Front ums Leben. Fabergé emigriert über Wiesbaden in die Schweiz. Hier stirbt er 1920 in der Nähe von Lausanne.

Autor des Hörfunkbeitrags: Andrea Klasen
Redaktion: Hidegard Schulte

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 30. Mai 2021 an Peter Carl Fabergé. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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