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Erdzeichnung des Marree Man in Australien

26. Juni 1998 - In Australien wird die Erdzeichnung "Marree Man" entdeckt

Dieses Kunstwerk ist bis heute ein Rätsel: In Australien wird 1998 eine kilometergroße Erdzeichnung eines Aborigine-Jägers entdeckt. Wer hat den "Marree Man" geschaffen?

Viel rote Erde, vereinzelte Bäume, ein paar Büsche - im ausgedehnten australischen Hinterland gibt es nur wenige Siedlungen. Tagsüber ist es im sogenannten Outback unsäglich heiß. In dieser Gegend bietet der junge Pilot Trec Smith Rundflüge an. Am 26. Juni 1998 macht er dabei eine merkwürdige Entdeckung.

Aus einer Flughöhe von zwei Kilometern sieht er auf einer Hochfläche eine gigantische Erdzeichnung. Rund 60 Kilometer nordwestlich des Outback-Ortes Marree im Bundesstaat South Australia sind auf dem Boden die Umrisse einer Figur erkennbar. Sie stellt einen Aborigine-Krieger mit einem Speer in der linken Hand dar - rund vier Kilometer groß, mit einem Umfang von etwa 28 Kilometern.

Anonyme Faxe

Die Figur erinnert an Geoglyphen, also archäologisch bedeutende Erdbilder wie etwa die Jahrtausende alten Nazca-Linien in Peru. Dort sind vor allem geometrische Formen wie Dreiecke und Linien zu finden, die damals für die Menschen meist zeremonielle Bedeutung gehabt haben. In Australien liegt der Fall allerdings anders.

Kurz nach der Entdeckung des "Marree Man" schickt ein anonymer Absender Faxe an Geschäfte im Ort und an die Medien: "Als die Figur geschaffen wurde, ist eine Tafel mit einer Widmung vergraben worden. Zehn Zentimeter unter der Oberfläche und sieben Meter von der Nase entfernt." Tatsächlich findet sich an der angegebenen Stelle unter anderem eine US-Flagge.

Riesige Erdzeichnung in Australien: Das Rätsel des "Marree Man"

WDR ZeitZeichen 26.06.2023 15:05 Min. Verfügbar bis 26.06.2099 WDR 5


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Satellitenbilder als Beweis

Das australische Erdbild ist offenbar zwischen Ende Mai und Ende Juni 1998 in den Wüstenboden gefräst worden. Diesen Schluss lassen die monatlichen Satellitenaufnahmen zu: Am 27. Mai 1998 ist noch nichts zu sehen, am 28. Juni, also zwei Tage nach Trec Smiths Entdeckung, ist der "Marree Man" deutlich erkennbar.

Wer der Urheber des Erdbildes ist, bleibt allerdings ungeklärt - trotz weiterer Hinweise. Anfang 1999 bekommt auch der englische "Guardian" ein Fax. Bei der "Cerne Abba Giant"-Figur aus dem 17. Jahrhundert in Dorset findet die Polizei ein vergrabenes Einmachglas. Auf dem Zettel darin steht immerhin eine Antwort auf die Frage nach dem Warum:

"Damit der Staat von Südaustralien dauerhaft von der Zunahme des Tourismus profitiert. Und um die sportlichen Aktivitäten der Aborigines bei der Olympiade in Sydney zu würdigen." Anonymer Hinweis zum "Marree Man"

Ein Künstler, Soldaten, Minenarbeiter?

Spekulationen machen die Runde. Möglicherweise steckt der australische Künstler Bardius Goldberg hinter der Aktion. Er hat einmal gesagt, er wolle ein Kunstwerk schaffen, das man aus dem Weltraum sehen könne. Auf dem Totenbett soll er 2002 einem Freund gestanden haben, daran beteiligt gewesen zu sein.

Doch wer waren seine Helfer? Die 28 Kilometer lange und 35 Meter breite Spur muss mit einer Art Pflug oder Traktor in den Wüstenboden gefräst worden sein. In der Nähe sind US-Soldaten stationiert, die eng mit australischen Militärs zusammenarbeiten. Auch Minenarbeiter gibt es in der Gegend. Diese Gruppen verfügten bereits zum damaligen Zeitpunkt über die nötige GPS-Technologie zur exakten Vermessung des "Marree Man".

Von einem Pub-Besitzer restauriert

Als Wind und Wasser das Kunstwerk fast zum Verschwinden bringen, mietet der Pub-Besitzer Phil Turner eine Planiermaschine und zieht 2016 die Spur mit ein paar Freunden nach. Die Touristenattraktion für den rund 150 Einwohner zählenden Ort Marree soll erhalten bleiben.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Andrea Kath
Redaktion: Matti Hesse

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 26. Juni 2023 an die Entdeckung des "Marree Man" in Australien. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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