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Kriminalgericht Moabit in Berlin (Aufnahme um 1925)

6. Juni 1932 - Der Caro-Petschek-Prozess beginnt

Stand: 16.05.2022, 15:49 Uhr

Eines der spektakulärsten Verfahren der Weimarer Repubik: Im Caro-Petschek-Prozess wird nach einer Scheidung um die Mitgift gestritten. Die Kontrahenten sind jüdische Unternehmer. Das wird politisch ausgeschlachtet.

"Der Tanz der Millionen", "Die Wahrheit über die Judenfamilie Petschek", "Wie sich jüdische Großverbrecher Millionen ergaunerten" - mit solchen Schlagzeilen instrumentalisiert das antisemitische Hetzblatt "Der Stürmer" einen Familienstreit. Die aufstrebenden Nationalsozialisten nutzen die Auseinandersetzung als scheinbaren Beleg für ihre Lüge, an der Weltwirtschaftskrise seien die Juden schuld.

Was ist tatsächlich passiert? Die Vorgeschichte beginnt 1916: Nikodem Caro und Ignaz Petschek lernen sich auf einer Zugfahrt von Berlin nach Wien kennen. Sie zeigen sich Fotos ihrer Kinder - und beschließen: Die beiden sollen heiraten. Ernst Petschek und Vera Deborah Caro lassen sich auf den Plan ihrer Väter ein.

Beginn des Caro-Petschek-Prozesses (am 06.06.1932)

WDR ZeitZeichen 06.06.2022 14:48 Min. Verfügbar bis 06.06.2099 WDR 5


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Rückzahlbare Mitgift

Noch während des Ersten Weltkrieges treffen sich Ernst und Vera Deborah in Karlsbad - im Beisein ihrer Eltern. Die Familien sind nicht irgendwer: Nikodem Caro ist Chemiker und Generaldirektor der Bayerischen Stickstoff-Werke AG. Ignaz Petschek ist Montanunternehmer und Großaktionär beim Mitteldeutschen Braunkohlesyndikat.

Wenig später findet die Verlobung statt. Die Mitgift soll 400.000 Reichsmark betragen. Die Bedingung lautet: Sollte es zu einer Trennung kommen, ist die Summe an den Brautvater zurückzuzahlen. 1918 findet die Hochzeit statt. Die Ehe hält zehn Jahre. Danach zahlt Ernst Petschek Unterhalt für seine zwei Kinder, monatlich 70.000 Reichsmark.

Heftige Beschimpfungen

Trotzdem streiten sich die Schwiegerväter. Petschek beschreibt Caro als Kriegsgewinnler, Caro bezeichnet Petschek als kapitalistische Hyäne. Die Öffentlichkeit erhält Einblicke in das Privatleben der Familien.

Die "Vossische Zeitung" zitiert zum Beispiel Caro: "Er erzählt, wie er mit Ignanz Petschek auf gemeinsamen Spaziergängen eingekehrt sei und wie der schwerreiche Petschek niemals daran gedacht habe, das Portemonnaie zu ziehen."

Prozess um Quittung

Aus der Begegnung im Zug wird ein Fall für die Justiz. Caro fordert die Mitgift zurück. Doch die Petscheks behaupten, die Summe nie erhalten zu haben. Caro sagt, das Geld sei gegen eine Quittung übergeben worden. Doch er kann diese nicht vorlegen.

Die Petscheks reichen daraufhin eine Strafanzeige wegen versuchten Betrugs ein. Am 6. Juni 1932 beginnt vor dem Berliner Kriminalgericht Moabit der Prozess. Es wird viel Geld für Anwälte und Sachverständige ausgegeben.

Das Verfahren endet im Dezember 1932 mit einem Freispruch für Caro - im Zweifel für den Angeklagten. Gut vier Wochen später erfolgt die Machtübernahme der Nationalsozialisten.

Autor des Hörfunkbeitrags: Thomas Klug
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

ZeitZeichen auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 6. Juni 2022 an den Caro-Petschek-Prozess. Das ZeitZeichen gibt es auch als Podcast.

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