ZeitZeichen
04.05.1992 - Volksabstimmung der kanadischen Inuit
Stand: 15.03.2017, 13:12 Uhr
Ein Fünftel der Gesamtfläche Kanadas, aber nur 32.000 Einwohner, sowie sehr viel mehr Robben und Karibus. Ein Hafen und ein Flugplatz in jedem Dorf, aber keine einzige gepflasterte Straße im ganzen Territorium, dafür viel Eis und Schnee. Der Winter dauert neun Monate, die Temperaturen fallen auf minus 50 Grad. Im Dezember wird es nie hell, im Juni nie dunkel.
Von Almut Finck
Nunavut in der kanadischen Arktis. Nunavut, das heißt "Unser Land". Vor 25 Jahren legten die Bewohner der kanadischen Arktis per Volksabstimmung die Grenzen des Territoriums Nunavut fest. Sieben Jahre später begann das große Experiment: Nunavut verwaltet sich seither selbst. Die Probleme sind dadurch nicht kleiner geworden.
Die Schneewüste ist rohstoffreich, die Menschen hier sind bitter arm. Arbeitslosigkeit, Selbstmord- und Kriminalitätsraten liegen um ein vielfaches höher als im restlichen Kanada. Alkohol und Drogen gehören zum Alltag vieler junger Inuit. Die Sprache ihrer Vorfahren oder deren Techniken des Jagens und Fischens haben sie längst verlernt.
Umgekehrt gibt es nach wie vor nicht genug Inuit, die das westliche Bildungssystem erfolgreich durchlaufen und ihre Nation politisch wie wirtschaftlich führen könnten. Paul Okalik, erster Premierminister Nunavuts von 1999 bis 2008, war der erste Inuit, der überhaupt je Jura studierte und zum Rechtsanwalt ausgebildet wurde.
Redaktion: Michael Rüger