3. April 1876 - Todestag von Henriette Davidis

Stand: 31.03.2021, 15:21 Uhr

Mit teils überaus gehaltvollen Rezepten zu "Gänseschwarz" oder Froschschenkeln, zum "Hecht im Mantel" oder zum Fischotter als Fastenspeise revolutioniert Henriette Davidis das Kochbuch ihrer Zeit.

Henriette Davidis, dt. Kochbuchautorin (Todestag, 03.04.1876) WDR ZeitZeichen 03.04.2021 14:23 Min. Verfügbar bis 04.04.2099 WDR 5

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Mitteils überaus gehaltvollen Rezepten zu "Gänseschwarz" oder "Gänseweiß", zum "Hecht im Mantel" oder zum Fischotter als Fastenspeise revolutioniert Henriette Davidis das Kochbuch ihrer Zeit.

So bekannt werden ihre Werke, dass sich bis heute hartnäckig das Gerücht hält, die berühmte Formel "man nehme" stamme von ihr.

Kochen, Erziehung, Haushaltsführung

Geboren wird Davidis 1801 als zehntes von 13 Kindern einer Hausfrau und eines evangelischen Pfarrers in Wengern. Die Mutter unterrichtet sie in den Grundlagen des Kochens und der Haushaltsführung. Ihre Schwester Elisabeth heiratet einen Schlossbesitzer in Schwelm: 1816 zieht Davidis zu ihr, um dort die Höhere Töchterschule zu besuchen. Zur Erzieherin ausgebildet, sammelt sie erste praktische Erfahrungen im Haushalt ihrer Schwester Albertine, die vier Kinder hat.

Zwei Mal ist Davidis verlobt, aber beide Männer sterben. So muss sie für ihren Lebensunterhalt selber sorgen. Unter anderem arbeitet sie als Betreuerin einer älteren Frau in der Schweiz sowie als Erzieherin und Gouvernante in Bremen. Als ihr Vater 1828 stirbt, kehrt sie nach Wengern zurück, um zehn Jahre lang die Mutter zu pflegen. Schließlich leitet sie eine Mädchen-Arbeitsschule in Sprockhövel.

Ein Buch der deutschen Küche

In Sprockhövel beginnt Davidis mit ihrem Kochbuch. Anders als vergleichbare Unternehmungen der Zeit beschränkt sie sich dabei nicht auf eine regionale Küche, sondern bezieht Rezepte aus ganz Deutschland mit ein. Acht Jahre lang sammelt sie ihre Rezepte – und prüft ihre Brauchbarkeit allesamt selber. Rund 1.400 werden es am Ende sein.

Für ihr Kochbuch findet Davidis zunächst keinen Verlag. Erst 1844 wird ihr "Praktisches Kochbuch" in tausend Exemplaren gedruckt. Mit allgemeinen Tipps zu Hygiene oder Reinlichkeit versehen und verständlich geschrieben, trifft es den Nerv der Zeit und wird zum Bestseller. Fortan ist Davidis damit beschäftigt, ihr Kochbuch immer wieder zu überarbeiten.

Zwischen biederer Hausfrau und Emanzipation

1857 zieht Davidis nach Dortmund. Da hat sie mit dem Haushaltsbuch "Der Gemüsegarten" (1850) oder "Puppenköchin Anna" (1856) schon weitere Bücher geschrieben. Auch eine "praktische Lebenshilfe für unverheiratete Frauen" ist darunter, in der auch emanzipatorische Gedanken zu lesen sind: ungewöhnlich für eine Frau, die in ihren Kochbüchern eher die Glückseligkeit des Mannes als oberstes Ziel der Haushaltsführung propagiert.

Ab den 1870er Jahren schreibt Davidis auch Werbekochbücher für das Fleischextrakt von Justus Liebig: ein Erfolg, der sie als Werbeträgerin noch bekannter und als Autorin selbstbewusster macht. Das schlägt sich auch in ihren Honoraren nieder: Hatte sie bei der Erstauflage ihres "Praktischen Kochbuchs" für pauschale 450 Taler ihre ganzen Rechte abgegeben, erhält sie für die 20. Ausgabe immerhin schon mehr als das Doppelte.

Erst mit 66 Jahren kann Davidis vom Schreiben leben. Sie stirbt am 3. April 1876 in Dortmund. Inzwischen ist ihr Kochbuch in 18 Sprachen erhältlich – auch in den USA.

Autorin des Hörfunkbeitrags: Ariane Hoffmann
Redaktion: Gesa Rünker

Programmtipps:

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 3. April 2021 an die Kochbuchautorin Henriette Davidis. Das "ZeitZeichen" gibt es auch als Podcast.

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