WDR 5 Tagesgespräch
IGeL: überflüssige Gesundheitsleistungen?
Manchmal kostet der Arztbesuch auch für gesetzlich Versicherte Geld. Mit Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) setzen Arztpraxen pro Jahr 2,4 Milliarden Euro um. Doch welche dieser Leistungen sind nötig? Und wie kann ich das als Patient:in einschätzen? Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen im WDR 5 Tagesgespräch.
Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, sind Selbstzahlerleistungen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Sie werden oft genutzt, stehen aber auch in der Kritik. Es heißt, sie seien häufig teuer, oft unnötig und teils sogar schädlich. So kritisiert der Medizinische Dienst vom Bund der Krankenkassen, der den jährlichen IGeL-Report herausgibt, dass Patient:innen in großem Umfang mit IGeL-Angeboten konfrontiert werden, dabei aber häufig nur unzureichend aufgeklärt würden. Aus Unwissenheit gäben deshalb Versicherte viel Geld für Leistungen aus, die wenig nützten und teilweise sogar schadeten.
Ein umstrittenes Beispiel ist etwa die Ultraschalluntersuchung der Eierstöcke. Bei Symptomen oder einem Krebsverdacht ermöglicht die Untersuchung eine effiziente Abklärung und wird dann von den Krankenkassen übernommen. Als reine Krebsfrüherkennung ohne konkrete Anhaltspunkte ist sie allerdings eine IGeL-Leistung. "Die gleiche Methode kann zur Früherkennung einer Krankheit nämlich ungeeignet sein", erklärt Andrea Lichterfeld-Kottner, Leiterin für evidenzbasierte Medizin beim Medizinischen Dienst Bund.
Tatsächlich bringt die IGeL "Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung" laut Studien keine verbesserte Überlebenschance. Stattdessen komme es häufig zu falsch-positiven Befunden und in der Folge zu unnötigen weiteren Untersuchungen. Verteidigt wird die Untersuchung vom Berufsverbande der Frauenärzte. Dessen Präsident Klaus Doubek betont, der Verband habe sich verpflichtet, nur medizinisch empfehlenswerte Leistungen anzubieten und der Ultraschall umfasse stets das ganze Becken. Dabei werde bei "knapp 1.000 Frauen in zehn Prozent der Fälle ein auffälliger Befund erhoben." Die Untersuchung sei deshalb also eine sinnvolle Ergänzung.
Welche IGeL-Leistungen kennen Sie? Welche nehmen Sie vielleicht selbst in Anspruch? Wann finden Sie Selbstzahlerleistungen sinnvoll? Welche lehnen Sie eher ab? Fühlen Sie sich von Ihrem Arzt / Ihrer Ärztin über Nutzen und Risiken der Selbstzahlerleistungen gut aufgeklärt? Warum es gibt es so viele Leistungen, die die Krankenkasse nicht bezahlt? Haben Sie sich schon einmal bedrängt gefühlt, bestimmte Selbstzahlerleistungen in Anspruch zu nehmen?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Andrea Lichterfeld-Kottner, Leiterin für evidenzbasierte Medizin beim Medizinischen Dienst Bund
Redaktion: Chris Hulin und Beate Wolff