Dollow, Somalia: Ein Kind läuft an Kadavern von Ziegen vorbei, die wegen Hunger und Durst gestorben sind.

Klimafolgen in Afrika – Müssen wir zahlen?

Der erste afrikanische Klimagipfel hat zwei klare Botschaften: Wir gestalten die notwendigen Veränderungen nicht aus der Opferperspektive. Und wir erinnern die Industrieländer an ihre finanzielle Verpflichtung, um die Folgen in afrikanischen Ländern zu bewältigen. Steht das Industrieland Deutschland in der Pflicht? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!

Afrika sei der "Schlüssel zur Beschleunigung der Dekarbonisierung der Weltwirtschaft", so Kenias Präsident William Ruto beim Auftakt des ersten Afrika-Klimagipfels. Drei Tage lang trafen sich über 50 afrikanische Länder in Nairobi, um über den Ausbau erneuerbarer Energien und über die globale Finanzierung von Klimaschutzprojekten auf dem Kontinent zu diskutieren. Es ist der erste Klimagipfel dieser Art, bei dem es hauptsächlich um Belange Afrikas zu den Themen Energiewende und Klimawandel geht.

Eine zentrale Forderung der afrikanischen Staaten: Schadensersatz von den Industriestaaten für die spürbaren Folgen des Klimawandels. Denn diese, so das Argument, hätten massiv zur Erderwärmung beigetragen. Während Afrika gerade einmal für vier Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich ist, verursachen die G20-Staaten 81 Prozent der Ausstöße. Trotzdem leidet der afrikanische Kontinent bisher deutlich stärker unter den Folgen. Extremwetterereignisse kommen immer häufiger vor. Das erleben wir ja jetzt auch in Südosteuropa.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betont das Potential: "Afrika hat alle Ressourcen. Wind, Sonne, Geothermie, Wasserkraft. Alles ist da. Aber die Infrastruktur fehlt." Auch große Massen an Bodenschätzen wie Lithium, Kupfer, Kobalt und Mangan lagern hier – Rohstoffe, die für den Ausbau von Elektromobilität wichtig sind.

Klimabedingte Naturkatastrophen kosten die afrikanischen Länder zwischen 7 und 15 Milliarden US-Dollar pro Jahr. Auch deswegen hatten sich die Industriestaaten 2020 verpflichtet, jährlich 100 Milliarden US-Dollar für die Finanzierung von Klimaprojekten im globalen Süden aufzubringen. Bisher sind sie dieser finanziellen Verpflichtung aber noch nicht nachgekommen. Historisch gesehen haben die Industrieländer ihre Bedürfnisse häufig zu Lasten des globalen Südens erfüllt. Daher stellt sich die Frage, ob der Umgang mit Klimafolgen auch diesem Muster folgt.

Tragen Industrieländer die Verantwortung, für die Folgen der Klimakrise in Afrika zu zahlen? Und wer sollte da zahlen? Auch Indien und China, die heute sehr viel CO2 freisetzen, aber noch vor wenigen Jahrzehnten Entwicklungsländer waren? Kann sich – und muss sich Deutschland – Ausgleichszahlungen leisten? Gibt es einen objektiven Maßstab für die Höhe solcher Zahlungen?

Gilt Verantwortung auch für die Zeit, als den Industrienationen noch gar nicht bewusst war, welche Folgen das Verbrennen fossiler Energieträger einmal haben wird? Was ist besser: Zahlungen zu leisten oder mit Technologie die Energiegewinnung in Afrika umzubauen? Oder sollten wir beides tun? Welche Verantwortung tragen wir aufgrund unserer Kolonialgeschichte?

Kenia produziert bereits 90 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energieträgern. Können wir bei der Nutzung der Geothermie das Land als Vorbild sehen? Wäre eine Investition angesichts der wertvollen Bodenschätze nicht auch sinnvoll für uns? Oder ist Afrika selbst verantwortlich für den Ausbau von erneuerbaren Energien?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Boniface Mabanza, "Werkstatt Ökonomie" in Heidelberg, Schwerpunktthemen afrikanische Handelspolitik, Rohstoffpolitik und Globalisierung

Redaktion: Willi Schlichting und Lars Schweinhage

Klimafolgen in Afrika – Müssen wir zahlen?

WDR 5 Tagesgespräch 07.09.2023 45:16 Min. Verfügbar bis 06.09.2024 WDR 5


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