Die mikroskopische Aufnahme zeigt eine menschliche Eizelle, die in einem Speziallabor in Dresden zu Demonstrationszwecken injiziert wird.

Kinderwunschbehandlung: Wer soll zahlen?

Das Land NRW will die finanzielle Förderung von ungewollt kinderlosen Paaren streichen. Kinderwunschbehandlungen sind teuer, die Krankenkassen zahlen davon nur einen Anteil. Kinderwunschförderung – sollte das eine gesellschaftliche oder eine private Aufgabe sein? Diskutieren Sie mit im WDR 5 Tagesgespräch!

Fast jedes zehnte Paar in Deutschland ist ungewollt kinderlos. Als letzte Option bleibt oft nur eine künstliche Befruchtung. Und die kann teuer sein: Je nach Behandlungsmethode sind es mehrere Tausend Euro. Unter bestimmten Bedingungen zahlen die gesetzlichen Krankenkassen die Hälfte der Behandlungen. Bislang hat auch das Land NRW ungewollt kinderlose Paare zusätzlich finanziell gefördert. Doch damit soll jetzt Schluss sein: Weil laut NRW-Familienministerium die Fördermittel des Bundes gekürzt wurden, soll die Förderung künftig gestrichen werden – vorausgesetzt, der Landtag wird dem zustimmen. Man sei "sich darüber bewusst, dass dies viele Interessierte enttäuscht", so eine Sprecherin des NRW-Familienministeriums.

Pro Jahr hatten bislang über 6.000 betroffenen Paare in NRW dazu einen Antrag beim Land gestellt. Doch nicht jedes ungewollt kinderlose Paar kam für die Förderung überhaupt infrage: Nur heterosexuelle Paare mit Hauptwohnsitz in NRW und zwischen 25 und 40 Jahren (Frauen) beziehungsweise 50 Jahren (Männer) konnten den Zuschuss vom Land bekommen. Gleichgeschlechtliche Paare in NRW mussten die Behandlung selbst zahlen – das ist ungerecht und diskriminierend, finden viele Betroffene.

Ohne NRW unterstützen nun insgesamt elf Bundesländer ungewollt kinderlose Paare beim Kinderwunsch – sechs davon  auch gleichgeschlechtliche Paare. Gar keine Förderung gibt es etwa in Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Hamburg. Dabei lässt sich streiten darüber, ob eine staatliche Förderung überhaupt gerecht ist: Kinderwunsch, das sei Privatsache, sagen die einen – und nicht jedes Paar möchte Kinder bekommen. Andere finden es sozial ungerecht, wenn sich ohne Förderung dann wiederum nur wohlhabende Paare eine Kinderwunschbehandlung leisten können.

Sollten wir als Gesellschaft, sollte NRW also Betroffene finanziell weiter unterstützen? Eine Streichung der Förderung könnte dazu führen, dass nur wohlhabendere Paare sich eine künstliche Befruchtung leisten werden. Sollten also nur Paare mit geringeren Einkünften gefördert werden? Bislang galt die Förderung in NRW nur für Heterosexuelle – können Sie das nachvollziehen? Haben Sie selbst oder in ihrem Umfeld Erfahrungen mit dem Thema gemacht?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Prof. Dr. med. Jan-Steffen Krüssel, Leiter UniKiD (Universitäres Kinderwunschzentrum Düsseldorf)

Redaktion: Willi Schlichting und Jessica Eisermann

Kinderwunsch und Kosten: Wer soll dafür zahlen?

WDR 5 Tagesgespräch 05.09.2024 46:13 Min. Verfügbar bis 05.09.2025 WDR 5


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