WDR 5 Tagesgespräch
Heiße Luft: Wer soll das Klima retten?
Unter dem Eindruck von Temperaturrekorden und politischen Umbrüchen beginnt in Aserbaidschan am Montag die 29. UN-Klimakonferenz (COP 29) und es ist absehbar, dass das 1,5-Grad-Ziel bereits in diesem Jahr verfehlt wird. Ist das Sache der Politik? Oder ist das Privatsache? Wer soll das bezahlen? Diskutieren Sie mit Lorenz Beckardt von WDR-Wissenschaft und Moderator Ralph Erdenberger im WDR 5 Tagesgespräch!
Können Sie sich noch erinnern, wie sich die Teilnehmer der Klimakonferenz 2015 in Paris gefeiert haben für eine Absicht: 2015 einigten sich die Staaten der UN-Klimakonferenz, die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen zu wollen. Das ist bis heute das rechtlich bindende Ziel für die Unterzeichnerstaaten. Obwohl es in manchen Regionen und Branchen gelingt, den Ausstoß von Treibhausgasen zu senken, steht es um das weltweite Ziel schlecht. Laut dem EU-Klimadienst Copernicus wird 2024 absehbar das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, 1,55 Grad wärmer als vor der industriellen Revolution. Die Emissionen weltweit steigen immer noch.
Um die Folgeschäden abzufedern und in klimafreundliche Technik zu investieren, will die aktuelle Klimakonferenz eine Finanzierung beschließen. Mindestens eine Billion US Dollar jährlich: Diese Forderung haben viele Entwicklungsländer bereits im Vorfeld der Konferenz formuliert. Und dabei soll es sich vor allem um öffentliche Gelder, also vor allem Schenkungen handeln. Bislang war das nicht der Fall.
Wer heute noch sagt, der Mensch befeuert nicht den Klimawandel, lebt in einer anderen Welt. In dieser Welt ist eingetreten, was von der Wissenschaft vorhergesagt wurde. Der Wandel verstärkt Extremwettterlagen. Das ist keine Ideologie, sondern Gewissheit. Zuletzt in Spanien zu sehen. Es fehlt nicht an Belegen für die Veränderung und dennoch hat das Thema keinen richtigen Lauf. Viele Menschen sind genervt von ständigen Klimawandel-Hinweisen. Und auch davon, dass Lebensgewohnheiten infrage gestellt werden. Auch solche, für die es im Alltag ja kaum Ersatz gibt. Beispiel: Lieber Bahn statt Auto. Gut fürs Klima. Funktioniert aber nur bedingt.
So drängt sich die Frage auf: Müssen wir privat das Klima retten? Können das die großen Konferenzen? Kann es die Politik? Ist der Blick zu düster - schließlich gibt es ja auch Erfolge? War das 1,5 Grad-Ziel wirklich eine gute Motivation? Wer soll für die Folgen des Klimawandels zahlen? Müssen wir Klimaschutz als Untergangsszenario schildern, um etwas zu verändern?
Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).
Gast: Lorenz Beckardt, Klimaexperte aus der WDR-Wissenschaftsredaktion
Redaktion: Willi Schlichting und Valentina Dobrosavljević