Frischvermählte umarmen sich bei der Trauung.

WDR 5 Tagesgespräch

Warum heiraten Sie (nicht)?

Immer weniger Menschen heiraten: 1970 lag der Anteil verheirateter Erwachsener in NRW noch bei 70 Prozent; 2022 nur noch bei rund 52 Prozent. Ist die Ehe ein Konzept von gestern? Diskutieren Sie mit Anja Backhaus im WDR 5 Tagesgespräch!

Verliebt, verlobt, verheiratet. Ein Lebensmodell für Viele, nicht für alle. So waren 2022 laut Zensus für Deutschland 52 Prozent der volljährigen Personen verheiratet – 1970 waren es noch 70 Prozent. Schon seit den 1990er Jahren sinkt die Zahl der Eheschließungen. In Städten ist die Zahl der Ledigen besonders hoch. Auch, wann man zum ersten Mal heiratet, hat sich verändert: Anfang der 1970er Jahre waren Männer im Durchschnitt 25 Jahre und Frauen etwa 23 Jahre alt, 2023 lag das Erstheiratsalter bei Männern bei 35 und bei Frauen bei 33.

Für Viele gehört die Ehe aus religiösen, romantischen oder praktischen Gründen zu einer Partnerschaft dazu. Sie kann als besonderer Liebesbeweis zwischen zwei Partnern gesehen werden, man verspricht sich gegenseitige Treue, Achtung und Beistand in allen Lebenslagen. Aber auch rechtlich bringt eine Ehe Vorteile mit sich: Das Grundgesetz stellt die Ehe unter "besonderen Schutz der staatlichen Ordnung". Eheleute können einen gemeinsamen Nachnamen tragen, durch das Ehegattensplitting Steuern sparen und von niedrigeren Schenkungs- und Erbschaftssteuern profitieren. Außerdem haben verheiratete Eltern automatisch das gemeinsame Sorgerecht fürs Kind - bei einem unverheirateten Paar liegt das Sorgerecht erst einmal allein bei der Mutter. Die Ehe ist in Deutschland eine verbindliche und rechtlich abgesicherte Form des Zusammenlebens, die von der Verfassung besonders geschützt wird.

Klappt es mit der lebenslangen Verbindung irgendwann aber doch nicht mehr, stehen Menschen, die sich trennen wollen, oft vor großen Herausforderungen. Für eine Scheidung muss u.a. eine Trennungszeit von mindestens einem Jahr nachgewiesen werden, der Prozess ist teuer. Das kann von einer Ehe abschrecken. Frauen werden durch die Ehe zudem oft noch benachteiligt: Wenn Frauen heiraten, sinkt ihr Arbeitseinkommen im Schnitt um 20 Prozent, so eine Studie des Münchner ifo Instituts und der Universität Oslo. Grund dafür ist, dass sie weniger arbeiten oder ganz aufhören zu arbeiten. Bei Männern sei hingegen keine Einkommensverringerung nach der Eheschließung zu beobachten.

Auch die Reform des Scheidungs- und Unterhaltsrecht von 2008 hat die finanzielle Lage für Frauen verschärft. Es sieht vor, dass beide Partner für ihren Lebensunterhalt selbst verantwortlich sind, wenn keine Kinder unter drei Jahren da sind. Da Kinder nach einem Ehe-Aus meistens bei der Mutter bleiben, bleibt auch die Doppelbelastung bei den Frauen.

2008 wurde das Scheidungs- und Unterhaltsrecht reformiert, die geschiedenen Partner sind für ihren eigenen Lebensunterhalt selbst verantwortlich, wenn keine Kinder unter drei Jahren betreut werden. Seitdem hat sich die Situation für geschiedene Frauen tendenziell verschärft.

Wie blicken Sie auf die Ehe: Ist sie ein veraltetes Konzept? Sind Sie verheiratet? Was spielt bei der Eheschließung eine größere Rolle: Romantik, Religion oder praktische Gründe? Verstärkt die Ehe veraltete Rollenbilder und patriarchale Strukturen? Wie kann eine gleichberechtige moderne Ehe aussehen? Schrecken die Hürden für eine Scheidung von einer Eheschließung ab? Würden Sie heute (nochmal) heiraten?

Rufen Sie uns während der Sendung an (WDR 5 Hotline 0800 5678 555).

Gast: Dr. Andrea Newerla, Autorin, Soziologin und Beziehungsberaterin

Redaktion: Chris Hulin und Gundi Große

Warum heiraten Sie (nicht)?

WDR 5 Tagesgespräch 20.03.2025 46:15 Min. Verfügbar bis 20.03.2026 WDR 5


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