Ein Schlüssel, sagt der Publizist Eckart Löhr, könnte die Idee der Würde der Natur sein. Den Begriff der Würde verwenden wir bislang ja hauptsächlich auf den Menschen bezogen. "Die würde des Menschen ist unantastbar", so heißt es in Artikel 1 des Grundgesetzes. Ein zentraler Wert – der rechtlich bindend und einklagbar ist.
"Meine Forderung ist, den Würdebegriff auf die nichtmenschliche Natur auszudehnen", sagt Eckart Löhr. Das beinhalte auch die Forderung, die Natur als Rechtssubjekt anzuerkennen und ihr Klagebefugnis einzuräumen. Mit dem Status eines grundgesetzlich gesicherten Rechts. Dass so etwas durch möglich ist, zeigen Beispiele aus anderen Ländern; Ecuador ist ein Vorreiter, in Spanien gibt es ebenfalls erste Ansätze.
Hinter der Entwicklung, die zur jetzigen Krise geführt hat, so argumentiert Eckart Löhr, steckt ein zu einfaches Bild der Natur, das eng mit dem Erfolg des westlichen Zivilisationsmodells verbunden ist. Das habe zwei Defiziten der prägenden und bestimmenden Naturwissenschaften zu tun: "Zum einen beruht sie auf einem falschen oder besser unvollkommenen Bild der Natur und zum anderen hat sie dieses falsche Bild der Natur zur Weltanschauung gemacht." Dieses Bild der Natur, sagt Eckart Löhr, fußt mit seinen Konsequenzen auf einer langen Geschichte, die im Grunde seit Beginn der Zivilisation währt. "Dahinter steht immer eine spezielle Philosophie. Wir haben ein Bild von Natur, das es uns erlaubt so mit ihr umzugehen, wie wir das gegenwärtig tun." Die Frage wäre damit auch, was philosophisch geschehen muss, um der ökologischen Krise zu begegnen.
Ist es vorstellbar, dass die Würde der Natur ein Grundrecht sein könnte, ähnlich wie die Menschenwürde? Was würde das für unser Leben bedeuten? Was bedeutet Würde der Natur für Sie?
Hörer:innen können mitdiskutieren unter 0800 5678 555 oder per Mail unter philo@wdr.de.
Redaktion: Gundi Große
Literaturhinweis: Eckart Löhr: Die Würde der Natur. Plädoyer für einen radikalen Perspektivenwechsel. Verlag oekom, 2023.
