Das philosophische Radio ... über Vermögen

Die Schere zwischen Arm und Reich wird immer größer, und das birgt gesellschaftliche Sprengkraft bis hin zur Gefährdung des demokratischen Systems. Ein zentraler Punkt ist die Ungleichheit von Vermögen. Wie ließe sich mehr Vermögensgerechtigkeit herstellen?

Was ist das überhaupt, ein Vermögen? Der Philosoph Christian Neuhäuser sieht Lesarten dieses Wortes: Man kann ein Vermögen haben im Sinne einer Kraft oder Fähigkeit – ein Vermögen ist aber auch ein Ausdruck für den gesamten materiellen Besitz, über den jemand verfügt. Und es gibt einen Zusammenhang zwischen diesen so verschieden scheinenden Bereichen. Besitz bedeutet mehr Macht, ein gesünderes und längeres Leben – und bessere Chancen, selbstbestimmt gutes Leben zu führen.

Das Bruttosozialprodukt misst das ökonomische Vermögen einer Gesellschaft. Aber es bildet mithin nicht das gesamte Vermögen ab. Hier könnte ein Human Development Index weiterhelfen, wie der indische Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Amartya Sen ihn vorschlägt. Also ein Index, der Möglichkeiten und Fähigkeiten misst. Aber wie kann man Fähigkeiten überhaupt bestimmen? Christian Neuhäuser verweist hier auf die "Fähigkeitenliste" der Philosophin Martha Nussbaum – die zum Beispiel die Faktoren körperliche Gesundheit, Verbundenheit mit anderen Menschen, Emotionen und Kontrolle der Umgebung beinhaltet. Klar ist, dass eine Ungleichheit an Fähigkeiten zu schlechteren Chancen führt, ein gutes Leben zu haben.

Ein Problem ist all das, sagt Christian Neuhäuser, weil es dem Ideal humanistischer und republikanischer Gleichheit widerspricht. Und das habe zur Folge, dass der Glaube an die Legitimität der Demokratie schwinde, während autoritative Führung attraktiver scheine.

Der Philosoph Chris Neuhäuser und Moderator Jürgen Wiebicke laden ein zu einer Diskussion über die Vermögensverteilung.

Redaktion: Gundi Große