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Ankunft von russischen Übersiedlern in Unna (1992).

Christlich geprägt – Russlanddeutsche

Stand: 15.05.2020, 12:42 Uhr

Sie leben seit vielen Jahren in Deutschland und doch werden sie Russlanddeutsche genannt. Der kulturellen Vielfalt der Spätaussiedler aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion wird das aber nicht gerecht.

Viele von ihnen sind gläubige Christen, manche gehören zu strenggläubigen Gemeinden. Letztere wecken mehr öffentliches Interesse als jene, die als Atheisten kamen. Wer diese Menschen verstehen will, muss in ihre Geschichte schauen.

Zarin Katharina die Große hatte den Vorfahren der Russlanddeutschen vor 250 Jahren Land und Steuerfreiheit, Befreiung vom Armeedienst und Religionsfreiheit in Russland versprochen. Die arbeitsamen Siedler sollten an der Wolga am Schwarzen Meer Kolonien gründen und dort unter sich bleiben. Ihre Konfession war der Zarin gleich. Doch nach der Revolution 1917 durfte jeglicher Gottesdienst nur noch heimlich gefeiert werden. Später bezichtigte Stalin sie der Kollaboration mit der deutschen Armee, verbannte sie in die Steppen Mittelasiens und die Weiten Sibiriens. Russlanddeutsche waren in den Augen der anderen Faschisten, deutsch zu sprechen war verboten. Auch nach Stalins Tod 1953.

In den 1960er Jahren begann die Auswanderung nach Deutschland. Mit der Perestroika steigerte sich Ausreisebewegung, auf deren Höhepunkt fast 2,3 Millionen russlanddeutsche Spätaussiedler "heemfuhren" zurück nach "Deitschland". Viel im Gepäck hatten sie nicht, dafür aber reichlich Erfahrung von Abgeschiedenheit, Ausgrenzung und Anderssein. Das wirkt bis heute nach. Eine Parallelgesellschaft mitten in Deutschland?

Autor: Dorothea Brummerloh
Redaktion: Christina-Maria Purkert

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